Zwei Kalendersprüche konkurrieren um den Spitzenplatz in der Beliebtheitsskala: "Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit" und "Im Krieg stirbt die Moral zuerst." Der eine hat sich früh bewahrheitet, vor allem angesichts der Lügenpolitik des Kremls. Der andere bestätigt sich erst jetzt in seiner ganzen Komplexität – durch den Gas-Deal mit Katar. Vereinbart ausgerechnet durch Robert Habeck, dessen grüne Partei sich als Verkörperung moralgeleiteter Politik versteht.

Man muss das so klar sagen: Um unabhängiger von einem durch Putin zum Schurkenstaat gewordenen Russland zu werden, kooperiert unser Land mit einem höchst problematischen Regime, für das Menschenrechte allenfalls von marginaler Bedeutung sind. Auch Habeck tut nicht so, als wäre dieser Kompromiss etwas anderes als extrem schmerzhaft. Doch wer Russland und Katar nun als "Pest und Cholera" gleichsetzt, behauptet groben Unfug. Schon allein, weil Putins Eroberungskrieg sich trotz allem nicht mit den Verbrechen in Katar gleichsetzen lässt.

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Was wir seit Wochen erleben, ist der von außen aufgezwungene Wechsel von der Gesinnungs- zur Verantwortungsethik einer Politik, die sich daran orientiert, wie die Welt ist. Nicht daran, wie sie sein sollte. Die Kompromisse zwischen dem, was man nicht tun sollte, und dem, was man trotzdem tun muss, werden immer quälender. Hoffentlich nur so lange, bis die Hauptursache dieser Eskalation Geschichte ist: der von Putins Russland begonnene Krieg.

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