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Geburt bei Minusgraden: Zoo in Aue bringt Ziegen auf dem Behindertenklo unter

Am ersten Advent ist es im erzgebirgischen Aue frostig-kalt. Trotzdem bringt eine Ziege Jungtiere auf die Welt. Eines kann nur durch die Hilfe der Tierpfleger und eines beheizten Quartiers überleben: der Behindertentoilette.

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Im Zoo Aue im Erzgebirge wurde am Ersten Advent ein Behindertenklo zur "Geburtsstation" umgebaut.
Im Zoo Aue im Erzgebirge wurde am Ersten Advent ein Behindertenklo zur "Geburtsstation" umgebaut. © Georg Dostmann

Von Georg Dostmann

Aue. Im Auer Tiergarten hatten fünf Zwergziegen am ersten Advent einen sehr frostigen Start ins Leben. Die werdenden Ziegen-Mütter wurden sicherheitshalber vor der Geburt nachts in einem Stall untergebracht. Trotzdem war ausgerechnet am Nikolaustag ein winziges Jungtier so schwach und unterkühlt, dass die Tierpfleger eingreifen mussten. Das Geschwisterchen war trotz Kälte putzmunter.

Die besonders kleine Mutter "Frosty" war im Februar 2021 unter ähnlichen Bedingungen geboren worden und auch sie hat nur durch das Eingreifen der Tierpfleger überlebt. Damals waren, genau wie in diesem Jahr, alle beheizbaren Quartiere belegt. Die letzte Lösung war die Behindertentoilette als "Entbindungs- beziehungsweise Wöchnerinnenstation". Da der "Zoo der Minis", wie sich der Tiergarten wegen seiner vorwiegend kleinen Bewohner nennt, im Dezember weniger Besucher hat und keine Gäste mit Rollstuhl dabei waren, entschloss man sich "Frosty" und ihre Zicklein vorübergehend dort unterzubringen.

Das fast erfrorene Ziegenbaby brachte nur 800 Gramm auf die Waage und musste erst einmal mit einer Elektrolytlösung versorgt werden. Nach einer halbstündigen Erwärmung mit dem Föhn und leichten Massagen kehrten die Lebensgeister langsam zurück. Die kleine Kämpferin war stark genug, um an die Mutter angelegt zu werden. Nach wenigen Schlucken von der ganz wichtigen Kolostralmilch, war sie aber wieder erschöpft. Die Tierpfleger hielten sie bis in die Nacht hinein stündlich an das Euter und zusehends wurde die kleine Ziege kräftiger.

Am nächsten Morgen stand sie dann in der kuschel-warmen Toilette und begrüßte die Pfleger mit einem fröhlichen Meckern. Ein paar Tage werden die drei noch in ihrem ungewöhnlichen Stall bleiben. Dann wird die Toilette gereinigt, desinfiziert und wieder ihrer ursprünglichen Funktion zugeführt. Die beiden kleinen Zicklein wurden übrigens angelehnt an das Märchen "Die Schneekönigin" von Hans Christian Andersen auf „Gerda“ und „Kay“ getauft.