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Abschlussklassen sind wieder in der Schule

Normal war der Wiedereinsteig aber noch nicht. Wer wollte, konnte zum Corona-Schnelltest nach Weißwasser.

Von Constanze Knappe
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In der Oberschule Schleife starteten Zehntklässler gestern mit Gemeinschaftskunde. Obwohl sie froh sind, wieder in der Schule zu sein, mussten sie mit dem Präsenzunterricht anscheinend erst wieder warm werden.
In der Oberschule Schleife starteten Zehntklässler gestern mit Gemeinschaftskunde. Obwohl sie froh sind, wieder in der Schule zu sein, mussten sie mit dem Präsenzunterricht anscheinend erst wieder warm werden. © Constanze Knappe

Wo haben die Vereinten Nationen ihren Sitz? Wie setzt sich der UN-Sicherheitsrat zusammen? Recht ratlos blickten gestern zehn Schüler der Klassen 10 a und b der Oberschule in Schleife drein. Etwas holprig verlief ihr Start in Gemeinschaftskunde. Es hatte den Anschein, als bräuchten sie noch etwas Aufmunterung, um an diesem ersten Schultag nach der wochenlangen Lernzeit zu Hause warm zu werden. Fachlehrer Marcel Rölke will demnächst eine Leistungskontrolle schreiben. Und da sei er nicht der Einzige, wie er den Schülern ans Herz legte. Die Anwesenheitskontrolle zeigte, dass einer der Jungs nicht in diese Stunde gehörte, weil er einer anderen Gruppe zugeteilt ist. Er durfte wieder gehen. Das wird sich schnell einspielen.

Seit dem 18. Januar sind im Freistaat Sachsen die Abgangsklassen wieder in der Schule. In Schleife betrifft es 46 der 270 Schüler. Für sie war dieser erste Tag nach vier Unterrichtsstunden beendet. Danach ging es zum Corona-Schnelltest nach Weißwasser. 71 Prozent der Abgangsschüler hatten sich nach Aussage von Schulleiter Jan Rehor zum freiwilligen Test angemeldet. Dieser fand für den Nordkreis im Beruflichen Schulzentrum in Weißwasser statt.In der Oberschule Schleife freut sich das Kollegium, dass es wieder losgeht. „Damit Schule lebendig ist, gehört es dazu, dass die Lehrer persönlich mit den Schülern reden können“, begründet Jan Rehor. Die Schüler hätten zwar das Homeschooling sehr gut gemeistert, doch vermutlich gebe es nur wenige, die alle Aufgaben gemacht haben, schätzt er ein. Daher müsse „mit der Analyse des Lernstands und der Ermittlung des individuellen Übungsbedarfs für jeden einzelnen Schüler“ begonnen werden. Danach richte sich, wie der Stoff vermittelt wird. Ziel sei, einen angemessenen Notenstand zu sichern.

Zudem würden die Zehntklässler beraten, ob sie lieber Biologie, Chemie oder Physik zu ihrem schriftlichen Prüfungsfach wählen sollten. Ebenso werden sie auf die schriftlichen Prüfungen in Deutsch, Mathe und Englisch vorbereitet. Darüber hinaus kann alles zum mündlichen Prüfungsfach werden, wenn die Schüler das wollen. Sie entscheiden das anhand ihres Halbjahreszeugnisses. Auch deshalb will Gemeinschaftskundelehrer Marcel Rölke vom ersten Tag des Wiederbeginns an gar nicht große Luft dranlassen, obgleich er noch nicht weiß, wer von seinen Schülern in der mündlichen Prüfung sitzen wird.

Bruno-Bürgel-Oberschule Weißwasser: Noch 330 weitere Schüler im Blick

In ihrer Klassenleiterstunde wurden gestern die 66 Schüler der Klassen 10/1, 10/2 und 9/3 der Bruno-Bürgel-Oberschule Weißwasser darüber informiert, wie sich das Kultusministerium den Fortgang der Dinge in den nächsten 14 Tagen vorstellt. Womöglich aber könne einiges davon mit den heutigen Entscheidungen von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten schon wieder Makulatur sein, gibt Schulleiter Dieter Nieter zu bedenken.Wegen des Corona-Schnelltests war der Unterricht gestern verkürzt worden. Ab heute wird er von der 1. bis zur 7. Stunde gehalten. Das sei bei der geringen Schülerzahl gut in Gruppen machbar. „Es ist immer eine Abwägung zwischen Risiko und dem Willen, Präsenzunterricht zu machen“, so der Schulleiter. Er lobt die Schüler für ihre Disziplin – für das Bemühen der meisten Kinder und Jugendlichen, trotz ihrer Spontaneität die Hygieneregeln einzuhalten. Das erleichtere vieles. Ebenso, wie die Erfahrungen aus dem vorigen Jahr.

Dieter Nieter verweist außerdem darauf, wie viel Zeit die Lehrer mit dem Sichten und Werten von Unterlagen verbringen. Zum digitalen Lernen über die Schulplattform Lernsax käme der umfangreiche Mailkontakt der Schüler mit ihren Fachlehrern. Darüber hinaus werden Aufgaben auf Papier abgegeben. 16 große Tische stehen dafür in der Bürgel-Oberschule bereit. Man dürfe nicht vergessen, dass sich die Lehrer, die nun wieder vor den Abgangsklassen stehen, ja auch um die (häusliche) Beschulung der anderen 330 Schüler kümmern müssen. „Manche haben 18 Klassen, da ist das ein hoher Anspruch. Je größer die Schule, desto größer der Anspruch“, sagt der Schulleiter. Und dennoch kenne er keinen aus dem Kollegium, der auf den Präsenzunterricht verzichten würde. „Es hängen alle mit Herzblut dran. Die Kinder brauchen Erklärungen und Antworten, und die Lehrer geben Motivation“, erklärt Dieter Nieter.

Geschwister-Scholl-Schule Krauschwitz: Lehrer und Räume gut vorbereitet

Für 40 Schüler der Klasse 10a und b sowie Hauptschüler aus Klasse 9 begann der Tag in der Geschwister-Scholl-Oberschule in Krauschwitz gestern mit einer Belehrung zu aktuellen Hygienemaßnahmen. Nach einer Stunde Unterricht ging es für 70 Prozent von ihnen zum Corona-Schnelltest nach Weißwasser. Die Beförderung wurde über die Gemeinde Krauschwitz organisiert, unabhängig vom öffentlichen Personennahverkehr. Nach ihrer Rückkehr in die Oberschule folgten noch drei weitere Stunden Unterricht, bevor es am heutigen Tag „normal“ weitergeht. Lehrer und Räume seien mit den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr gut vorbereitet, ist sich Schulleiter Michael Christoph sicher.Unterrichtet wird in fünf Gruppen. Zunächst gehe es erst einmal um den aktuellen Wissensstand, denn die Schüler hätten aus ihrer häuslichen Lernarbeit viele Fragen. „Deshalb ist es gut, dass jetzt wieder persönliche Kontakte zwischen Lehrern und Schülern möglich sind“, betont Michael Christoph. Das sei auch deshalb wichtig, da es um Leistungskontrollen und Zensuren für die Halbjahreszeugnisse geht, die „zeitnah um den 10. Februar zu erstellen sind“. Danach konzentriere man sich in Krauschwitz auf die Prüfungsvorbereitung.

Freie Schule Boxberg: Wiederbeginn wie seinerzeit zur Eröffnung

Nach den Worten von Schulleiter Ralph Berthold ging es gestern los, „wie man vor 14 Jahren aufgemacht hat: mit einer Klasse“. Die 13 Zehntklässler waren alle anwesend wie auch vier der fünf Schüler aus der Hauptschulgruppe. Da die Freie Oberschule Boxberg gemäß ihrem Schulkonzept nur kleine Klassen hat, ist eine Teilung in Gruppen überflüssig. Der Unterricht lief gut, die Schüler hätten viele Fragen gestellt. Diejenigen, die aufgrund technischer Probleme mit dem Internet zu Hause benachteiligt sind, bekommen ihre Aufgaben auf Papier. „Wir freuen uns, dass der Alltag wieder stattfindet“, so der Schulleiter. Auch wenn es manchen Schüler schwerfalle, mit Maske zu sprechen. Die Lehrer der Freien Oberschule arbeiten versetzt, so dass sie sich teils nur online begegnen. Dennoch seien alle guter Dinge und die Schüler froh, dass sie sich wieder persönlich treffen können.Für einige von ihnen war gestern statt nach sieben schon nach vier Stunden Schluss. Sie fuhren zum Corona-Schnelltest nach Weißwasser. Dass sich nur ein geringer Teil der Schüler testen ließ, bedauert Ralph Berthold. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar. Auch sei es nur eine Momentaufnahme. „Eigentlich müsste es jeden Tag die Möglichkeit zum Test geben“, findet er.

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