Bautzen. Ein preisgekrönter Filmstoff trifft auf Komödie, Kostümfilm, einen Film über den Sommer 1989 und ein wenig Nostalgie bei den Bautzener Burgfilmnächten. Am Dienstag geht es los im Bühnenbild des Theatersommers. Und im weitesten Sinne haben alle Produktionen auch ein bisschen etwas mit der diesjährigen Freiluftinszenierung „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ und dem Osten Deutschlands zu tun. Eröffnet wird das Kino unterm Sternenhimmel mit dem Film „Gundermann“.
Rückreise in ein verschwundenes Land
Mit feinem Gespür, Zärtlichkeit und Humor porträtiert Regisseur Andreas Dresen in seinem Film „Gundermann“ das Leben des Liedermachers Gerhard „Gundi“ Gundermann. Sein Werk ist zugleich ein Liebes- und Musikfilm wie ein Drama über Schuld und Verstrickung. Der Film über den singenden Baggerfahrer, der an den Sozialismus glaubt und zum Spitzel der Stasi wird, hat 2018 sechs Lolas beim Deutschen Filmpreis erhalten, unter anderem in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“ und „Bester Hauptdarsteller“. In die Rolle von Gundermann, der 1998 mit 43 Jahren starb, schlüpfte Alexander Scheer, der durch Filme wie „Sonnenallee“ bekannt wurde. Er hat auch alle Lieder selbst gesungen. Gedreht wurde übrigens im Lausitzer Tagebaugebiet, in Leipzig und Bad Muskau. „Gundermann“ ist ein Film über Heimat – und blickt am 25. Juni gleichzeitig noch mal auf ein verschwundenes Land zurück.
Armee-Satire mit Beigeschmack
Regisseur Leander Haußmann und Autor Thomas Brussig setzten im Jahr 2005 ihre Zusammenarbeit nach „Sonnenallee“ mit dem Film „NVA“ erfolgreich fort. Im Mittelpunkt der Armee-Satire steht Henrik Heidler, der Ende der 80er-Jahre in die NVA (Nationale Volksarmee) einberufen wird. Wehrdienst ist für ihn eher lästiges Übel als vaterländische Pflicht. Deshalb versucht er, am besten nicht aufzufallen, doch sein Freund Krüger scheut keine Konfrontation mit den Offizieren. Zusammen kämpfen sie sich durch den harten Alltag in der Armee. Starke Darsteller und absurde Situationen sorgen hier für amüsante Unterhaltung. Zu erleben sind unter anderem Detlev Buck, Echt-Sänger Kim Frank und Oliver Bröcker. Gezeigt wird die nachdenkliche Komödie am 2. Juli.
DDR-Kultfilm mit viel blanker Haut
Wohl fast alle Ü-40-Jährigen, die zwischen Kap Arkona und Oberwiesenthal groß geworden sind, kennen diesen DDR-Kultfilm. Im Kino kam eine der erfolgreichsten Defa-Produktionen 1978. „Sieben Sommersprosse“ erzählt die Geschichte einer ersten Liebe. Karoline ist 14, sie hat mehr als sieben Sommersprossen und will eigentlich sowieso nicht erwachsen werden. Mit ihrer kleinen Schwester fährt sie ins Ferienlager. Dort trifft sie unversehens Robert wieder, ihren Freund aus Kindertagen. Sie fühlen sich wieder zueinander hingezogen. Regisseur Hans Zschoche besetzte die Rollen mit Laiendarstellern. Für Aufregung sorgte sein Werk auch wegen der Nacktszenen. Wenige Jahre später drehte der Regisseur übrigens noch einen weiteren Kassenschlager mit „Und nächstes Jahr am Balaton“. Bei dem Film kommen übrigens auch Klassiker-Fans auf ihre Kisten, denn ein bisschen geht es auch um „Romeo und Julia“. Den Ausflug ins Ferienlager Ende der 1970er- Jahre gibt es am 9. Juli.
Der rebellische Bertolt Brecht
Mackie Messers bekanntes Lied „Und der Haifisch, der hat Zähne“ kann fast jeder mitsummen. Bertolt Brecht und Kurt Weill beginnen damit ihre „Dreigroschenoper“. Das Stück wird 1928 in Berlin am Schiffbauerdamm uraufgeführt und gehört zu den größten Theatererfolgen der Weimarer Zeit. Mit dem Erfolg beginnen die beiden Macher ihren Traum, das Stück auf die Leinwand zu bringen. Doch ihr Vorhaben, die im 19. Jahrhundert angesiedelte Geschichte rund um den Ganoven Macheath (Tobias Moretti), der mit Polly (Hannah Herzsprung), der Tochter des sogenannten Bettlerkönigs Peachum (Joachim Król), durchgebrannt ist, zu verfilmen, scheitert schon bald an den unterschiedlichen Absichten von Autor und Produktionsfirma. In der Rolle Brechts ist Lars Eidinger zu erleben, der Komponist Kurt Weill ist Robert Stadlober – am 16. Juli bei den Burgfilmnächten zu sehen.
Die Vertreibung aus dem Paradies
Zu Ende geht das Kino unterm Sternenhimmel mit dem Film „Adam und Evelyn“. Der Ostberliner Regisseur Andreas Goldstein hat Ingo Schulzes Wenderoman in ganz stillen Tönen und mit trockenem Humor verfilmt. Die Geschichte spielt im Wendesommer, in den letzten Tagen der DDR, als das Land und auch die Beziehung von „Adam und Evelyn“ Risse bekommt. Als das Paar bei ihrem Urlaub in Ungarn plötzlich die Möglichkeit bekommt, über die Grenze zu Österreich abzuhauen, lassen sie alles Gewesene hinter sich. Doch ihren Roadtrip begleiten weder Freiheit noch Romantik. Mit offenen Armen empfangen die Westbürger sie keineswegs. Der Film erzählt von Zweien, die sich selbst aus dem Paradies vertreiben und von einem Land, das ihre Heimat war. Bei der Aufführung des Films am 23. Juli ist Regisseur Andreas Goldstein zu Gast.
Die Filme beginnen immer 21.30 Uhr, Einlass ab 20.30 Uhr, der Eintritt kostet 6 Euro. Bei Regen werden die Filme im Burgtheater gezeigt.