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Winterwetter: Unfälle, aber das große Chaos bleibt aus

Bei Hirschfelde Richtung Ostritz hat es in der Nacht zum Mittwoch gekracht. Ansonsten blieb die Lage vorerst ruhig.

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Feuerwehrleute beseitigen Spuren auf der Fahrbahn.
Feuerwehrleute beseitigen Spuren auf der Fahrbahn. © Erik-Holm Langhof

Schneesturm und Glätte haben im Landkreis Görlitz erste Unfälle verursacht. Wie vom Deutschen Wetterdienst prognostiziert, brach in der Nacht zum Mittwoch erneut der Winter ein. Bis Donnerstag erwartet der Deutsche Wetterdienst für die Region Löbau-Zittau oberhalb von 400 Metern Schneemengen zwischen 15 und 30 Zentimetern.

Polizeisprecher Thomas Knaup vermeldete am Mittwochnachmittag: „Kein Winterchaos in der Oberlausitz“. Die Beamten schätzen ein: „Straßenglätte und der Flockenwirbel waren von den Wetterdiensten angekündigt worden.“ So habe das Winterwetter die meisten Kraftfahrer nicht überrascht. Die seien langsam und vorausschauend unterwegs gewesen, hätten Sicherheitsabstände eingehalten und die Ruhe bewahrt, lobt Knaup. So kamen sie unfallfrei an ihr Ziel. Die Winterdienste, so die Polizeieinschätzung, hätten in der Oberlausitz ihren Teil geleistet, um die wichtigen Straßen freizuhalten. Allerdings seien eben doch nicht alle Kraftfahrer auf den Schnee eingestellt gewesen. Sie „landeten hier und da im Straßengraben“. Es blieb meist bei Blechschäden. Die Polizei verzeichnete in Ostsachsen bis gegen 15 Uhr eine leicht erhöhte Anzahl an Verkehrsunfällen gegenüber schneefreien Tagen. Etwa 25 standen im Zusammenhang mit den winterlichen Straßenverhältnissen. Fünf Personen verletzten sich, meist leicht. Zumeist seien die Verursacher für die Straßenverhältnisse zu schnell unterwegs gewesen.

Auf der B99 am Ortsausgang Hirschfelde Richtung Ostritz beispielsweise ist in der Nacht zum Mittwoch ein weißer Ford Focus bei einem Unfall auf dem Dach gelandet. Polizei und die Feuerwehr Hirschfelde rückten an. Letztere war mit drei Fahrzeugen und 17 Kameraden im Einsatz. Vor Ort entdeckten die Feuerwehrleute, dass die Person zwar verletzt war, sich aber bereits selbstständig aus ihrem Auto befreit hatte. Der Rettungsdienst behandelte sie vor Ort und brachte sie ins Krankenhaus. Die Feuerwehrleute sicherten die Unfallstelle ab, sicherten die Fahrbahn und nahmen das Öl auf. Die Firma Dussa reinigte die Straße. Das erklärt Feuerwehrchef Uwe Kahlert der SZ auf Nachfrage.

Laut Thomas Knaup, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz, hatte der Fahrer des Autos die Bundesstraße in Richtung Hirschfelde befahren und konnte bei erhöhter Geschwindigkeit die Rechtskurve nur schwer nehmen. Er lenkte so weit nach rechts, dass er gegen eine Mauer fuhr und letztendlich auf das Dach krachte. Anwohner riefen sofort den Rettungsdienst und unternahmen erste Hilfeleistungen. Die Bundesstraße war für den Einsatz zunächst voll und dann halbseitig gesperrt.

Bereits Ende des vergangenen Jahres kam es an der Kurve zu einem Verkehrsunfall. Dabei konnte ein polnischer Autofahrer die Kurve in Richtung Hirschfelde nicht rechtzeitig nehmen und kam rückwärts von der Fahrbahn ab. Die Kurve ist vor allem in den Wintermonaten sehr tückisch.

In der Nacht zum Mittwoch sei ansonsten wetterbedingt wenig passiert, erklärt Markus Wiemann von der Integrierten Regionalleitstelle Hoyerswerda. "Es gab nur diesen einen Fall, die Leute fahren vernünftig", so Wiemann.

Thomas Knaup bestätigte auf Nachfrage, dass sich am Mittwochmorgen die folgenden beiden Unfälle ereignet haben: An der Kamerunkreuzung in Neugersdorf aus Richtung Ebersbach sind ein Renault und ein Nissan zusammengestoßen. In Oppach schlitterte am Ortseingang aus Richtung Gebirge ein Auto von der Fahrbahn. Zudem war der Kottmarsdorfer Berg in der Nacht zeitweise wegen querstehender Lkw nicht passierbar, wie den Verkehrswarnmeldeungen der Polizeidirektion Görlitz zu entnehmen war. Die Polizei rate dazu, aufgrund der Wetterlage weiterhin langsam und vorsichtig zu fahren, so Knaup weiter.

Auf den Bahnstrecken der Odeg im Landkreis Görlitz sind bislang keine wetterbedingten Störungen zu verzeichnen. Das erklärt Katharina Hoffmann, Senior Referentin Marketing und Kommunikation, der SZ am Mittwoch gegen 11.30 Uhr. Lediglich eine Bahnübergangs-Störung auf der Linie 46 zwischen Görlitz und Hoyerswerda habe es am Mittwochmorgen gegeben; diese sei aber nicht wetterbedingt gewesen und bereits wieder behoben. "Die Fahrer sind angewiesen darauf zu achten, dass bei dieser Witterung genug Streusand im Zug vorhanden ist", so Hoffmann. Darüber hinaus habe man keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen aufgrund der Wetterwarnung getroffen.

Der Dauer-Schneefall seit den Nachstunden ist eine Herausforderung für die Hausmeisterdienste, die die Gehwege vor den Häusern räumen. Walter Pfitzner, Geschäftsführer des Görlitzer Hauseigentümerverbandes „Haus & Grund“ sowie selbst Eigentümer einer Immobilienverwaltung, stellt fest, dass einige Hausmeisterdienste am Mittwochmorgen überrascht worden seien. „Um 6 Uhr ging’s ja erst richtig los mit dem Schnee. Wer dann um 5 aus dem Fenster geguckt hatte, dachte sich, er kann sich nochmal zur Seite drehen. Und wurde eine Stunde später überrascht.“

Die SKS Straßendienst und Kommunalservice GmbH, von der Stadt Görlitz mit dem Winterdienst beauftragt, ist seit drei Uhr morgens auf den Görlitzer Straßen im Einsatz, um zu räumen und zu streuen - und das mit ihrer kompletten Technik, fünf Lkw und zwei Multicars. "Es ist gut, dass wir um die null Grad haben, da halten wir die Straßen sehr gut frei", sagt SKS-Chef Robby Schönfelder. Zum ersten Mal in dieser Saison reicht die Frühschicht nicht aus. Deshalb hat die Stadt auch die Spätschicht beauftragt, die bis 22 Uhr im Einsatz sein wird. "Auf den Straßen streuen wir Feuchtsalz, auf den Gehwegen Basaltsplit", sagt Schönfelder. Krankheitsbedingte Ausfälle habe er nicht zu verzeichnen, die Technik funktioniere ebenfalls, sodass alles nach Plan laufe.

Auch die Straßenmeisterei Niesky ist seit drei Uhr morgens mit allen Fahrzeugen im Einsatz, um zu räumen sowie mit Feuchtsalz sowie einem Laugengemisch zu streuen. Die Frühschicht dauerte bis 13.30 Uhr, die Spätschicht wird bis Mitternacht im Einsatz sein. "Wir sind zuständig für 315 Kilometer Bundes-, Staats- und Kreisstraßen sowie für Radwege außerorts", sagt Straßenmeister Matthias Andrick. Bisher sei alles zu schaffen: "Wir haben noch keine prekäre Lage." Die Straßenmeisterei nutzt vier eigene Lkw und einen Multicar, derzeit außerdem zwei Lkw von Fremdfirmen. Das Einsatzgebiet reicht im Norden bis Trebus und Kosel, im Süden bis Hagenwerder und Jauernick-Buschbach. Letzteres liegt auf dem Berg, Autofahrer berichten von Schneeverwehungen, weil nicht genug Schneezäune stehen. Amtsleiter Dieter Peschel bestätigt diesen Eindruck nur teilweise: "Jauernick ist per Auto erreichbar." Vor zwei oder drei Jahren habe es mal eine Straßensperrung wegen Schneeverwehungen gegeben, derzeit nicht. Sämtliche Schneezäune stehen nach seiner Aussage da, wo sie jeden Winter stehen. Allerdings räumt Peschel ein, dass an einigen Stellen der Wind inzwischen anders weht als noch vor zehn Jahren: "Wir überlegen deshalb tatsächlich, zusätzliche Schneezäune anzuschaffen." Neben Jauernick-Buschbach betreffe das im Bereich der Straßenmeisterei Niesky auch das Schöpstal. 

Jörg Puchmüller, Pressesprecher der Länderbahn GmbH, teilte um 13.22 Uhr in einer Pressemeldung mit, der Verkehr laufe im Vogtland derzeit noch auf allen Linien, "allerdings verschlechtern sich die Verhältnisse gerade im oberen Vogtland zusehends". Das Zugpersonal sei angewiesen worden, mit besonderer Sorgfalt und angepasster Geschwindigkeit zu fahren. Es werden Schneepflüge eingesetzt, um die Strecken frei zu halten. Dennoch könne es im Laufe des Tages hier zu Einschränkungen kommen.

Im Ostsachsennetz laufe der Zugverkehr bisher problemlos, hier sind die Züge pünktlich unterwegs. Allerdings ist auch hier durch den prognostizierten lang anhaltenden und starken Schneefall mit betrieblichen Einschränkungen zu rechnen. Die Länderbahn bittet ihre Fahrgäste, sich über die bekannten Kommunikationskanäle zur aktuellen Betriebslage zu informieren. (mit ehl)

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