Merken

Wenn in den Kitas Erzieher fehlen

Bei seinem Besuch im Kindergarten hörte sich Kultusminister Piwarz die Sorgen der Wilsdruffer an.

Von Maik Brückner
Teilen
Folgen
NEU!
Kultusminister Christian Piwarz besucht mit Bürgermeister Ralf Rother die Kita Naturkinderland in Grumbach, zusammen mit der Vereinsvorsitzenden Karla Horn.
Kultusminister Christian Piwarz besucht mit Bürgermeister Ralf Rother die Kita Naturkinderland in Grumbach, zusammen mit der Vereinsvorsitzenden Karla Horn. © Karl-Ludwig Oberthür

Es sind Ferien. Und das spürte Sachsens Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Dienstag, als er sich in der Grumbacher Kindertagsstätte „Natur-Kinderland“ umsah. Die Kleinen bereiteten dem Politiker einen freundlichen Empfang. Auch die Erzieher machten einen entspannten Eindruck. Schließlich sind wegen der Ferien weniger Kinder in der Einrichtung.

Doch der Alltag sieht anders aus. Dem Kindergartenverein Wilsdruff, der nicht nur die Grumbacher Kita, sondern elf weitere Einrichtungen in Wilsdruff betreibt, fällt es immer schwerer, Erzieher zu finden. Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Über diese Situation wollte der Verein mit Piwarz sprechen. Dazu kam dieser nach Grumbach. Hier gab die Vereinsvorsitzende Karla Horn einen Überblick: Ihr Verein betreut mit 170 Mitarbeitern 1 200 Kinder. „Ein Drittel der Mitarbeiter ist Mitte und Ende 50, zwei Drittel sind bis 30 Jahre alt.“ Die Älteren steuern auf den Ruhestand zu, die Jüngeren gründen Familien, bekommen Kinder und fallen so über längere Zeit aus. „Uns fehlt die mittlere Generation.“

Doch nicht nur das stelle den Verein vor Herausforderungen. Es sei zwar begrüßenswert, dass der Freistaat die frühkindliche Bildung immer weiter verbessern möchte, indem die Kitas angehalten werden, mehr Erzieher einzustellen. Doch das sei schwer zu erfüllen. Ihr Verein braucht bis zum Jahresende sechs bis sieben weitere Erzieher. Bereits jetzt bewerben sich auf Ausschreibungen nur wenige oder gar keiner. Selbst Zeitarbeitsfirmen können nicht helfen, ergänzte der geschäftsführende Mitarbeiter im Kindergartenverein, Oliver Gäbisch. Sein Verein gelinge es auch nicht, Assistenzkräfte – also Frauen und Männer, die den Erziehern Arbeit abnehmen können –, zu finden. Sein Verein könne deshalb nur seine Erzieher, die zum größten Teil verkürzt arbeiten möchten, bitten, mehr Stunden zu leisten. Auf Dauer sei das nicht Lösung. „Die tägliche Belastung ist hoch“, so Horn. Piwarz hörte das offenbar nicht zum ersten Mal. Erklären konnte er sich den Personalmangel nicht. In Sachsen würden jährlich 2 000 Erzieher ausgebildet. Gebraucht werden 800 bis 900. Statisch gesehen müsste es genügend Erzieher geben, so Piwarz. Weil nicht nur Wilsdruff Personalsorgen habe, möchte sein Ministerium klären, wie es dazu kommt. Piwarz hat eine Studie in Auftrag gegeben. Experten sollen in den nächsten Wochen angehende Erzieher nach ihren Plänen befragen. 2020 soll die Befragung wiederholt werden. Piwarz erhofft sich so Aufschlüsse zum Verbleib der Erzieher. Möglicherweise müsse man mehr Ausbildungsplätze einrichten, so Piwarz. Gäbisch und Horn sehen hier eine Chance. Denn nach ihrer Erfahrung wollen viele Erzieher keine 40-Stunden-Arbeitswoche, weil sie Wert auf freie Zeit legen. Beide regten auch an, die staatlichen Vorgaben für das Einstellen von Assistenzkräften zu überprüfen. „Eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein polizeiliches Führungszeugnis sollten reichen“, sagte Vereinschefin Horn.

Piwarz sicherte zu, dass zu prüfen zu lassen. Außerdem ermunterte er die Wilsdruffer, sich mit anderen Trägern von Kindergärten zu verständigen, um Verbesserungsvorschläge über das Landesjugendamt, die Liga der Freien Wohlfahrtspflege und den Sächsischen Städte- und Gemeindetag (SSG) an sein Ministerium heranzutragen. Erste Gespräche im Kreise des SSG habe es bereits gegeben, erklärte Bürgermeister Ralf Rother (CDU).

Sie wollen noch besser informiert sein? Schauen Sie doch mal auf www.sächsische.de/freital vorbei.

Für Informationen zwischendurch aufs Handy können Sie sich unter www.szlink.de/whatsapp-regio anmelden. Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter