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Erfolgskurs von Krauschwitz hält an

Noch 2019 war die Gemeinde ein Sorgenkind im Landkreis – nicht nur finanziell. Inzwischen sei sie Vorbild für andere Kommunen, lobt Landrat Stephan Meyer.

Von Sabine Larbig
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Der Saal in der Krauschwitzer Gaststätte „Zur Linde“ war mit rund 150 Einwohnern und Gästen, die zum Bürgerdialog gekommen waren, rappelvoll. Die interessierten Besucher applaudierten nicht nur fünf geehrten, engagierten Ehrenamtlern, sondern mehrfach auc
Der Saal in der Krauschwitzer Gaststätte „Zur Linde“ war mit rund 150 Einwohnern und Gästen, die zum Bürgerdialog gekommen waren, rappelvoll. Die interessierten Besucher applaudierten nicht nur fünf geehrten, engagierten Ehrenamtlern, sondern mehrfach auc © Sabine Larbig

Es war ein kurzer witziger Filmspot, der am Dienstagabend beim 2. Krauschwitzer Bürgerdialog – dem neuen Informations- und Gesprächsformat der Gemeinde – über die Leinwand im Saal der „Linde“ flimmerte. Der Spot zeigte eine einst wohlgenährte, wenig agile Maus, die immer dünner und hungriger wurde, letztlich auf Futter(käse)suche in einer Falle landete, aus der sie sich mit viel Kraft und scheinbar erfolgreich zu befreien versuchte.

Die Maus stand als Sinnbild für die Entwicklung von Krauschwitz, einem Ort mit großer Finanznot, in dem die Entwicklung zuletzt stagnierte. „Wir sind noch immer nicht aus der Falle heraus, aber es ist unser großes Ziel und der Grund für den von Verwaltung und Gemeinderat eingeschlagenen Kurs und unsere Entwicklungsstrategie bis 2030“, äußerte Bürgermeister Tristan Mühl nach dem Spot. Und auch, dass man in Krauschwitz inzwischen „gerne Neues“ ausprobiere, oft schnelle und unbürokratische Entscheidungen treffe, trotzdem sachlich und vertrauensvoll zusammenarbeite. „Das ist unser Erfolgsgeheimnis – und das Engagement unserer Bürger.“ Denn, so Mühl weiter, obgleich die Kommune nur knapp 3.500 Einwohner zähle, habe man 186 Kameraden in den Feuerwehren, von denen 121 aktiv seien, sowie 86 eingetragene Vereine und viele weitere engagierte Personen und Gruppen. „Sie alle bringen Leben und Wohlstand in die Gemeinde, wovon alle Einwohner profitieren“, lobte der Bürgermeister.

Gesichert: Drei große Bauprojekte

Doch das allein reiche nicht, um die Kommune zukunftstauglich, für Einwohner, Zuzügler und Jugendliche attraktiv und lebenswert zu machen. Krauschwitz setzte deshalb bei seiner 2020 von Verwaltung und Gemeinderat beschlossenen Entwicklungsstrategie auf die Schwerpunktbereiche Feuerwehr, medizinische Versorgung, öffentliche Fürsorge, Straßenbau und Bürgerbeteiligung – inzwischen mit Erfolg.

„Wir konnten Kinderbetreuungsplätze und Kita-Personal erweitern; acht Sirenen erneuern, Ortsstraßen und Radwege ausbauen; die Erlebniswelt auf eigene Füße stellen und ihr so eine langfristige und unabhängige Entwicklung sichern; Schulen technisch ausstatten und haben es geschafft, die Oberschule über eine 90-prozentige Förderung aus der Städtebauförderung weiter zu sanieren.“ Aktuell, so Mühl, würden an der Oberschule rund 4,7 Millionen Fördergelder verbaut. Für den letzten Bauabschnitt am Altbau hoffe man auf weitere 5,8 Millionen Euro, möglichst aus dem Strukturwandel-Topf. Zudem erläuterte Mühl den rund 150 anwesenden Bürgern beim Bürgerdialog, dass Krauschwitz und Rietschen die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) als gGmbH planen.

Geplant: MVZ und Handelskonzept

„Damit sichern wir langfristig die Medizinversorgung auf dem Land, entlasten Ärzte von bürokratischer Arbeit, so dass sie mehr Zeit für Patienten haben, wir ermöglichen Zuzug von Medizinern sowie moderne Praxen und Telemedizin.“ Noch in diesem Jahr würden beide Kommunen den Gründungsbeschluss für das MVZ fassen.

„Außerdem haben wir 3,4 Millionen Euro Strukturwandel-Geld für unser Projekt Hüttenbaude, einen Jugend- und Generationstreff, erhalten, der Präventionsarbeit, offene Begegnungen, die Anbindung und Fachkräftegewinnung örtlicher Firmen ermöglicht. Sowas gibt es in Krauschwitz bislang nicht, es ist für die Zukunft aber elementar wichtig und auch für die weitere Entwicklung des Ortszentrums.“ Dazu zählt ein weiteres Strukturwandel-Projekt: der Neubau eines Mehrzweckgebäudes an der Stelle des abgerissenen „Deutschen Haus“. Die für das Gebäude mit Firmenbüros, Arztpraxen, Coworking-Bereich, Verwaltung und modernste Digitaltechnik nötigen 11,2 Millionen Euro, informierte der Bürgermeister, seien vor wenigen Tagen zugesagt worden. Zudem verriet er, dass in Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden noch dieses Jahr ein neues Einzelhandelskonzept für Krauschwitz erstellt werde, „um einen Vollversorger im Ort“ ansiedeln zu können. „Nur beim Thema Wolf, der immer mehr in die Ortschaften kommt, konnten wir noch nichts erreichen. Doch ich werde ein Schreiben an den Landrat machen, damit in Dresden und anderswo Druck aufgebaut wird“, so Mühl.

Gefordert: Weniger Wölfe und Biber

Dieses Schreiben, äußerte der anwesende Görlitzer Landrat Stephan Meyer, sei wichtig. „ Wolf und Biber haben im Kreis einen Bestand erreicht, der Regulierung braucht. Dafür setze ich mich ein“, versprach der Kreischef, der außerdem die Krauschwitzer Kommunalstrategie und Arbeit lobte. „Die Kommune hat Ziele, tolle Ideen und was hier an Ehrenamt passiert, ist beispielhaft. Der Ort ist heute ein Paradebeispiel, wie Entwicklung und Strukturwandel gemeistert und die Jugend gehalten werden kann.“ Dass in Krauschwitz mit Respekt, Toleranz, Ideenreichtum, Konzepten, Transparenz und Zusammenarbeit ohne Brandmauern erfolgreich gearbeitet wird, lobte gleichfalls AfD-Bundestagsmitglied Tino Chrupalla in seiner Gastrede. „Ich unterstütze alle Strukturwandel-Projekte in Krauschwitz, da alle für die Bürger und die Jugend sind. Und ich freue mich, dass meine Heimatschule endlich saniert wird. Allerdings braucht es im Strukturwandel auch Unterstützung der Unternehmen.“ Dafür setze er sich weiter in Berlin ein.

Nicht zuletzt warben Meyer , Chrupalla und Mühl bei den Bürgern dafür, die (Kommunal)Wahlen 2024 zur Stimmabgabe zu nutzen und sich aktiv in der Kommunalpolitik zu engagieren. Dafür müsse niemand Mitglied einer Partei sein.