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Wilsdruff: Neuer Glockenstuhl in Herzogswalde

Die Erneuerung dauerte lange. Zum Tag des offenen Denkmals gab es die neue Holzkonstruktion zu sehen. Die wichtigste Veränderung aber ist: gut hörbar.

Von Maik Brückner
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So sieht der neue Glockenstuhl in Herzogswalde aus. Nach dem Dankgottesdienst am Sonntag konnte er besichtigt werden. Pfarrer Stephan Vödisch (hintere Reihe, weißes Hemd) führte die Besucher in den Turm.
So sieht der neue Glockenstuhl in Herzogswalde aus. Nach dem Dankgottesdienst am Sonntag konnte er besichtigt werden. Pfarrer Stephan Vödisch (hintere Reihe, weißes Hemd) führte die Besucher in den Turm. © Egbert Kamprath

Lange mussten die Glocken der Herzogswalder Kirche schweigen. Die Pause ist jetzt vorbei. Nach einer umfangreichen Sanierung hat die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Mohorn-Herzogswalde-Helbigsdorf-Blankenstein das Geläut nach einem Dankgottesdienst am Sonntag offiziell in Betrieb genommen. Die eigentliche Inbetriebnahme fand bereits am 29. April statt. Seither läuten die Glocken werktäglich zweimal sowie zu den Gottesdiensten und sonstigen Anlässen.

Bis vor drei Jahren wurden die Glocken für Beerdigungen oder zum Gottesdienste noch per Hand geläutet. Dann musste die Gemeinde die Glocken außer Betrieb nehmen. Der Grund: Sie hingen in einer Stahlkonstruktion, die beim Läuten in Schwingungen geriet und so die Substanz des Kirchturms gefährdete.

Begutachtet wurden auch die drei Glocken, von denen zwei aus Gussstahl bestehen. "Der Kirchenvorstand hat sich im Einvernehmen mit dem zuständigen Glockensachverständigen der Landeskirche bewusst für deren Erhalt entschlossen", berichtet Kirchenvorstand Stefan Reuther auf der Internetseite der Kirchgemeinde. Dafür gab es zwei Gründe: Demnach wären neue Bronzeglocken zurzeit nicht bezahlbar. Zum anderen haben beide Glocken eine wichtige ortsgeschichtliche Bedeutung.

So ziert folgender Schriftzug die größte Glocke: "Zweimal in Kriegen verloren wurden die Glocken 1958 durch Opfergaben aus der Ev.-lutherischen Kirchgemeinde Herzogswalde geschafft." Bei der dritten, der kleinsten Glocke, war von Anfang an klar, dass sie bleibt. Diese wurde 1908 aus Bronze gegossen. Abgebildet ist auf ihr Noahs Taube mit dem Ölzweig und der Spruch: "Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich".

Unangenehme Überraschungen bei der Sanierung

Bei der Sanierung, die 2020 begonnen wurde, gab es "zum Teil unangenehmen Überraschungen", so Vorstand Stefan Reuther. So zeigte sich, dass auch eine Erneuerung der 270 Jahre alten Deckenbalken dringend notwendig war. Die äußerlich noch intakt erscheinenden Balken war in den Auflagerbereichen sehr stark geschädigt - zum Teil durch Pilzbefall und Fäulnis regelrecht ausgehöhlt. "Leider entdeckte man erst nach dem Ende des ersten Bauabschnittes im Frühjahr 2021, dass die Deckenebene über dem Glockenboden – die Basis der Turmhaube - gleichermaßen stark reparaturbedürftig ist."

Die Kirchgemeinde musste Reparaturen in Angriff nehmen, die weder zeitlich noch finanziell geplant waren. Hinzukam, dass es nicht leicht gewesen sei, Handwerker zu finden. Damit nicht genug: Wie auf anderen Baustellen stiegen auch bei diesem Vorhaben die Kosten für Material und Arbeitskraft. Deshalb war die zweieinhalbjährige Sanierung überschattet von manchen Sorgen und manchem Ärger.

"Um so dankbarer können wir sein, dass es am Ende doch recht zügig voranging", so Reuther. Kurz nach Ostern hat die Firma Müller aus Thalheim innerhalb weniger Tage den neuen Glockenstuhl aus Holz im Turm montiert. Eine Woche später hing die Firma Beck aus Kölleda die drei Glocken an neuen Jochen aus Eichenholz auf. Jede Glocke wurde mit einem sogenannten Linearmotor ausgestattet. Mussten die Glocken bisher mit Muskelkraft und Seilen in Bewegung gesetzt werden, so genügt heute ein Knopfdruck auf der Fernbedienung.

Die Arbeiten wurden mit Geld von der Landeskirche Sachsen und der Denkmalpflege finanziert. In das Vorhaben flossen auch Spenden aus der Gemeinde.

Zum Tag des Denkmals am vergangenen Sonntag stellte die Kirchgemeinde den neuen Glockenstuhl der Öffentlichkeit vor. Wer wollte, konnte in den 26 Meter hohen Turm steigen, um sich Glocken und Glockenstuhl genauer anzuschauen. Gut 50 Besucher hatten die Einladung zum Gottesdienst angenommen, sagt Pfarrerin Kriemhild Hartenstein-Vödisch. Weitere Besucher kamen im Verlauf des Nachmittags. In kleinen Gruppen stiegen sie auf den Kirchturm.