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Technologiepark statt alter Industrieruine

Das Gelände der ehemaligen Alpha-Chemie in Potschappel soll saniert und an Existenzgründer verkauft werden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. Wann, wenn nicht jetzt? Das dürfte sich die Geschäftsführung vom Technologie- und Gründerzentrum Freital (TGF) gefragt haben. Das Unternehmen, eine Tochtergesellschaft der Stadt, vermarktet nicht nur den großen Gewerbekomplex an der Dresdner Straße, sondern auch den Technologiepark auf der Fläche der ehemaligen Windbergarena. Weil die Nachfrage hoch ist, wird dieser derzeit erweitert. Entlang des Bahndamms zwischen Porzelline und Schachtstraße entstehen weitere Bauflächen für klein- und mittelständische Unternehmen. Derzeit erfolgt die Erschließung. Doch schon jetzt ist abzusehen, dass weitere Firmen nach Freital drängen werden. „In den Dresdener Gewerbegebieten ist ja auch nicht mehr so viel Platz, das erzeugt einen Druck im Umland“, sagt TGF-Geschäftsführer Alexander Karrei. Deshalb plant die Gesellschaft bereits ein weiteres Projekt: den F3 Freitaler Technologiepark Ost. Er soll in Potschappel entstehen.

© SZ

Das Wichtigste in Kürze

Wo wird das neue Gewerbegebiet angelegt?
Im Dreieck von Coschützer Straße, Birkigter Straße und Bahnstrecke befinden sich alte Industriebrachen. Auf einem etwa 11000 Quadratmeter großen Grundstück stehen die verwaisten Produktions- und Lagerhallen der Alpha Chemie. Ein weiteres, knapp 5000 Quadratmeter großes Gelände in unmittelbarer Nähe ist ebenfalls völlig verwildert. Das alte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Metallaufbereitung Dresden ist längst hinter Buschwerk verschwunden, Sperrmüll liegt herum. Beide Flächen sollen saniert, erschlossen, parzelliert und an Existenzgründer sowie klein- und mittelständische Unternehmen verkauft werden.

Wem gehören die Flächen und was kostet deren Erwerb?
Das kleinere Flurstück an der Birkigter Straße gehört der Stadt Freital. Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend beschlossen, das Grundstück ins Eigentum der TGF zu übertragen. Das Gelände, auf dem die Alpha Chemie vor ihrem Umzug nach Döhlen ansässig war, muss vom jetzigen Eigentümer gekauft werden. Der Kaufpreis liegt bei 100000 Euro. Ein Kaufvertrag sei bereits vorbereitet, heißt es seitens der TGF-Geschäftsführung.

Ist die Lage für ein Gewerbegebiet passend?
Dieser Teil Potschappels ist keine reine Wohngegend, sondern bereits jetzt eine historisch gewachsene Mischung aus Wohnen und Gewerbe, wobei die Unternehmen überwiegen. Mehrere kleine Handwerksbetriebe und Dienstleister haben hier ihren Sitz. Im Flächennutzungsplan ist das Gelände zwischen Bahnstrecke, Birkigter und Coschützer Straße als Mischgebiet ausgewiesen.

Wieviel kostet das Vorhaben und wie will die TGF das finanzieren?
Auf beiden Grundstücken befinden sich Altlasten. Dazu liegen erste Analyseergebnisse vor. Zudem müssen die alten Gebäude abgerissen und die Flächen beräumt werden. Erst dann kann die Erschließung mit Strom, Wasser, Abwasser, Telekommunikation, Zufahrten und Wegen beginnen. Berechnungen gehen von 3,2 Millionen Euro Projektkosten aus. Der Fördersatz kann bis zu 85 Prozent betragen, sodass die TGF einen Eigenanteil von knapp 800000 Euro aufbringen muss. Die Investitionskosten sollen über den Verkauf der Grundstücke wieder eingespielt werden. Am Ende könnte ein Gewinn von 30000 Euro stehen.

Wann ist Baubeginn und wann kommen die ersten Firmen?

Der Grundstückserwerb soll noch in diesem Jahr getätigt werden, anschließend will die TGF, ebenfalls in diesem Jahr, den Fördermittelantrag einreichen. Die Herrichtung und Erschließung des gesamten Areals soll in den Jahren 2020/21 erfolgen. Anschließend können die einzelnen Parzellen verkauft und von den Firmen bebaut werden. Wie schnell eine Vermarktung erfolgen kann, ist aus heutiger Sicht schwer einzuschätzen. Das hängt dann vor allem auch von der allgemeinen Wirtschaftslage in der Region ab.

Welche Chancen und Risiken bringt das Projekt mit sich?
Die TGF will das Projekt vorfinanzieren. Um den Finanzbedarf zu decken, hat der Stadtrat am Donnerstagabend beschlossen, der TGF einen Liquiditätshilferahmen von insgesamt 2,8 Millionen Euro einzuräumen. Ob dieses Geld tatsächlich in Anspruch genommen wird, hängt von der Zahlung der Fördermittel ab. Die Stadträte sehen in dem Projekt große Chancen für Freital. „Seit der Planung des Technologie- und Gründerzentrums ist dies das vierte große Projekt. Wir holen damit Arbeitsplätze und Gewerbesteuern nach Freital“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Martin Rülke. Auch Frank Gliemann von den Freien Wählern äußert sich lobend: „Mit dem Technologie- und Gründerzentrum hat man Mut bewiesen und eine Lawine losgetreten. Diese positive Entwicklung wird nun fortgesetzt.“ Die Bürger für Freital unterstützen das Vorhaben ebenfalls: „Das Gebiet erfährt endlich eine Aufwertung, das tut der Gegend dort gut“, sagt Chris Meyer.

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