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Lila-Laune im Isergebirge

Ein tschechisches Paar bringt einen Hauch Frankreich nach Böhmen. Schon jetzt im März beginnt die Saison auf ihren Lavendelfeldern. Am Osterwochenende gibt es auf ihrem Hof für Besucher einiges zu erleben.

Von Petra Laurin
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Adéla Haidorferová aus Raspenava macht aus Lavendel unter anderem Sirup.
Adéla Haidorferová aus Raspenava macht aus Lavendel unter anderem Sirup. © Archiv Adéla Haindorferová

Nein – man ist hier nicht in Frankreich. Doch die lila Blütenpracht, die im Frühsommer an der Eisenbahnstrecke nach Bilý Potok (Weißbach) in Tschechien wächst, lässt an die riesigen Lavendelfelder in der Provence denken. Doch die Pflanzen gedeihen auch in Böhmen. Der warme Zittauer Wind und die Sonne lassen sie prächtig wachsen. Unweit des Ortes Raspenava/Peklo (Raspenau/Hölle) kann man sie sehen, riechen. Die Lavendelfelder im Isergebirge wurden von Adéla Haindorferová angelegt. Sie wollte damit den Touristen jene Ruhe und Energie bieten, die sie einst selbst zwischen den violetten Feldbahnen in Frankreich gesucht hatte. „Immer mehr Menschen wünschen sich etwas Zeit, um nachzudenken. Deshalb konzentrieren wir uns vor allem auf die sogenannten „Slow-Touristen“, erklärt die Unternehmerin. Also, auf jene, die es langsam angehen lassen. Die Genießer.

Adéla hat bereits zweimal in Frankreich gelebt. Während ihrer Studienjahre kam sie als Babysitterin dorthin, später kehrte sie für kurze Zeit wieder zurück, als sie eine eigene Familie gründete. „Wenn ich mich an meine erste Begegnung mit Lavendel in der Hafenstadt Cassis erinnere, erfüllt mich noch heute ein Gefühl von Freude und Wärme“, bemerkt sie.

Bergmassiv sorgt für Schutz

2017 begann sie mit dem Aufbau ihrer eigenen Lavendelwelt. Damals beschloss sie, von Liberec (Reichenberg) ins Isergebirge umzusiedeln. Sie kaufte in Raspenava, in der Nähe der Straße nach Hejnice (Haindorf), ein Haus aus dem Jahr 1580 und 1,5 Hektar Grund dazu. Dank eines Bergmassivs, das sich hinter den Feldern erhebt, seien die vor Unwettern gut geschützt. „Das Haus hat eine Seele. Ich habe gleich gewusst, dass es für uns das Richtige ist. Wir sind erst die fünften Besitzer in seiner langen Geschichte. Früher gab es hier eine Gärtnerei, weil hier die Sonne den ganzen Tag über scheint. Der Ort wurde früher ‚Mildeneichen‘ genannt“, erzählt sie.

Sie bauen Lavendel an und verarbeiten ihn zu verschiedenen Produkten. Adéla und ihr Mann waren beide zuvor im Sozialbereich tätig. Das haben sie in ihr neues Unternehmen übernommen. „Ich beschäftige nur alleinstehende Mütter sowie ukrainische Frauen oder Männer über 55. Insgesamt sind wir neun, manche machen nur einen Mini-Job“, sagt Adéla. Anfangs konzentrierte sich die Lavendelmanufaktur („Levandulovna“) auf den biologischen Anbau von Kräutern, dann kam die Verarbeitung des Lavendels hinzu und im Vorjahr der Tourismus. Aus dem Lavendel werden Sirup, Gelee, Kekse, Kosmetik oder Kerzen hergestellt. Die Manufaktur bietet auch Workshops für Schulen und Interessierte an, betreibt einen OnlineShop, lässt sich auf Märkten sehen.

Zu Ostern lädt Adéla Haindorferová auf ihren Hof ein.
Eine Woche vorher ist unter anderem das Glas-Studio Bystro Design aus Práchen geöffnet, die Glasmacher Dagmar Pánková und Leoš
Smejkal zeigen am 23. und 24. März ihre Kunst bei Tagen der offenen Ateliers in Tschechien.
Zu Ostern lädt Adéla Haindorferová auf ihren Hof ein. Eine Woche vorher ist unter anderem das Glas-Studio Bystro Design aus Práchen geöffnet, die Glasmacher Dagmar Pánková und Leoš Smejkal zeigen am 23. und 24. März ihre Kunst bei Tagen der offenen Ateliers in Tschechien. © Radek Timoftej
Adéla Haidorferová baut im Isergebirge Lavendel im großen Stil an.
Adéla Haidorferová baut im Isergebirge Lavendel im großen Stil an. © Archiv Adéla Haindorferová

Jetzt, im März, erwacht das Leben auf den Lavendelfeldern. Das frische Unkraut zwischen den Sträuchern wird von sechs Schafen verlässlich entsorgt. „Sie mögen keinen Lavendel und mit ihren winzigen Füßen zerstampfen sie die Sträucher nicht“, erklärt Adela. Am Osterwochenende, dem 30. und 31. März, können Kinder in ihrer Lavendelwerkstatt Eier aus Holz bemalen und lernen, wie man eine Osterrute bastelt. Es gibt ein Slow-Food-Angebot, verkauft aus einem bunten Zirkuswagen auf dem Hof, der ursprünglich am Bodensee gestanden hat. „Wir bieten Spezialitäten aus regionalen Lebensmitteln und Lavendel an, Säfte, eine Art Plinsen sowie hausgemachtes Brot mit Aufstrich“, verrät Adéla. Ihre Manufaktur mit dem lila Tor ist derzeit nur an den Wochenenden geöffnet. Im Sommer sind Wanderer jeden Tag willkommen.

Auch das Kristall-Tal lädt ein

Die Scheune hinter dem Haus soll bald für tschechisch-sächsische Schultreffen genutzt werden. Mehrere deutsche Gruppen haben den Ort bereits entdeckt. „Die Identität und die Spuren der Menschen, die hier mal gelebt haben, sind auf Schritt und Tritt zu spüren. Es bietet sich an, gerade hier die Themen des Sudetenlandes friedlich anzusprechen“, meint Adéla Haindorferová.

Während die Lavendelzüchterin am Osterwochenende einlädt, gibt es im „Kristall-Tal“ in Böhmen schon am 23. und 24. März ein Frühlingsprogramm. Zwei Dutzend Glasbetriebe und Ateliers, Schulen und Museen der Region Liberec stehen Interessierten dann offen. Zum dritten Mal heißt es „Ostern im Kristall-Tal“. Besucher können Osterdeko sowie die Herstellung von Modeschmuck direkt an den Ursprungsorten beobachten. Es gibt auch einen Ostereier-Wettbewerb.

Glasmacher Leoš Smejkal vom Studio Bystro Design aus Prácheň bei Kamenický Šenov (Parchen bei Steinschönau) verwendete Uranglas für die Herstellung dieses geschliffenen Ei-Glasobjekts. „Wir erwarten bis zu 200 Gäste pro Tag. Wir zeigen ihnen die Schleiferei und unsere Skulpturen. Sie können sich mit der Tiffany-Technik und unserer Hilfe einen Glaskäfer herstellen – ein Symbol für den Frühling“, so Dagmar Pánková von Bystro Design. Im Studio werden Schmuck und Beleuchtungsobjekte gefertigt, spezialisiert ist man auch auf Luxusprodukte, wie Glasschwerter, Dolche oder geschliffene Glastische. „Crystal Valley“ („Kristall-Tal“) ist ein Projekt der Region Liberec zur Förderung des Tourismus und lokaler Glas- und Schmuckunternehmen. Mehr als 280 Partner wirken mit