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Auf dem Weg zum grünen Traumberuf

Der Bedarf an gut ausgebildeten Naturschutz-Experten ist hoch. In Sachsen gibt es ein Netzwerk, das Neu- und Quereinsteiger optimal vorbereitet.

Von Annett Kschieschan
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Traumjob Ranger? Immer mehr Menschen haben Lust auf einen „grünen“ Beruf. Marie Ahnert arbeitet bereits beim Sachsenforst im Forstbezirk Neustadt und bildet sich zurzeit zur Natur- und Landschaftspflegerin weiter. Die Traumkulisse gibt es gratis.
Traumjob Ranger? Immer mehr Menschen haben Lust auf einen „grünen“ Beruf. Marie Ahnert arbeitet bereits beim Sachsenforst im Forstbezirk Neustadt und bildet sich zurzeit zur Natur- und Landschaftspflegerin weiter. Die Traumkulisse gibt es gratis. © Steffen Unger

Zurück zur Natur“. Das dem Philosophen Jean-Jacques Rousseau zugeschriebene Zitat wird nicht erst seit Corona wieder häufiger bemüht. Dabei gibt es genügend handfeste Gründe, sich für die Natur zu begeistern und sie vor allem zu schützen. Der Klimawandel rückt das Thema auch in Sachsen immer stärker in den Fokus. Das merkt man auch beim Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus. Hier ist das Interesse an Fortbildungen in Grünen Berufen spürbar gewachsen. „Es gibt heute auf jeden Fall mehr Bewerbungen als noch vor einigen Jahren“, sagt Martin Beger. Er betreut zurzeit eine Weiterbildung zum geprüften Natur- und Landschaftspfleger. 18 Männer und Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet lernen dabei in Dresden Grundlagen der Natur- und Landschaftspflege – als berufsbegleitendes Angebot mit Präsenzwochen in Sachsen. Ökologische Zusammenhänge und vor allem die besonderen Bedingungen in den Natur- beziehungsweise Landschaftsschutzgebieten sind ebenso Teil des Unterrichts wie rechtliche und wirtschaftliche Fragen.

Ökologie und Bildungsarbeit

Denn so romantisch sich mancher den Alltag eines Rangers in den schönsten Landschaften auch vorstellt, so anspruchsvoll ist die Arbeit. Schutzgebiete wie zum Beispiel die Nationalparkregion Sächsische Schweiz, das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft oder die Naturschutzgebiete Königsbrücker und Gohrischheide sind in dicht besiedelten Räumen nicht nur Schutzzonen, sondern auch Lebens- Wirtschafts- und Erholungsorte. Und so gehört auch das Austarieren von unterschiedlichen Bedürfnissen zum Beruf eines Natur- und Landschaftspflegers. Genauso wie die Weitergabe von Wissen rund um Umweltschutz und ökologische Zusammenhänge. „Die Umweltbildung ist ein wichtiger Teil der Ranger-Arbeit“, sagt Martin Beger. Dass sich immer mehr Menschen für einen Beruf mit Natur-Bezug entscheiden, freut ihn und seine Kollegen. Das Dresdner Bildungswerk dürfte durchaus als Vorreiter gelten. Schon seit 1992 werden hier Menschen in Grünen Berufen aus- und weitergebildet. Das Kompetenzzentrum für die berufliche Bildung ist längst weit über sächsische Grenzen hinaus bekannt.

Neben den sogenannten Aufstiegsfortbildungen, zu der auch die Ranger-Weiterbildung gehört, werden hier auch Fachseminare vom Pflanzenschutz bis zum Motorsägenlehrgang angeboten. Und auch, wer ein Studium anstrebt, ist beim Bildungswerk richtig. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) können Interessierte hier die Ausbildung zum Landschaftsgärtner mit einem Bachelor of Science im Garten- und Landschaftsbau verbinden.

Gute Karriere- Chancen

Ohne Netzwerke und starke Partner geht es aber auch in Sachen Natur nicht. Und so arbeitet der Sachsenforst schon lange mit dem Dresdner Bildungswerk zusammen. Zwei Sachsenforst-Mitarbeiter aus dem Forstbezirk Neustadt gehören zu den aktuellen Teilnehmern der Ranger-Weiterbildung. „Dieser Abschluss ist dann Voraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter später als Spezialisten in der Waldarbeit und in der Umweltbildung oder als Ranger in unserer Naturwacht arbeiten dürfen“, so Kai Noritzsch, Sachbearbeiter für Waldökologie und Naturschutz im Forstbezirk. Zu tun gibt es für die Ranger in der Sächsischen Schweiz jede Menge. Sie unterstützen die Revierförster bei der Schutzgebietsüberwachung, kümmern sich um das Monitoring der heimischen Greifvögel, pflegen Biotope und sorgen nicht zuletzt dafür, dass Besucher die Natur schützen sowie ordentliche und sichere Steige, Treppen und Aussichtspunkte vorfinden. Schon jetzt ist klar - die Naturwacht braucht auch künftig Verstärkung. Beste Aussichten für Berufsanfänger oder Quereinsteiger.

Das gilt übrigens für den gesamten Sachsenforst, der ab diesem Herbst 30 junge Hochschulabsolventen für den gehobenen Forstdienst ausbildet, zehn mehr als bisher. Auch im Sächsischen Landtag ist das Thema angekommen - er hat im aktuellen Doppelhaushalt 2021/22 mehr Geld für den Forstdienst-Nachwuchs bereitgestellt.

„Die Wälder in Sachsen brauchen mehr denn je gut und umfassend ausgebildete Fachleute“, so Forstminister Wolfram Günther. Die Aufgaben seien zahlreich: „Wir müssen massive Waldschäden bewältigen und gleichzeitig die Wälder mit integrativer, naturgemäßer Bewirtschaftung vor weiteren Schäden bewahren. Und schließlich müssen wir mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel den Waldumbau hin zu klimastabilen, arten- und strukturreichen, leistungsfähigen Mischwäldern vorantreiben.“ Die Arbeitsmarktchancen in den Grünen Jobs sind gut. Und das Gefühl, etwas tatsächlich nachhaltig Gutes zu tun, gibt es gratis dazu.

Infos zum Berufsbildungswerk des Sächsischen Garten-, Landschafts- und Wasserbaus: www.bbw-galabau.de

Alle Infos zu Ausbildung und Karrieremöglichkeiten im Sachsenforst: www.sachsenforst.de

Die angehenden geprüften Natur- und Landschaftspfleger, vorn im Bild Michael Hörenz, lernen natürlich in der Praxis, zum Beispiel bei Exkursionen im Nationalpark Sächsische Schweiz.
Die angehenden geprüften Natur- und Landschaftspfleger, vorn im Bild Michael Hörenz, lernen natürlich in der Praxis, zum Beispiel bei Exkursionen im Nationalpark Sächsische Schweiz. © Steffen Unger