Weißwasser
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In Weißwasser werden wieder Knie operiert

Das Krankenhaus erhielt die Zulassung für die operativen Eingriffe. Das ist für Klinik und Patienten gut.

Von Sabine Larbig
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Ab sofort operiert der Chefarzt der Unfallchirurgie, Nasreddin El-Jaam, einmal wöchentlich auch Patienten mit Knieproblemen und setzt künstliche Kniegelenke ein.
Ab sofort operiert der Chefarzt der Unfallchirurgie, Nasreddin El-Jaam, einmal wöchentlich auch Patienten mit Knieproblemen und setzt künstliche Kniegelenke ein. © Joachim Rehle

Christa Rittinghaus fällt das Lächeln noch schwer. Ebenso das Sitzen oder Laufen mit Krücken. Kein Wunder. Gerade einmal zehn Tage ist es her, dass Nasreddin El-Jaam ihr Knie operiert hat. Dass sie dennoch bereits gehen kann, noch dazu ohne starke Schmerzen und Einschränkungen wie vor der Operation, freut sie.

„Ich habe seit Jahren große Probleme mit meinen Knien. Das liegt am Verschleiß, weil ich als Köchin lange schwer gearbeitet habe. Vor 17 Jahren bekam ich rechts ein künstliches Kniegelenk, nun links. Doch anders als beim ersten Mal, was langwierig und schmerzhaft war, habe ich schon jetzt viel weniger Probleme und bin zufrieden, erzählt die Weißwasseranerin.

Erste Operation: Patientin zufrieden

Christa Rittinghaus war die erste Patientin am Kreiskrankenhaus Weißwasser, die nach acht Jahren Knie-OP-Aus in der Klinik der Stadt operiert wurde. Möglich war es, weil Nasreddin El-Jaam vor 19 Monaten als Chefarzt der Unfallchirurgie gewonnen werden konnte. Angst, sagt Christa Rittinghaus, habe sie nicht gehabt. Wohl auch, weil Arzt und Operateur El-Jaam ein Spezialist auf diesem Gebiet ist, bereits über 500 Mal sogenannte Knie-Total- oder Teil-Endoprothesen einsetzte. Dies bedeutet, dass bei Total-Endoprothesen Innen- und Außenmeniskus und, falls nötig, auch das hintere Kreuzband entfernt werden. Danach werden Gelenkflächen an Oberschenkelknochen und Schienbeinkopf abgetragen und Knochenflächen so bearbeitet, dass der Ersatz, also die Prothese, passgenau eingesetzt und verankert werden kann. Sind Bänder mit zerstört, kommt ein Scharniergelenk dazu. Im Gegensatz dazu werden bei Teil-Endoprothesen lediglich Implantate an geschädigten Gelenkflächen eingesetzt. Dies ermöglicht es Patienten mit fortgeschrittenen Abnutzungs-, Erkrankungs- oder Verletzungserscheinungen des Kniegelenks, wieder schmerzfrei und beweglich zu sein. Da die Operationen chirurgisch und zeitlich aufwendig sind, kommen frisch Operierte eine Nacht zur Beobachtung auf die Intensivstation. Ein Grund, weshalb in Weißwasser vorerst nur einmal wöchentlich Knie-Patienten operiert werden. Denn die Klinik hat nur sechs und in Corona-Zeiten acht Intensivplätze.

Klinik etabliert sich weiter

„Wir freuen uns dennoch sehr, dass wir durch den neuen Chefarzt die Möglichkeit haben, als kleines Haus wieder Knie- sowie Hüft- oder Schultergelenkeinsätze vornehmen zu können. Das wird üblicherweise vorrangig an orthopädischen Kliniken, seltener in allgemeinen Krankenhäusern, durchgeführt, weil dafür eine Erlaubnis nötig ist, die entsprechendes medizinisches Personal sowie eine gewisse Anzahl von Eingriffen pro Jahr voraussetzt“, erklärt Jana-Cordelia Petzold, Pressesprecherin der Managementgesellschaft Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz mbH, zu der das Krankenhaus Weißwasser gehört.

Mit der Erlaubnis durch alle gesetzlichen Krankenkassen werden seit 1. September 2021 auch wieder Knie-OPs in der Glasmacherstadt möglich. Das Haus der Grundversorgung im ländlichen Raum konnte sich damit nicht nur im hart umkämpften Markt und Klinikwettbewerb durchsetzen, sondern etabliert sich weiter. Noch dazu mit „Chefarzt-Behandlung auf Kassenleistung“. Und das neue Angebot erspart Patienten im Einzugsgebiet, darunter vielen älteren Menschen, künftig Wege zu weit entfernten Fachkliniken wie in Görlitz oder Cottbus. Selbst lange Wartezeiten für die Zwischenstation Facharzt entfallen, weil Hausärzte ihre Patienten direkt zu Klinikarzt El-Jaam überweisen können.

Der sieht im allgemeinen und erweiterten Portfolio der Klinik Weißwasser weitere Vorteile: „Zum einen haben Patienten, im Gegensatz zu großen Häusern, hier einen engen Kontakt zum Operateur und dem Klinik-Team. Zum anderen können sie jederzeit von ihren meist im Umfeld wohnenden Angehörigen besucht werden, so dass Kontakte und familiäre Bindung erhalten bleiben.“ Bei Patienten-Entscheidungen für eine medizinische Einrichtung seien dies wichtige Aspekte.

Die Aussage des Mediziners bestätigt Christa Rittinghaus, die mit ihrem Mann vor fünf Jahren aus der Sächsischen Schweiz nach Weißwasser kam. „Weil die Tochter vor 20 Jahren zu ihrer großen Liebe zog und nun hier mit der Familie lebt“, begründet sie den Umzug, der ihrem Mann sogar eine Arbeit brachte. Die ganze Familie beim Klinikaufenthalt um sich zu haben, sei gut gewesen. „Doktor und Personal waren ebenfalls stets ansprechbar, sehr freundlich und kümmerten sich um mich. Ich fühlte mich wohl und gut versorgt.“

Schon viele OP-Anmeldungen

Solche Meinungen und das neue OP-Angebot in Weißwasser sprechen sich rum. „Für unser Haus entscheiden sich mittlerweile immer mehr Patienten, selbst aus anderen sächsischen und brandenburgischen Regionen. Allein für Knie-OPs liegen dieses Jahr schon 20 Anmeldungen vor“, erklärt Chefarzt El-Jaam stolz. Er geht davon aus, dass schon nächstes Jahr die 50er-Marke erreicht wird. Tendenz steigend.Für den Chirurgen bedeutet dies gleichzeitig, dass „normale Arbeitszeiten“ künftig selten sein dürften. Denn zusätzlich zu operativen Eingriffen an Hüften, Sprunggelenken, Wirbelsäulen und klassischer Unfallchirurgie ist er auf Station und als Durchgangsarzt in der Sprechstunde für Patienten mit Wege-, Schul- und Arbeitsunfällen tätig. Nasreddin El-Jaam hat sich deshalb nun eine Wohnung, die nur zwei Minuten Fußweg vom Krankenhaus weg ist, gesucht und bezogen. „Das ist ideal für meine Dienste. Die Nähe zu den Patienten und für mich schöner als im Hotel.“

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