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Schwedisches Berufungsgericht erhöht Strafen für "Estonia"-Aufnahmen

Zwei Dokumentarfilmer, die gegen ein Urteil wegen der Aufnahmen vorgegangen sind, müssen mehr zahlen. Dabei hatten sie ein unbekanntes Loch im Wrack entdeckt.

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Ein Videostandbild zeigt den Schriftzug der 1994 gesunkenen Ostsee-Fähre "Estonia", die vor der Südküste Finnlands liegt.
Ein Videostandbild zeigt den Schriftzug der 1994 gesunkenen Ostsee-Fähre "Estonia", die vor der Südküste Finnlands liegt. © -/STT-Lehtikuva-Pool/dpa (Archiiv)

Göteborg. Im Fall um Aufnahmen an der gesunkenen Ostsee-Fähre "Estonia" hat ein schwedisches Berufungsgericht zwei Dokumentarfilmer zu höheren Strafen als die Vorinstanz verurteilt. Wie zuvor das Bezirksgericht Göteborg habe man entschieden, den Filmemacher und den Wrack-Experten zu Geldstrafen zu verurteilen, allerdings zu jeweils 80 statt 40 Tagessätzen, teilte das Berufungsgericht von Westschweden am Mittwoch mit. Man müsse schauen, wie es jetzt weitergehe, sagte einer der beiden Männer kurz nach der Urteilsverkündung dem schwedischen Rundfunk.

Die beiden Schweden waren im September 2022 wegen Verstoßes gegen den über dem Wrack geltenden Grabfrieden zu Geldstrafen verurteilt worden. Anders als bei einem Freispruch im Februar 2021 war das Bezirksgericht von Göteborg in dem neu aufgerollten Prozess zu dem Schluss gekommen, dass sie nach dem schwedischen "Estonia"-Gesetz verurteilt werden können. Die Strafe wurde damals auf je 40 Tagessätze in Höhe von 470 beziehungsweise 560 Kronen festgelegt - umgerechnet beliefen sich die Gesamtsummen damit auf rund 1.750 und 2.100 Euro. Beide Seiten waren gegen das Urteil in Berufung gegangen.

Die Fähre "Estonia" der Reederei Estline (undatiertes Archivfoto), die am am 28. September 1994 um 00.23 Uhr SOS sendete und in weniger als einer halben Stunde sank.
Die Fähre "Estonia" der Reederei Estline (undatiertes Archivfoto), die am am 28. September 1994 um 00.23 Uhr SOS sendete und in weniger als einer halben Stunde sank. © -/Lehtikuva/epa/dpa

Die "Estonia" war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, nur 137 überlebten. Es handelte sich um die größte Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte. Weil viele der Toten nicht geborgen werden konnten, steht das Wrack als Ruhestätte unter Schutz und darf nicht aufgesucht werden.

Für eine Dokumentation hatte ein Filmteam um die beiden Männer im September 2019 dennoch einen Tauchroboter zum Wrack heruntergelassen. Dabei hatten sie unter anderem ein mehrere Meter großes und bislang nicht bekanntes Loch im Schiffsrumpf entdeckt, was letztlich zu neuen Untersuchungen der Behörden geführt hatte. (dpa)