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Ukraine-Flüchtlinge: Zittauer Vereine gründen Hilfsbündnis

Täglich kommen jetzt Geflüchtete an, die versorgt werden müssen. In Zittau hat sich ein Team gebildet, das sich um die Menschen kümmert. Die Helfer erzählen, wie ein Tag abläuft.

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Im Zittauer Lutherhaus der Elim-Gemeinde hat sich ein Organisations-Büro etabliert. Viele Helfer unterstützen die ankommenden Flüchtlinge von hier aus.
Im Zittauer Lutherhaus der Elim-Gemeinde hat sich ein Organisations-Büro etabliert. Viele Helfer unterstützen die ankommenden Flüchtlinge von hier aus. © Hillersche Villa

Am frühen Freitagmorgen weckte das Telefon viele freiwillige Helfer der Ukrainehilfe in Zittau. Ein Bus hat sich angekündigt. Darin 46 Geflüchtete aus der Ukraine - darunter 26 Kinder und Jugendliche. Um 6.30 Uhr steht er dann vor dem Lutherhaus der Elim-Gemeinde. Hier hat sich ein Organisations-Büro aus Freiwilligen der Elim Gemeinde, von der Hillerschen Villa, von Vbff, Kinderschutzbund, Augen auf e.V. und privaten Personen gebildet, um den Ankommenden zu helfen. "Die Grenzen von hauptberuflicher Arbeit und ehrenamtlichem Engagement verschwimmen - jeder hilft, wie er kann. Arbeitszeiten sind kein Thema mehr", berichten die Helfer.

Unterkünfte werden gesucht

Ein großer Teil der organisatorischen Arbeit ist schon vor Ankunft vollbracht. Die Namen und Ziele der Flüchtlinge werden schon während der Fahrt aus dem Bus ins Organisations-Büro vermittelt. So können vorab Belegungen der zur Verfügung gestellten Unterkünfte geplant und der Shuttle dorthin geklärt werden. Die Helfer sind seit dem Kriegsbeginn am 24. Februar auf die Geflüchteten vorbereitet: Essen, Trinken, Corona-Tests, ein kleiner Basar für die notwendigsten Dinge sind genauso vorhanden wie erste Informationszettel in ukrainischer Sprache. Mithilfe freiwilliger Übersetzer folgen erste Gespräche mit den zum Teil traumatisierten Menschen.

Einige der Geflüchteten haben konkrete Ziele zur Familie oder Freunden in anderen Städten und möchten nur eine Nacht bleiben. Andere sind einfach nur froh, dem Krieg entkommen zu sein und entscheiden sich, in Zittau zu bleiben. Es folgen zahlreiche Telefonate, um die Unterkünfte zu aktivieren. Nach und nach werden die Menschen mit kleinen Bussen oder privaten Autos zu ihren Unterkünften gebracht. Nach knapp vier Stunden kehrt Ruhe ins Lutherhaus ein. Das Küchenteam räumt auf, das Org-Büro versucht weiterhin die Strukturen zu optimieren und neue Unterkünfte und Helfer anzuwerben, beschreibt das Team der Hillerschen Villa. Und man bereitet sich auf die Ankunft des nächsten Busses vor.

Im Großhennersdorfer Begegnungszentrum der Hillerschen Villa sind derweil etwa weitere 20 Personen und ein Hund angekommen. Vom vorherigen Bus sind noch fünf Menschen untergebracht, inklusive einer Katze. Für sie werden immer noch Unterkünfte gesucht. Das BGZ, in dem für gewöhnlich Tageshausgäste übernachten, verfügt über eine Kapazität von knapp 40 Betten und hat eine Großküche. Nach einer langen Reise, die die Geflüchteten hinter sich haben - manche sind 24 Stunden unterwegs, andere bis zu sechs Tage - können sie sich nun in der Sicherheit erholen und auf ihre neuen Unterkünfte warten, die das Organisations-Team im Lutherhaus fleißig weiter sucht.

Sprachkurse werden vermittelt

Am Nachmittag steht eine lange Schlange an der Hillerschen Villa am Klieneberger Platz in Zittau. Es gibt ein offenes Café für Frauen, dort wird Hilfe für die Geflüchteten angeboten. Jetzt werden kostenlos Fotos für notwendige Behördengänge gemacht, die Resonanz ist enorm. Im Erdgeschoss der Hillerschen Villa spielen viele Kinder, an den Tischen sitzen Mütter vertieft in Anträge der Ausländerbehörde und lassen sich dabei von Freiwilligen unterstützen. Das Essen, gespendet von der BiOase, wird dankend angenommen. Schnell und unkompliziert wird überall geholfen, der Informationsbedarf ist groß.

Am Ende des Tages ziehen die Helfer ein positives Fazit: 120 Geflüchtete besuchten die Hillersche Villa, 107 biometrische Passfotos wurden kostenlos gemacht, die großzügige Lebensmittelspende der BiOase verspeist, der erste Teil der Anträge für die Ausländerbehörde wurde von fast allen ausgefüllt. Auch im Laufe der nächsten Woche noch hat der Vbff voll mit Beratungsterminen für die Antragstellung zu tun. Drei ukrainische Lehrerinnen sind auf dem Weg angestellt zu werden – ab Montag. Dann starten sie mit dem Unterricht in der Weinauschule. Alle Jugendlichen ab 16 Jahren wurden zum Sprachkurs an die Hochschule vermittelt. Ab Montag startet an der Volkshochschule ein Sprachkurs zweimal pro Woche für 24 Personen, er wird von Freiwilligen geleitet.

Spenden werden weiterhin benötigt

Auf dem Spendenkonto der Hillerschen Villa sind bisher über 7.400 Euro eingegangen, mit diesem Geld wird die Erstversorgung der Flüchtlinge sichergestellt. Klar ist schon jetzt, dass es weitere Menschen geben wird, die in Zittau Schutz suchen werden. Daher bittet die Hillersche Villa auch weiterhin um Spenden, um unbürokratisch und schnell helfen zu können. Auch für die Hilfe direkt vor Ort werden weitere Freiwillige gesucht. Interessenten melden sich bitte unter [email protected].

Spenden gehen an:
Hillersche Villa e.V.
IBAN DE14 8502 0500 0003 5954 10
BIC BFSWDE33DRE
Bank für Sozialwirtschaft
Verwendungszweck: Zittau hilft

Wer eine Spendenquittung erhalten möchte, ergänzt im Verwendungszweck: "Erbitte Spendenquittung". Von Sachspenden bittet der Verein momentan abzusehen, da er keinen Platz mehr hat, die Sachen zu lagern. (SZ)