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Wilsdruff: Die Riesenantenne und ihre Besucher

Der Sendemast ist umgelegt, das Interesse an ihm weiterhin groß. Vor allem bei einer bestimmten Gruppe von Hobbyfotografen.

Von Maik Brückner
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Die Riesenantenne aus Wilsdruff liegt seit Sonntag am Boden und wird zerteilt.
Die Riesenantenne aus Wilsdruff liegt seit Sonntag am Boden und wird zerteilt. © Daniel Schäfer

Im Auftrag der Media Broadcast wurde begonnen, die am Sonntag gesprengte Wilsdruffer Riesenantenne zu teilen, um sie vom Gelände zu bringen. Einige Rohrteile des Sendemastes wurde bereits auf die Höhe des Antennenhauses gezogen, ein großer liegt noch auf der Wiese. So zumindest der Zustand beim Vor-Ort-Termin diese Woche.

Gerüchten zufolge interessieren sich auch Souvenirjäger für die Riesenantenne. Darauf lässt zumindest auch der Zaun schließen, der das Gelände des ehemaligen Senders umfasst. Dieser wurde beim Fall des Turms am Sonntag beschädigt und danach wieder geschlossen. Der untere Teil des "neuen Zauns" wurde aber offenbar wieder geöffnet und später erneut - diesmal mit einem robusten Draht - geschlossen.

Der Turm hinter dem Zaun. Unten links ist zu sehen, dass der "neue Zaun" erneut repariert werden musste.
Der Turm hinter dem Zaun. Unten links ist zu sehen, dass der "neue Zaun" erneut repariert werden musste. © SZ/Maik Brückner

Ob hier sich wirklich Souvenirjäger Zugang verschafft haben, vermag die Polizei nicht zu sagen. In diesem Jahr sind noch "keine Anzeigen im Zusammenhang mit dem Sender eingegangen", erklärte Pressesprecher Lukas Reumund auf Nachfrage von Saechsische.de. Dies hätte eine Rücksprache mit dem Revier Freital-Dippoldiswalde ergeben. Deshalb könne er die Gerüchte nicht bestätigen.

Nachfrage nach Souvenirs

Auch dem Eigentümer des Riesenrohrs liegen keine Informationen vor, dass Leute versucht hätten, Teile des Mastes mitzunehmen. Das erklärte ein Sprecher der Media Broadcast auf Nachfrage von Saechsische.de.

Auch Sabine Neumann vom Förderverein Funkturm Wilsdruff kann sich nicht vorstellen, dass Souvenirjäger so dreist sind. Wer ein Erinnerungsstück vom Turm haben wollte, war am Sonntag vor Ort und hat sich dort nach der Sprengung etwas mitgenommen, entweder ein kleines Blech- oder abgeplatzte Farbteile.

Dass das Interesse an Souvenirs groß ist, kann sie verstehen. Ihr Verein wurde bereits gefragt, ob er nicht ein Stück des Turms kaufen könne, um daraus Souvenirs herzustellen. "Als Verein sind wir aber dazu nicht in der Lage", sagt die Vereinschefin. Das wäre eher ein Betätigungsgebiet für eine Firma, die sich auf solche Dinge spezialisiert hat.

Andere Beobachter vermuten indes, dass hier nicht Souvenirjäger reingekrabbelt sind, sondern Hobbyfotografen mit einem ganz speziellen Interesse für verlassene Orte - sogenannte Lost Places. "Das hatte uns der Besitzer der Fläche bestätigt", sagt ein Wilsdruffer, der nicht namentlich genannt werden möchte, und der die Anlage kennt. Veröffentlicht werden diese Fotos auf Foren Internet.

Abtransport des Mastes in nächsten Tagen

Der Besitzer der Fläche, auf der die Riesenantenne stand, hat inzwischen vorgesorgt. An der Stelle, an der der Zaun geöffnet wurde, war - zumindest beim Vor-Ort-Besuch der SZ - ein Mitarbeiter aktiv. Der hackte Holz. Ein paar Meter weiter warnt ein gelbes Schild vor frei laufenden Hunden im Gelände.

Die Media Broadcast indes versucht, die Reste der Riesenantenne so schnell wie möglich vom Gelände zu holen. "Die Zerkleinerung und der Abtransport des Mastes werden in den nächsten Tagen abgeschlossen sein", erklärt der Sprecher des Unternehmens. Der untere Teil soll - wie mit dem Förderverein Funkturm Wilsdruff vereinbart - in der Stadt bleiben und zum Bau eines Denkmals genutzt werden.

"Hierzu stehen wir aktuell in Kontakt mit dem Förderverein", erklärt der Sprecher. Konkrete Aussagen, wann und wohin das zehn Meter lange Rohrteil transportiert wird, könne er aber derzeit nicht machen.

Der Mast wurde am Sonntag umgelegt. Obwohl es bei der Sprengung Probleme gab, war die Media Broadcast in anderer Hinsicht ganz zufrieden. Denn rund um das Gelände, das von 32 Polizisten abgesichert und weiträumig abgesperrt wurde, blieb es ruhig. "Die Besucher haben sich vorbildlich an die Absperrung gehalten", so der Sprecher. Das bestätigt auch die Polizei: "Zwischenfälle, die in Zusammenhang mit der Sprengung stehen, sind nicht bekannt", sagt Sprecher Lukas Reumund.

Nach der Sprengung wurde die Mastspitze zeitnah abgetrennt und der Zaun zum Privatgelände wieder geschlossen. "Diese Arbeiten konnten natürlich nur unter der Einhaltung von Sicherheitsabständen durchgeführt werden", so der Sprecher.