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SOE: Schwierige Suche nach Platz für Ukraine-Flüchtlinge

Etwas mehr als 1.100 Personen können in Wohnungen, Hotels, Pensionen und Jugendherbergen untergebracht werden. Sind Turnhallen eine Option?

Von Domokos Szabó
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Das Kinder- und Jugenderholungszentrum Kiez in Sebnitz. "Aktuell kann man nicht vorhersagen, welche Wege notwendig sind, um die Vertriebenen zu versorgen."
Das Kinder- und Jugenderholungszentrum Kiez in Sebnitz. "Aktuell kann man nicht vorhersagen, welche Wege notwendig sind, um die Vertriebenen zu versorgen." © Daniel Schäfer

So groß die Hilfsbereitschaft im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge auch ist - so schwierig ist auch die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Nach Angaben des Landratsamtes in Pirna haben sich bereits bis Donnerstagmittag 915 ukrainische Schutzbedürftige im Landkreis registrieren lassen. Sie wohnen in privaten Quartieren. Bereits am Mittwoch kamen 50 Menschen, die über eine Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaates den Landkreis erreichten. Das Landratsamt brachte sie im Sebnitzer Kinder- und Jugenderholungszentrum Kiez unter.

Das sind Zahlen, die das Landratsamt noch managen kann. Erwartet werden aber noch wesentlich mehr Schutzsuchende. Die SZ geht den wichtigsten Fragen rund um die Platzsuche für Flüchtlinge nach und fragt auch, ob auch die Turnhallen für diesen Zweck infrage kommen.

Wie viele Flüchtlinge erwartet der Landkreis aus der Ukraine?

Die Landkreisverwaltung geht gegenwärtig davon aus, dass bis zu 5.000 ukrainische Schutzbedürftige kurz- und mittelfristig untergebracht werden müssen, sagt Landkreissprecher Thomas Kunz. Dabei handelt es sich um eine regionalisierte Prognose mit Blick auf den Königsteiner Schlüssel, der besagt: Von je 1.000 Flüchtlingen in Deutschland werden drei in den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge geschickt.

Wie viele Übernachtungsplätze kann der Landkreis aus eigener Kraft stellen?

Laut Landratsamt stehen derzeit 1.155 Plätze in Wohnungen, Pensionen, Hotels und ähnlichen Unterkünften zur Verfügung. Ein Beispiel ist die Jugendherberge in Copitz, die bereits kurz nach Putins Angriff auf die Ukraine für die Aufnahme von Flüchtlingen hergerichtet wurde.

Nun ist der Landkreis mitten in der Akquise, wie Sprecher Kunz sagt. "Geprüft werden alle im gesamten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Verfügung stehenden Angebote der Unterbringung. Dies sind neben Wohnungen, auch Hotels, Pensionen und Jugendherbergen."

Muss der Landkreis auf Sporthallen zurückgreifen, um die Flüchtlinge unterzubringen?

Aus jetziger Sicht erscheint das als eher wahrscheinlich. Kreissprecher Thomas Kunz sagt: "Die Situation ist im Fluss, sodass man aktuell nicht vorhersagen kann, welche Wege notwendig sind, um die Vertriebenen zu versorgen." Die Herrichtung von Sporthallen als Notunterkunft sei "eine von mehreren Optionen".

Wie hilft der Landkreis bei der Betreuung der Flüchtlinge?

Das Landratsamt hat nach Corona nun einen weiteren ein Krisenstab eingerichtet. Der soll sich nicht nur um Fragen der medizinischen und psychosozialen Betreuung kümmern, sondern auch um Beschulung und Beschäftigung der Kinder. Außerdem stellt sich dem Krisenstab die Frage, wie man Flüchtlinge unterstützt, die sich wie auch immer mit Arbeit oder ehrenamtlichem Engagement in Deutschland einbringen wollen.

Kurzfristig wurde zudem die Anzahl der Flüchtlingssozialarbeiter im Landkreis von 12 auf 17 erhöht. Konkreter wird aber der Landkreis auf Anfrage zunächst nicht. "Die weiteren Schritte werden in Abhängigkeit von den zukünftigen Wohnorten zu treffen sein", sagt Sprecher Thomas Kunz.