SZ + Weißwasser
Merken

So sieht die Schleifer Osterausstellung aus

Das Kulturzentrum ist für den Neustart bestens gerüstet. Mit Corona-Hilfen wurde sogar etwas umgebaut.

Von Constanze Knappe
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die gebürtige Hoyerswerdaerin Carola Stauber verziert ihre Ostereier nach Motiven der evangelischen Trachten aus Hoyerswerda und Schleife. Zu sehen im SKC, das ab 15. März wieder öffnen darf.
Die gebürtige Hoyerswerdaerin Carola Stauber verziert ihre Ostereier nach Motiven der evangelischen Trachten aus Hoyerswerda und Schleife. Zu sehen im SKC, das ab 15. März wieder öffnen darf. © Constanze Knappe

Schleife. Wenn es nach der jüngsten Allgemeinverfügung des Freistaates Sachsen geht, dürfen bei einer Inzidenz unter 100 ab dem 15. März Museen und Galerien wieder öffnen, wenn auch vorerst nur eingeschränkt. Das bedeutet, dass nur eine begrenzte Zahl Besucher rein darf und sich diese vorher anmelden müssen. Dennoch freut man sich auch im Sorbischen Kulturzentrum Schleife (SKC) darauf.

Die Einrichtung öffnet am Montag mit der nagelneuen Osterausstellung. Die gebürtige Hoyerswerdaerin Carola Stauber zeigt ihre Lieblingsstücke, wobei das Motto „Auf die Tracht geschaut“ etwas Besonderes erahnen lässt. Denn die Motive auf ihren Eiern sind traditionellen Mustern der evangelischen Hoyerswerdaer und Schleifer Tracht nachempfunden.

Einst bei der Oma abgeschaut

Die heute 70-Jährige hat sich das Verzieren der Eier einst bei ihrer Großmutter Marie Reuter abgeschaut. Diese gehörte in der damaligen Hochburg der Kratztechnik zu den bekanntesten Verzierkünstlern. Die alten Hoyerswerdaer Motive wie Lebensbaum und Wasserlilie verwendet Carola Stauber bis heute. Als Kind und Jugendliche verbesserte sie nach und nach ihre Fertigkeiten. Ernst Schmidt, der Autor des Büchleins „Bunte sorbische Ostereier“, der ihre Großmutter regelmäßig besuchte, erkannte das Talent der Enkelin und ermutigte sie zur Teilnahme am Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei in Bautzen. 1974 erhielt sie dort einen Anerkennungspreis. Über die Jahre folgten weitere 20 Preise, darunter zehn erste Plätze. Von 2016 bis 2020 gewann sie gleich fünfmal in der Kategorie Kratztechnik.

Kulturzentrum Schleife: Noch fehlen die Bilderleisten und die Bilder selber, aber in Kürze wird der mit Corona-Hilfen renovierte Gang zur Galerie. Wechselausstellungen können aus dem Schauraum ausgelagert werden, so dass dort mehr Platz für Besucher ist.
Kulturzentrum Schleife: Noch fehlen die Bilderleisten und die Bilder selber, aber in Kürze wird der mit Corona-Hilfen renovierte Gang zur Galerie. Wechselausstellungen können aus dem Schauraum ausgelagert werden, so dass dort mehr Platz für Besucher ist. © Constanze Knappe

Seit 1994 nimmt Carola Stauber regelmäßig am Ostereiermarkt in Bautzen und in anderen Orten der Lausitz teil. Die Veranstaltungen in der Schrotholzscheune in Bergen (Elsterheide) sind ihr besonders ans Herz gewachsen. „Wenn ich vor der Scheune unter dem Birnbaum meine Eier verziere, das ist für mich Ostern“, sagt sie. Bei dem Gedanken daran glitzert ein Tränchen verdächtig in ihren Augen.

Hunderte Eier hat Carola Stauber über die Jahre schon verziert. Wie viele genau, das hat sie nie gezählt. Bis heute kratzt sie von Hand, ohne jegliche elektrische Unterstützung. Darauf legt sie großen Wert. Experten bescheinigen ihr, dass in ihren Wettbewerbskollektionen die traditionelle „Hoyerswerdaer Handschrift“ unverkennbar sei. Ihre Lieblingsmotive sind Sterne und die sogenannten Wolfszähne. Und schöne Kanten, fügt sie noch hinzu.

Fasziniert von sorbischen Trachten

In ihrer Kindheit wurde die Hoyerswerdaer Tracht noch im Alltag getragen. Das habe sie damals fasziniert, sagt sie. Inzwischen sind auf den Ostereiermärkten auch wieder jüngere Frauen in Tracht zu sehen. Die Muster haben Carola Stauber inspiriert, sie auf Eiern zu bringen. Eigentlich sei das aus der Not heraus geboren. „Weil ich mit dem Federkiel keine sauberen Dreiecke tupfen kann, habe ich das mit der Stecknadel perfektioniert“, erzählt die Hobbykünstlerin.

Und so kommt es, dass man auf ihren Ostereiern jenes Brautnetz der evangelischen Hoyerswerdaer Tracht , welches zum Schutz der geerbten teuren Münzkette getragen wird, wiederfindet. Oder das Perlennetz der katholischen Druschka. „Das lässt sich wunderbar tupfen“, schwärmt sie. Obgleich wohl nur Insider so richtig einschätzen können, wie viel Arbeit und Mühe in den kleinen Kunstwerken steckt. Und der vermeintliche „Traumfänger“ entpuppt sich als Motiv der evangelischen Schleifer Tracht. Andere Eier zeigen die Schleifer Perlenkränze und Kinnschleifen. Regelmäßig seien die Besucher davon angetan, was für einen Hintergrund die Muster haben.

Auch die Schleifer Perlenkränze finden sich auf Ostereiern wieder.
Auch die Schleifer Perlenkränze finden sich auf Ostereiern wieder. © Constanze Knappe

Ohne die Familie könnte Carola Stauber ihr Hobby nicht pflegen. Ihr Mann Bernd, der sie zum Aufbau der Ausstellung begleitete, sei längst zum unentbehrlichen Helfer geworden und die Tochter eine kritische Beraterin, erzählt sie. Bis heute versteht sich Carola Stauber als Botschafterin ihrer alten Heimat. „Die Lausitz wird immer in meinem Herzen bleiben“, bekräftigt die diplomierte Wirtschaftlerin, die nach dem Studium in Berlin quasi in der Stadt hängenblieb. Dass wegen der Corona-Pandemie nun zum zweiten Mal in Folge keine Ostereiermärkte stattfinden dürfen, stimmt sie ein bisschen traurig. Ihr fehlen der Kontakt zu den Besuchern und deren neugierige Fragen, aber auch die künstlerischen Inspirationen von dort.

Mit der Osterausstellung öffnet das Sorbische Kulturzentrum am Montag. Seit November war die Einrichtung geschlossen. Die Zeit wurde für kleine Umbauten genutzt. Geld dafür gab es aus dem Corona-Hilfeprogramm „Neustart Kultur“. Es war am 1. September 2020 freigeschaltet worden. Noch in der Nacht hat die Chefin des SKC das Geld beantragt. Die Bewilligung kam im November. Mitte Januar wurde das Geld ausgezahlt. Dass es bereits einen Monat später verbraucht sein musste, sei nicht nur sehr streng, sondern auch eine große Herausforderung. „Aber dank der guten Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Handwerkern hat es gut geklappt“, sagt sie.

Der ehemalige Bürogang wurde in eine Galerie verwandelt – mit dunkelgrünen Wänden, neuem Fußboden und einer Beleuchtungsstrecke, um Bilder ins rechte Licht zu rücken. Rollos ermöglichen die vollständige Verdunkelung. Lediglich die Bildleisten fehlen noch. Als Erstes werden in dem Galeriegang Bilder der Schleifer Hobbymalerin Uta Stastny gezeigt. Die „Impressionen aus nah und fern“ waren gerade mal zwei Wochen zu sehen, als das SKC wegen des Lockdowns schließen musste. Deshalb wird die Schau jetzt verlängert.

Malutensilien für Hobbykünstler verschickt

Die Vorbereitung auf Ostern ist normalerweise eine Hoch-Zeit im SKC. Wegen des Lockdowns blieben sämtliche Besuchergruppen weg, war auch an Malwerkstätten nicht zu denken. Zwar betreibt das SKC keinen Onlineshop, dennoch haben Sylvia Panoscha und ihr Team Utensilien zum Verzieren von Ostereiern wie Federkiele und Wachsmalfarben verschickt, damit Interessenten zu Hause ihrem Hobby nachgehen konnten. Es gab etliche Anfragen pro Tag, sogar aus Dresden, Weimar und Gronach.
Dass wegen der Pandemie weiterhin keine Ausstellungseröffnungen erlaubt sind, findet Sylvia Panoscha schade. Man sei aber froh, überhaupt wieder etwas machen zu dürfen. „Wir hoffen sehr, dass sich die Leute wieder zu uns trauen“, sagt sie.

Sorbisches Kulturzentrum Schleife, Friedensstraße 65.
Geöffnet: Sonntag 13 bis 17 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 10 bis 17 Uhr.
Anmeldung: 035773 77230.

Mehr Nachrichten aus Weißwasser und Umland lesen Sie hier.