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Reerdigung: Was man unter der neuen Bestattungsform in Deutschland versteht

Bei einer sogenannten Reerdigung wird der Körper der Verstorbenen in 40 Tagen zu Erde transformiert. In einem Bundesland wird diese neue Bestattungsform bereits getestet.

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Aus 80 Kilogramm Mensch werden etwa 110 Kilogramm Erde.
Aus 80 Kilogramm Mensch werden etwa 110 Kilogramm Erde. ©  Pixabay

Kiel. Zu dem in Schleswig-Holstein laufenden Pilotprojekt Reerdigung ist die erste forensische Studie veröffentlicht worden. Die Universität Leipzig hat Proben von zwei reerdigten Verstorbenen untersucht und die Ergebnisse im Fachmagazin "Rechtsmedizin" veröffentlicht, wie das Unternehmen "Meine Erde" am Donnerstag mitteilte. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass die bei der Reerdigung entstehende Erde hygienisch unbedenklich sei, heißt es in dem Artikel. Da bislang aber nur zwei Reerdigungen untersucht worden seien, sei eine weitere Studie geplant.

Bei einer Reerdigung wird der Körper eines Verstorbenen mit körpereigenen Mikroorganismen innerhalb von 40 Tagen zersetzt. Die entstandene Erde wird danach beigesetzt. Es handelt sich dabei um eine neue Bestattungsform in Deutschland, die bislang lediglich in Schleswig-Holstein getestet wird. Der Anbieter "Meine Erde" wirbt damit, dass es sich um eine besonders ökologische Bestattungsform handeln soll.

In der Erde und an den Knochen wiesen die Forscher kein humanes Weichgewebe mehr nach. Die neue Erde habe eine humusartige Struktur, heißt es in dem Artikel. Die Knochen wiesen nach 40 Tagen bereits eine Alterungsstruktur auf wie die eines Leichnams bei einer Sargbestattung nach 20 bis 50 Jahren. Medikamente seien nach der Reerdigung zu einem großen Teil zersetzt, es könnten nur noch Spuren der Wirkstoffe nachgewiesen werden.

In so einen Kokon wird der tote Mensch bei der "Reerdigung" gelegt. Der Anbieter „Meine Erde“ bietet die neuen Bestattungsform an. Ein Leichnam wird auf Heu, Stroh und Grünschnitt gebettet, innerhalb von 40 Tagen wird er zu Erde.
In so einen Kokon wird der tote Mensch bei der "Reerdigung" gelegt. Der Anbieter „Meine Erde“ bietet die neuen Bestattungsform an. Ein Leichnam wird auf Heu, Stroh und Grünschnitt gebettet, innerhalb von 40 Tagen wird er zu Erde. © dpa

Nach Angaben des Anbieters wird dem Kokon nur Luft zugeführt. "Aus 80 Kilogramm Mensch werden etwa 110 Kilogramm Erde", sagte Pablo Metz, Mitbegründer von "Meine Erde". Diese wird anschließend wie bei einer Erdbestattung beigesetzt. Die Kosten nur für die Bestattungsform betragen 2.900 Euro.

Das Berliner Unternehmen "Meine Erde" führt seit Februar 2022 mit einer behördlichen Duldung in Schleswig-Holstein Reerdigungen durch. Das Pilotprojekt läuft an zwei Standorten, in den Kapellen des Kieler Parkfriedhofs und des Friedhofs in Mölln (Herzogtum Lauenburg). Bis Jahresende sollen 16 Reerdigungen abgeschlossen sein.

Die neue Erde kann auf verschiedenen kirchlichen und kommunalen Friedhöfen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern beigesetzt werden. (epd)