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Diese fünf Frauen und Männer wollen in Zgorzelec Bürgermeister werden

Am Sonntag wird in der Görlitzer Schwesterstadt Zgorzelec gewählt. Amtsinhaber Rafal Gronicz hat vier Konkurrenten. Mit wem wird Görlitz künftig über die Grenze zusammenarbeiten?

Von Susanne Sodan
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Ob Rafal Gronicz (oben re.) sein Büro im Zgorzelecer Rathaus behält oder Edyta Krajniak-Burba, Mateusz Szczerbaty, Aneta Mazur oder Rafał Pogłódek (von li.) einziehen?
Ob Rafal Gronicz (oben re.) sein Büro im Zgorzelecer Rathaus behält oder Edyta Krajniak-Burba, Mateusz Szczerbaty, Aneta Mazur oder Rafał Pogłódek (von li.) einziehen? © Martin Schneider

Man merkt es schnell an den unzähligen Plakaten, die die Zgorzelecer Straßen säumen: Auch in Polen ist Wahljahr. Am Sonntag geht es - unter anderem - um das Bürgermeisteramt. Amtsinhaber Rafał Gronicz hatte bereits im Februar bekannt gegeben, dass er seinen Hut noch einmal in den Ring wirft. Ein Durchmarsch wie zuletzt 2018 könnte dieses Mal aber schwieriger werden: Er hat vier Konkurrenten.

Rafal Gronicz ist bereits seit 18 Jahren Bürgermeister von Zgorzelec, trat einst für die liberale Bürger-Plattform PO an, später als Einzelbewerber. Ein zweites schon bekanntes Gesicht ist Aneta Mazur. Sie war bereits 2018 angetreten, konnte aber nur 15,78 Prozent der Stimmen erlangen. Die 49-jährige Juristin tritt als parteilose Kandidatin an, gilt aber als der Kukiz-Bewegung nahestehend, die als EU-kritisch bis rechtspopulistisch eingeordnet wird.

So sehen gerade viele Straßen in Zgorzelec aus: die Ränder gesäumt mit Wahlplakaten.
So sehen gerade viele Straßen in Zgorzelec aus: die Ränder gesäumt mit Wahlplakaten. © privat

Die zweite Frau in der Runde ist Edyta Krajniak-Burba. Die 48-jährige Bauingenieurin wurde vom Wahlausschuss "Zgorzelec - Stadt des Dialoges" aufgestellt. Krajniak-Burba gehört außerdem der pro-europäischen Initiative "Polska 2050" an.

Themen, die die Görlitzer Nachbarn bewegen

Für Aufsehen hatte der parteilose Rafał Pogłódek mit einem 20-Punkte-Programm für Zgorzelec gesorgt. Der 32-Jährige ist eigenen Angaben nach Jurist und derzeit in der Unternehmensberatung tätig. Erster Punkt seines Programms: Statt der langersehnten Bädersanierung wolle er gleich einen neuen Wasserpark bauen lassen. Pogłódeks Aquapark-Idee bezeichnet zum Beispiel Aneta Mazur zwar als Utopie. Doch die Sanierung des städtischen Hallenbades und die Freibad-Wiederbelebung stehen bei allen Kandidaten im Programm.

Kurz fasst sich PiS-Kandidat Mateusz Szczerbaty. Das Programm des 36-Jährigen: Zgorzelec solle eine unabhängige Stadt sein, eine sichere Stadt, eine Kulturstadt, eine Sportstadt und eine grüne Stadt.

Wer will gute Zusammenarbeit mit Görlitz?

Zu bewegen scheint auch der Verkehr in der Stadt: Mehrere Kandidaten wollen Straßensanierungen und mehr Parkkapazitäten. Mehr touristische Angebote sind ein Thema, und mehr Grün in der Stadt. Edyta Krajniak-Burba hatte vorab in einer Online-Umfrage die Zgorzelecer nach ihren Ideen gefragt. Auch bei ihr stehen Infrastruktur, Sportstätten, Tourismusförderung, Ordnung und Sicherheit im Programm, aber zum Beispiel auch die Energiewende und mehr Bürgernähe. Eine gute Zusammenarbeit mit Görlitz haben sie und Rafał Pogłódek auf der Liste.

Was alle Konkurrenten von Rafał Gronicz mehr oder weniger bemängeln ist eine Stagnation in Zgorzelec. So fordert Aneta Mazur gar eine Prüfung der Ausgaben unter Gronicz, eine Fusion kommunaler Unternehmen und die Reduzierung kommunalpolitischer Gremien - zugunsten der Stadtkasse.

Das Schwimmbad, die schwierige Finanzlage, eine neue Autobrücke zwischen Görlitz und Zgorzelec im Norden oder auch die geplante grenzübergreifende Wärmeversorgung sind Themen, die seit Jahren auch Rafał Gronicz auf dem Tisch hat. Die Schwierigkeit: In Polen sind Kommunalpolitiker stärker von der Landespolitik abhängig als in Deutschland. Und den Kurs in Polen bestimmte lange die konservative PiS.

Gronicz war immer ein klarer Gegner der PiS, die im Landkreis Zgorzelec bei den letzten Wahlen regelmäßig stärkste Partei war. Doch in der Stadt Zgorzelec votierten die Wähler liberaler, Gronicz konnte das bürgerliche Lager immer hinter sich vereinen. Das Zusammenwachsen von Zgorzelec und Görlitz im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich ist nicht zu geringem Teil ihm zu verdanken. Doch bei vielen Vorhaben konnte er kaum auf Unterstützung aus der "großen Politik" zählen - weshalb er mit der Abwahl der PiS in Warschau im vergangenen Herbst auch große Hoffnungen verbindet.