Riesa. Mangelnden Einsatz für die Riesaer Jugendfeuerwehr kann man den Bewohnern der Elbestadt wahrlich nicht vorwerfen. Nicht wie gewettet mindestens 900, sondern mehrere Tausend Baumschmuck-Teile wurden in den letzten Wochen in den verschiedenen Sammelstellen der Innenstadt abgegeben – und am Sonnabend auf dem großen Weihnachtsbaum gegenüber der Riesa-Information aufgehängt. Zahltag also für die Sparkasse Riesa, die als Wett-Verlierer nun 500 Euro an den Feuerwehr-Nachwuchs zahlt. Und dazu kommen noch 629,86 Euro aus dem Glühwein-Verkauf und der Auktion, die nach der Baumschmückung auf der Hauptstraße stattfanden. Da gab es Gutscheine, Eintrittskarten oder auch ein Weinpaket samt Gläser im Wert von 20 bis 100 Euro. „Den Scheck überreichen wir im Januar“, erklärt André Schittko von der Werbegemeinschaft Innenstadt Riesa (WIR). „2020 machen wir wieder so eine Aktion – natürlich mit einem anderen Thema.“
Kugel 900 ist selbstgebastelt
Angesichts der über 20 herumwuselnden Nachwuchsfeuerwehrleute, die den unteren Weihnachtsbaumbereich verzieren, kein Wunder. Und die Aktion am Sonnabend hat sich herumgesprochen, denn zahlreiche Zuschauer verfolgen auch die Feinarbeit mit der Feuerwehr-Drehleiter, von deren Korb aus Enrico Ihle und Uwe Klein um 14.20 Uhr den Tannenbaum mit einer roten Spitze verzieren. Allerdings läuft nicht alles ganz rund. „Die schöne große Kugel“, ruft entsetzt einer der kleinen Feuerwehrleute, als wieder ein bunter Baumschmuck den Abflug auf die Steine der beiden Behinderten-Parkplätze macht, die während der Weihnachtszeit gesperrt sind. 20 Meter weiter hat die Stadt immerhin einen Interims-Parkplatz für Behinderte ausgeschildert.
Zurück zum Weihnachtsbaum: Die größte Kugel hängt Riesas Oberbürgermeister Marco Müller bereits um 14.56 Uhr weiter oben auf. Zusammen mit der zehnjährigen Leonie Möbius, die das handballgroße Schmuckstück zusammen mit ihrer Cousine Michelle selbst gebastelt hat. Wenn bis dahin richtig gezählt wurde, ist es Kugel Nummer 900 im Baum. Vorher hat der OB noch eine rote Kugel aus seinem privaten Weihnachtskasten oben platziert.
Unterm Baum sieht es zwischenzeitlich allerdings wie auf einem Christbaumkugel-Schlachtfeld aus, denn nicht alle Schmuckstücke erweisen sich an den Ästen als sicher haltbar. Claudia Mückel-Branig, die Chefin der Werbegemeinschaft, blickt dennoch entspannt auf das Splitterfeld. „Das werden trotz der Verluste viel mehr als 900 Kugeln“, lächelt sie und verrät: „Wir haben ja schon vorher vieles in den Kartons gezählt. Allein beim Wochenkurier wurden rund 900 Kugeln abgegeben.“ Die Mitarbeiter bei Ledermode Margenberg haben nach Hunderten von Kugeln „das Zählen aufgegeben“, erklärt Andrea Margenberg, die sich über den Erfolg der Wette riesig freut.
Zehn Kisten vom SZ-Treffpunkt
Zehn weitere Kisten bringt am Sonnabend Geschäftsführer Andreas Krause von der RuV Elbland der Sächsischen Zeitung vorbei. Die sind im Treffpunkt auf der Hauptstraße zusammengekommen. Und dass Krause nicht nur die Geschäfte führen, sondern auch Gitarre spielen kann, beweist er später. Zusammen mit Ines Kluge-Lessig, die ihn auf der Flöte begleitet, singt Krause auf der Hauptstraße Weihnachtslieder.
Entspannt über allem thront derweil Riese Gunter Spies auf einem der bunten Buchstaben vor der Riesa-Information. Allerdings schnell entdeckt als Fotomotiv. „Können wir mal ein Bild machen“, fragt eine Mutti und bugsiert zwei Kinder nach oben, um den Tag mit dem Smartphone zu verewigen. Ein paar Meter weiter verkauft Steffi Sossna vom Wochenkurier einen Becher Glühwein für zwei und Kinderpunsch für einen Euro für den guten Feuerwehr-Zweck. „Toi toi toi, es läuft gut“, sagt Sossna und schenkt die nächsten Becher aus.
„Trinkt, Leute, trinkt Glühwein oder Kinderpunsch“, ruft derweil Andreas Krause per Mikrofon über die Hauptstraße. „Der ganze Erlös geht an die Jugendfeuerwehr!“ Mit Erfolg, denn am Ende sind 210 Euro in der Kasse. Bleibt die Frage, was mit dem ganzen Christbaumschmuck wird, wenn der Baum im Januar abgeschmückt wird. Eine konkrete Idee gibt es noch nicht. Aber einen Tipp: „Bei der Weihnacht im Schloss Promnitz gab es am Baum gar keinen Schmuck“, sagt eine Besucherin der Tannenbaum-Aktion in Riesa. „Die wären dort vielleicht dankbar für ein paar kostenlose Kugeln.“