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Jugend macht Industrie-Brache zum Vorzeige-Projekt

2018 zog das Soziokulturelle Zentrum in die Telux. Seither wachsen Zentrum und Projekte. Das wird Sonnabend gefeiert.

Von Sabine Larbig
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Zu den Veranstaltungen, die auch auf dem SKZ-Gelände stattfinden und gut besucht sind, gehört der sogenannte Garten-Brunch.
Zu den Veranstaltungen, die auch auf dem SKZ-Gelände stattfinden und gut besucht sind, gehört der sogenannte Garten-Brunch. © Foto: SKZ

Wo einst Spezialglas in Weißwasser hergestellt wurde und weithin Produktionsgeräusche zu vernehmen waren, hört man heute lachende Kinder; Musik aller Genre und ganzjährig Geräuschkulissen unterschiedlichster Veranstaltungen, bei denen sich international gefeierte Künstler, Vereine und Hobbykünstler, Nachwuchstalente, Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die sprichwörtliche Klinke in die Hand geben. Und während noch vor Kurzem das Lausitz-Festival hier stattfand, werden bereits neue Symposien und Workshops, Gesprächskonzerte wie mit Veronika Fischer, Partys, Ausstellungen, Kino, eine Tagung des sächsischen Sozialministeriums, Weihnachtsmarkt und hinter den Kulissen vorbereitet. Ganz aktuell sind die Vorbereitungen für den vierten Geburtstag des Soziokulturellen Zentrums Telux (SKZ).

Der wird am 11. September mit buntem Tagesprogramm gefeiert. Neben einem Familienfest mit Spiel, Spaß und Unterhaltung öffnet das Lokallabor mit CNC-Fräse, 3D-Drucker, Lasercutter zum Informieren und Mitmachen. Abends steigt eine große Party auf zwei Floors in der Hafenwerkstatt. Geboten werden eine Spätsommer-Schlagernacht und parallel Hiphop sowie das Beste aus den Charts. „Wir haben noch nie unsere Geburtstage zum Selbstzweck gefeiert, sondern nutzen solche Anlässe, um den Menschen zu zeigen, was wir tun und was geworden ist“, begründet Christian Klämbt vom Verein Mobile Jugendarbeit und Soziokultur e.V., dem SKZ-Betreiber, das übersichtliche Programm. „Wir hoffen dennoch, dass sich viele Besucher das Gelände anschauen, über das Zentrum und seine Angebote informieren und vielleicht sogar Ideen für weitere Angebote und Belebungen mitbringen. Das wären die schönsten Geburtstagsgeschenke.“

Als der 1993 gegründete Verein samt Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit sowie der „Garage“ vor vier Jahren auf dem Gelände einzog, ging man von so schnellem Aufschwung und hohem Bekanntheitsgrad nicht aus. Immerhin war der Start beschwerlich. Nicht nur, weil das Alternative Jugendzentrum „Garage“ ebenso ein neues Zuhause suchte wie ein Soziokulturelles im Nordkreis, nachdem 2014 der Vorgänger SKZ „Turmvilla“ in Bad Muskau insolvent war. Für einen Neustart unter gemeinsamen Dächern waren die Bedingungen in der einstigen Telux ideal. „Die Grundidee war, die Glastradition der Stadt Weißwasser durch eine neue Funktion der einstigen Produktionsstätte wieder zu beleben und öffentlich zu machen. Aber es sah damals längst nicht wie heute aus und es wird weiter ein Prozess des Entwickelns zwischen ansässigen und neuen Unternehmen und Mietern, Zentrum und Eigentümer bleiben“, weiß Christian Klämbt.

Weiterentwicklung im Blick

Denn großes Ziel sei es, das SKZ zu einem Gründer-Kultur-Zentrum zu entwickeln, also einer Mischung aus Unternehmerschaft, Handwerk, Kultur und kreativer Szene. Schon jetzt gibt es in Ansätzen vieles davon. Während die Freizeitangebote von Theater- und Tanzprojekten über Junge Galerie, Medienstube bis Zeichen- und Nähzirkel reichen, gibt es ebenfalls diverse Kulturformate, Kooperationen mit regionalen Jugendklubs, der Volkshochschule Dreiländereck, der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung oder die Raumpioniere. „Es freut uns sehr, dass inzwischen viele Akteure der Region auf uns zukommen, mit uns zusammen etwas auf die Beine stellen oder unsere Räume und Einrichtungen nutzen wollen“, meint Patrick Pirl, einer von knapp zehn SKZ-Mitarbeitern. Stillstand oder ein geschlossenes und starres Konzept werde man auch künftig nicht haben. „Dies beweisen auch im Objekt angesiedelte andere Akteure wie eine Holzwerkstatt, eine Street-Art-Werkstatt, eine Außenstelle der Handwerkskammer Dresden und die Aussicht auf neue Akteure vor Ort wie ein Büro der Denkmalschützer aus Dresden oder der kreislichen Entwicklungsgesellschaft ENO.“

Überhaupt, sagen Pirl und Klämbt unisono, hätte man mit so einer rasanten Entwicklung des Areals beim Einzug vor vier Jahren gar nicht gerechnet. Anderseits sei das Miteinander ein positives Beispiel und Signal, da die Region Weißwasser auch aus sozialer Sicht Strukturwandelregion sei, die Angebote und Perspektiven brauche. SKZ und Telux-Gelände seien ein Ort dafür.

Letztlich funktionieren erfolgreiche Sozial- und Kulturarbeit aber nur, wenn Geldmittel vorhanden sind. Dies gilt nicht nur für die Corona-Ausfälle, die rund 40 vor der Pandemie jährlichen Wochenend-Veranstaltungen, die Finanzierung des Personals. Auch für Investitionen in Ausbau und Räume sowie Anschaffung von Technik wie für das Lokallabor sind Finanzen unverzichtbar. Die kommen durch die Kulturraumförderung des Landkreises, über diverse Förderprogramme und inzwischen zu 47 Prozent aus Einnahmen aus Veranstaltungen, Eintritten oder Mieten. „Wir bauen keinen Personal-Wasserkopf auf, sondern investieren in Weiterentwicklung“, erklärt Christian Klämbt. Das nächste Projekt, verrät er, werde eine Innovationswerkstatt. „Wir tun das alles für die Menschen der Region, nicht zum Selbstzweck. Wer es nicht glaubt, sollte sich mal bei uns umschauen und mit uns reden. Eine Gelegenheit ist die Geburtstagsfeier am Sonnabend“, appelliert er angesichts einiger SKZ-Kritiker.

Das gibt‘s am 11. September:
Kinder-/Familienfest: ab 15 Uhr;. Eintritt frei. Ab 20 Uhr in der Hafenwerkstatt: Floor 1 mit Schlagernacht mit Roland-Kaiser-Double sowie Musik vom Plattenteller und digital in den Richtungen Schlager, Disco und Fox. Floor 2 mit Hiphop mit Livebands aus Freiburg und Berlin sowie dem besten der Charts. Eintritt: für beide Floors: 10 Euro/Person.

Ticketverkauf: ab sofort online bei eventim oder vor Ort im SKZ Telux. Restkarten gibt es an der Abendkasse.

Corona-Hinweis: Je nach Inzidenz gelten Maskenpflicht, Abstand, Kontakterfassung.

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