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Weiße Rosen für Marwa El-Sherbini

In Dresden gedachten am Mittwoch über 150 Menschen der 2009 im Gerichtssaal ermordeten Ägypterin. Sie setzten damit auch ein Zeichen gegen Rassismus.

Von Alexander Schneider
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Über 150 Menschen kamen am Mittwochabend zusammen, um vor dem Dresdner Landgericht der ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini zu gedenken.
Über 150 Menschen kamen am Mittwochabend zusammen, um vor dem Dresdner Landgericht der ermordeten Ägypterin Marwa El-Sherbini zu gedenken. © SZ/Alexander Schneider

Dresden. Überraschend viele Menschen haben am Mittwochnachmittag an der Gedenkveranstaltung für Marwa El-Sherbini teilgenommen. Die Ägypterin war am 1. Juli 2009 in einem Gerichtsprozess am Landgericht Dresden von einem Angeklagten erstochen worden. Mehr als 150 Gäste, darunter hohe Vertreter der Justiz und der Stadt Dresden, haben vor dem Landgericht weiße Rosen abgelegt.

Das Gedenken war eine gemeinsame Veranstaltung von Ausländerrat und Justizministerium. Staatssekretärin Gesine Märtens (Grüne) sagte, Marwa El-Sherbini habe auf den Rechtsstaat vertraut und durfte das auch. Sie hatte einen Täter angezeigt, der sie rassistisch beleidigt hatte und in der Berufungsverhandlung gegen ihn ausgesagt. Auch heute, elf Jahre danach, gehören verbale und physische Angriffe für viele Muslime zum Alltag. "Das Schicksal Marwa El-Sherbinis mahnt uns. Rassismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", sagte sie.

Bürgermeister Peter Lames (SPD) nannte den Mord an Marwa El-Sherbini einen markanten Punkt in der Dresdner Stadtgeschichte. Die Tat sei an einem Ort begangen worden, an dem die schlimmsten Konflikte friedlich ausgetragen, an dem auch schwerste Vorwürfe friedlich verhandelt werden. Das sei mit dem Mordanschlag fundamental infrage gestellt worden: "Es ist noch nicht vorüber, vielleicht ist es sogar schlimmer geworden", sagte Lames und erinnerte an mehrere rassistische und fremdenfeindliche Morde im vergangenen Jahr wie den Mord an Walter Lübke oder den rechtsextremen Anschlag in Halle.

Die Muslima Douha Al-Fayyad, die an der TU Dresden als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Verfahrenstechnik arbeitet und seit 2014 in Deutschland lebt, sagte, das Schicksal Marwa El-Sherbinis zeige, "wie unsicher wir in Deutschland leben". Muslime erleben immer wieder Übergriffe, etwa wenn die Bustür schließt, wenn man gerade einen Fuß in das Fahrzeug gesetzt habe. Die Stadt Freiberg habe ihr 2017 nach eineinhalb Jahren verboten, ihr Projekt in einer Grundschule fortzusetzen. Sie habe dort mir arabischen Kindern Geschichten erzählt. Grund dafür sei ihr Kopftuch gewesen. "Angst, Ignoranz und Unsicherheit waren die Gründe dafür - und kein kleiner Wille, mich kennenzulernen."

SPD, Linke und Grüne haben im Stadtrat beantragt, die Grünfläche vor dem Landgericht in "Marwa El-Sherbini Park" umzubenennen. Nach der Corona-Zwangspause sei der Antrag nun im Gremienumlauf, teilte Julia Natascha Hartl von der SPD nun mit. (SZ/lex)

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