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Werk in Brandenburg: Tesla fällt Bäume

Die Rodungen für das geplante Werk in Grünheide haben begonnen - auf volles Risiko des Unternehmens. Die Amerikaner machen Tempo.

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Der US-Elektroautobauer Tesla lässt für sein neues Werk in Grünheide den Wald roden.
Der US-Elektroautobauer Tesla lässt für sein neues Werk in Grünheide den Wald roden. © dpa

Von Gudrun Janicke

Grünheide. Schwere Maschinen sind auf dem Gelände der geplanten Autofabrik von Tesla angerückt. Schlag auf Schlag krachen am Freitag 20 bis 30 Meter hohe Kiefern auf den Boden. Der US-Elektroautomobilbauer Tesla hat mit der Erschließung seines künftigen Werksgeländes in Grünheide bei Berlin begonnen. Ein gut 90 Hektar großes Waldstück wird dafür gerodet, damit das Werk später dort gebaut werden kann. Die Genehmigung für den Bau steht zwar noch aus, Bäume wurden aber trotzdem gefällt.

Grund dafür ist eine vorzeitige Erlaubnis des Landesamtes für Umwelt - zum einen für die Rodung der gut 90 Hektar, zum anderen für bauvorbereitende Maßnahmen wie das Anlegen von Baustraßen. Das Brandenburger Agrar- und Umweltministerium hatte allerdings deutlich gemacht, dass Tesla "auf eigenes Risiko" mit den Arbeiten starten dürfe. Sollte die Genehmigung für das Vorhaben doch nicht erteilt werden können, müsste der Investor nach Ministeriumsangaben angemessen aufforsten.

"Es geht los!", hatte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach am Donnerstagabend zum Start der Rodungen getwittert. "Ein historisches Foto" schrieb er zu der Aufnahme, die schwere Maschinen auf dem Waldstück zeigt.

© dpa

Gucken war am Freitag nur aus sicherer Entfernung an der Landstraße an der Autobahnabfahrt Freienbrink erlaubt. Zwei Schlagbäume hielten Unbefugte fern. Sie öffneten nur für Fahrzeuge der Mitarbeiter der Firmen, die im Auftrag von Tesla das Gelände "baumfrei" machen sollten. Die Kosten für die Rodung trage der Autobauer, sagte der stellvertretende Brandenburger Regierungssprecher, Simon Zunk.

Die Rodung soll voraussichtlich bis Ende Februar dauern. Man gehe von einem Zeitraum von etwa zwei Wochen aus, sagte Zunk. An einem breiten Schotterweg waren am Freitag 29 riesige sogenannte Harvester - Walderntemaschinen - im Einsatz. Sie umgriffen die Stämme, sägten sie kurz über den Boden durch, schabten Äste ab und teilten die Stämme dann in knapp zwei Meter lange Stücke. Spezialfahrzeuge griffen die Stücke auf und stapelten sie für den Abtransport von dem insgesamt rund 300 Hektar großen Areal. Die Vermarktung und der Verkauf des Holzes sei Sache des Unternehmens, erklärte Zunk.

Laut Agrarministerium gelten zahlreiche Auflagen zum Schutz der Umwelt und der Bevölkerung für die Zeit während der Arbeiten. Laut Zunk wird während der Rodung in zwei Schichten gearbeitet - allerdings nicht nachts wegen des Lärmschutzes. Auch am Sonntag bleiben die Maschinen stehen.

Protest von Umweltschützern

Zur Kritik von Umweltschützern an dem Projekt betonte eine Tesla-Sprecherin am Freitag, der Umweltschutz habe für das Unternehmen oberste Priorität. Es werde nichts unternommen, das in irgendeiner Form der Umwelt schade. Tesla werde das Abholzen der Bäume anderswo ausgleichen - und zwar dreifach, versicherte sie.

Das Unternehmen hatte schon vor einigen Tagen Maßnahmen für den Umweltschutz in dem Waldstück und der Gegend vorgestellt. Demnach ließ es nach eigenen Angaben unter anderem alle Bäume in dem Bereich nach überwinternden Fledermäusen absuchen. Sie seien dabei lediglich auf zwei Bäumen gefunden worden: eine Höhle mit einer Zwerg- oder Mückenfledermaus sowie eine Höhle mit mindestens drei Abendseglern. Die beiden Bäume sollen nun vorerst nicht abgeholzt werden, wie Tesla am Freitag bekräftigte. Ebenso wenig sollen um zwei gefundene Ameisenhügel Bäume gefällt werden. Außerdem ist beabsichtigt, Zauneidechsen im Frühjahr zwecks Umsiedlung einzufangen.

Keinen Erfolg hatten Naturschützer mit ihren Eilanträgen gegen die laufenden Rodungen vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder). Die Abwägung der naturschutzrechtlichen Belange durch das Landesumweltamt sei nicht zu beanstanden, hieß es in der Entscheidung.

Laut Brandenburger Umweltministerium muss Tesla Auflagen zum Umweltschutz einhalten. So dürften an Gebäuden nahe dem Waldstück tagsüber Lärmschutzwerte von 50 bis 70 Dezibel und nachts zwischen 40 und 55 Dezibel nicht überschritten werden. Am Sonntag stehen die Maschinen still.

13 Blindgänger gesprengt

Ab Juli 2021 will Tesla jährlich bis zu 500.000 Elektro-Autos in Grünheide produzieren. Die Pläne des Elektro-Autobauers für die erste europäische Fabrik hatten nach erster Begeisterung in Deutschland Bedenken von Umweltschützern laut werden lassen. Denn das Grundstück im Landkreis Oder-Spree war zwar vor rund zwei Jahrzehnten schon für den Bau eines BMW-Werks vorgesehen, seitdem breiteten sich aber Pflanzen und Tiere ungehindert in dem Lebensraum aus - und Umweltschützer forderten eine behutsame Prüfung der Lage statt einer schnellen Abholzung.

Im Genehmigungsverfahren sind noch bis zum 5. März Einwendungen möglich. Ab 18. März werden sie öffentlich erörtert. Nur wenn nach Prüfung des Antrages alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird abschließend eine Genehmigung erteilt.

Am Freitag wurde laut Ordnungsamt der 13. Blindgänger auf dem Gelände gesprengt. Bereits zuvor hatte dort Kriegsmunition unschädlich gemacht werden müssen. (dpa)