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Kreis Görlitz: Lernen Wölfe an den Schweinepestzäunen das Springen?

Mehr Wolfsübergriffe auf Weidetiere werden im Frühjahr erwartet. Auch, weil Schutzzäune die Raubtiere nicht mehr abschrecken. Aktuelle Zahlen fehlen jedoch.

Von Constanze Junghanß
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Jetzt lernen Wölfe im Kreis Görlitz, Schweinepest-Zäune zu überspringen.
Jetzt lernen Wölfe im Kreis Görlitz, Schweinepest-Zäune zu überspringen. © Bernd Weißbrod/dpa (Symbolbild)

In den vergangenen Jahren gab es im Freistaat Sachsen in den Monaten März und April einen Anstieg bei den Wolfsübergriffen auf Nutztiere, sagt Falk Hofer, Pressereferent des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Wie viele das aktuell sind, kann die Behörde nicht mitteilen. Weil es im Herbst 2023 besonders viele Risse gab, „befinden wir uns teilweise noch in der Aufarbeitung der alten Fälle“, sagt Falk Hofer. Wie sich das Rissgeschehen aktuell für das Görlitzer Kreisgebiet darstellt, kann deshalb seitens der Behörde nicht beantwortet werden.

Für den Landkreis Görlitz liegen die Schadensmeldungen zumindest aus dem Vorjahr vor. In 105 Fällen wurde der Wolf als Verursacher festgestellt, 2022 waren das 62 Fälle gewesen. Schwerpunktregionen waren 2023 Löbau mit 25, gefolgt von Markersdorf mit zwölf und Reichenbach mit zehn Wolfsübergriffen, bei denen Nutztiere getötet oder verletzt wurden.

Dass es aktuell mehr Übergriffe durch den Wolf geben soll, begründet die Pressestelle damit, dass Weidetiere nach dem Winter aus den Ställen geholt werden, also leichtere Beute vor allem dann sind, wenn Schafe und Ziegen unzureichend geschützt seien. In Sachsen entfielen gut ein Drittel der Wolfsrisse auf Nutztiere, die nicht durch den Mindestschutz geschützt seien – trotz der mittlerweile jahrzehntelangen Wolfspräsenz, wie die Fachstelle einschätzt.

Sind Weidezäune für Wölfe keine Hürde mehr?

Aber selbst trotz ausreichender Herdenschutzmaßnahmen reißen Wölfe Nutztiere, wie die Zahlen belegen. Beim statistischen Vergleich der Schadensfälle aus dem April des Vorjahres stellt sich das so dar: Bei 13 der sachsenweit gemeldeten Schadensereignisse wurde der Mindestschutz eingehalten, bei acht Vorfällen nicht und bei drei Schadensereignissen gab es keine Vorgaben. Da waren andere Tierarten betroffen, wo der Wolf als Verursacher auch nicht ermittelt wurde.

Seitens des Landesamtes heißt es dazu: „Wölfe sind findig und lernen Schwachpunkte in Herdenschutzmaßnahmen schnell.“ Ein korrekt installierter Herdenschutz habe „immer noch eine sehr gute Wirkung gegen Wolfsübergriffe“, so Falk Hofer. Er räumt aber auch ein: „Hat ein Wolf einmal gelernt, zu springen, kann er dies im Zweifelsfall bei einem guten Herdenschutz mit Elektrifizierung anwenden.“ Die nicht elektrifizierten Zäune zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) seien als „Übungsobjekte“ des Wolfs nicht zu vernachlässigen.

Das Thema Wolf schafft es nun ins Kino. Der Film „Im Land der Wölfe“ wird in Sohland im Dorfcafé am Freitag gezeigt. Filmaufnahmen entstanden unter anderem in der Rotsteingemeinde. Mit Martin Bauz kommt neben vielen anderen Akteuren ein Schäfer aus dem Görlitzer Umland im Film zu Wort, dessen Schafherden mehrfach von Wolfsübergriffen betroffen waren. Zum Film gibt es eine moderierte Gesprächsrunde, an der Christian Berndt, Obmann "Wolf" vom Jagdverband Niederschlesische Oberlausitz, Patrick Irmer, Fachstelle "Wolf" vom LfULG, Landratsamts-Dezernent Thomas Rublack mit den Gästen ins Gespräch kommen möchten. Filmstart ist am Freitag um 19 Uhr, Einlass ab 18.30, Dorfcafé des Vereins Sohland lebt, Mittelhof 183.