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Wann ist mein Puls zu hoch?

Ein gesunder Mensch hat einen Puls von 60 bis 70 Schlägen. Wenn er darüber liegt, kann das Folgen haben. Aus der Kolumne von Dr. Johannes Wimmer.

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© Britta Pedersen/ZB/dpa

Ich habe normalen Blutdruck und nehme keine Tabletten. Aber der Puls ist im Ruhezustand enorm hoch. Meist sogar gering über 90, immer aber über 80. Ich habe gelesen, der Wert sollte zwischen 60 und 80 liegen. Und wenn er immer darüber liegt, soll das nicht gut fürs Herz sein und sogar die Lebenserwartung senken. Stimmt das?

Das „Herzstück“ – dieser Ausdruck kommt nicht von Ungefähr. Denn unser Herz erfüllt eine der wichtigsten Aufgaben in unserem Körper. Es pumpt Blut durch unsere Blutgefäße und versorgt Organe, Gewebe und Zellen auf diese Weise mit Sauerstoff und Nährstoffen. Fünf bis sechs Liter Blut zirkulieren im Minutentakt durch uns durch, 7.000 Liter sind es am Tag. Aber wie funktioniert das eigentlich?

Fangen wir bei den grundlegenden Begriffen an: Die Gefäße, in denen das Blut vom Herzen wegtransportiert wird, heißen Arterien. Wieder zurück zum Herzen fließt das Blut durch die Venen. Ein Kreislauf, der uns am Leben hält. Damit auch tatsächlich jeder kleinste Winkel im Körper mit ausreichend Blut versorgt wird, muss es mit einem bestimmten Druck durch die Arterien gepumpt werden. Dieser Druck wird als Blutdruck bezeichnet.

Bei einem gesunden Menschen liegt er bei 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule, gesprochen 120 zu 80. Wenn er dauerhaft darüber liegt, kann das zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Zum Beispiel Gefäßverkalkungen, die wiederum das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls erhöhen. Wenn der Blutdruck etwas zu niedrig ist, schadet das meist nicht, kann aber Schwindelgefühl oder dauerhafte Müdigkeit auslösen.

Welche Bedeutung hat denn nun aber der Puls? Er zeigt die Herzfrequenz an, also die Zahl der Herzschläge pro Minute. Sind wir zum Beispiel aufgeregt, schlägt das Herz schneller und pumpt damit mehr Blut durch die Arterien. Sind wir entspannt, sinkt auch der Puls. Ein gesunder Mensch hat in Ruhe einen Puls von 60 bis 70 Schlägen pro Minute. Bis zu 90 Schläge in der Minute gelten noch als normal.

Die Herzfrequenz ist bei jedem Menschen anders und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Zum Beispiel vom Alter, dem Trainingszustand und der Anstrengung, der man gerade ausgesetzt ist.

Ich verdeutliche das mal an einer kleinen Anekdote: Ich hatte mal einen jungen Mann in Behandlung. Er kam wegen einer akuten Verletzung ins Krankenhaus, die er sich bei seinem Leistungssport zugezogen hatte. Bei der Untersuchung hatte ich einen Ruhepuls von 54 gemessen. Das klingt für Sie jetzt wahrscheinlich nach erschreckend wenig. Das ist bei Spitzensportlern aber normal. Denn ihr Herz ist durch das ständige harte Training so stark, dass es auch mit wenigen kräftigen Schlägen genügend Blut durch den Körper pumpt.

Ein hoher Ruhepuls bedeutet, dass das Herz ein bisschen schwächer ist und deshalb mehr Schläge braucht, um den Körper mit Blut zu versorgen. Bei älteren Menschen ist das nicht ungewöhnlich, denn die Vorhöfe arbeiten im Alter oft nicht mehr so gut. Das sind diejenigen Bereiche des Herzens, die die Herzkammern mit Blut füllen.

Allgemein gilt: Je niedriger der Ruhepuls, desto besser – solange er nicht unter 50 fällt. Denn tatsächlich ist die Lebenserwartung bei einem geringeren Ruhepuls höher. Von einer Tachykardie, also von gefährlichem Herzrasen, spricht man erst, wenn das Herz in Ruhe 100-mal oder öfter in der Minute schlägt. Dann sollte man einen Arzt aufsuchen und die Ursachen dafür klären lassen. Gleiches gilt natürlich, wenn es Ihnen nicht gutgehen sollte und Sie Beschwerden haben.

Dr. med. Johannes Wimmer ist Mediziner in Hamburg und bundesweit bekannt durch seine Sendung im NDR und Erklärvideos auf Facebook.