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Wie teuer wird der Sprit im neuen Jahr?

2024 beginnt mit einem staatlich verordneten Preissprung. Außerdem gibt es Veränderungen für Sachsens Tanktouristen in Tschechien und Polen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Von Andreas Rentsch
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© Sina Schuldt/dpa

Die von der Bundesregierung beschlossene Erhöhung der CO2-Abgabe von 30 auf 45 Euro pro Tonne macht sich an den Tankstellen bemerkbar: Zum Jahresanfang steigt der Preis für den Liter Super E10 um 4,3 Cent und der für Diesel um 4,7 Cent. Dies dürfte in den Grenzregionen zu verstärktem Tanktourismus führen, sagt Daniel Kaddik vom Bundesverband freier Tankstellen. Ein verändertes Spritangebot in Polen und Tschechien könnte den Trend allerdings abschwächen.

Sorgt die höhere Abgabe für eine Trendwende bei den Spritpreisen?

Das lässt sich momentan noch nicht sagen. Fakt ist, dass die Diesel- und Benzinpreise seit Mitte Oktober im Wochentakt immer weiter gesunken sind. Zuletzt meldete der ADAC bundesweite Durchschnittspreise von rund 1,71 Euro pro Liter Super (E10) und rund 1,69 Euro für Diesel. Wie spürbar der Kostensprung zum Jahreswechsel wird, hänge auch von der Strategie der Tankstellenbetreiber ab, erklärt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. „Manch einer wird schon ein paar Tage vor Silvester die Preise leicht erhöht haben, um die höhere CO2-Abgabe ab dem 1. Januar zu kaschieren.“

Andreas Hölzel vom ADAC geht von Preissteigerungen kurz vor dem Jahreswechsel aus. Dies sei ein Weg für die Tankstellenbetreiber, das Preisplus durch die höhere CO2-Abgabe ab dem 1. Januar zu kaschieren, sagt er.
Andreas Hölzel vom ADAC geht von Preissteigerungen kurz vor dem Jahreswechsel aus. Dies sei ein Weg für die Tankstellenbetreiber, das Preisplus durch die höhere CO2-Abgabe ab dem 1. Januar zu kaschieren, sagt er. © ADAC

Grundsätzlich sei noch Luft für Preissenkungen, insbesondere beim Diesel, sagt Hölzel. „Immerhin war 2023 das zweitteuerste Tankjahr überhaupt.“ Ein schwacher Trost für viele: Die Rekorde des ersten Quartals 2022 sind weit entfernt. Kurz nach Beginn des Ukrainekriegs mussten Autofahrer mehr als 2,30 Euro für Diesel und 2,20 Euro für Super E10 zahlen.

Wie teuer ist Sprit in Sachsen verglichen mit anderen Regionen?

Beim Super E10 landete Sachsen im Dezember mit knapp 1,686 Euro pro Liter unter den Top fünf der günstigsten Bundesländer, hat eine ADAC-Analyse ergeben. Dieselkäufer mussten dagegen mit 1,683 Euro den bundesweit sechsthöchsten Preis bezahlen. Dass für die Entwicklung des Benzinpreises andere Gesetze gelten als für Dieselpreise, wird besonders deutlich in Berlin. Dort waren im Dezember die höchsten Preise für Super E10 aufgerufen worden. Gleichzeitig lagen die Dieselpreise nur im benachbarten Brandenburg höher.

Ist tatsächlich mit mehr Tanktourismus zu rechnen?

Die staatlich erzeugte Teuerung könnte den Anreiz vergrößern, aus Grenzregionen zum Tanken nach Polen oder Tschechien zu fahren. Beide Länder registrieren derzeit durchschnittliche Dieselpreise von 1,52 Euro, zeigen Daten der EU-Kommission. Super war demnach in Polen mit 1,48 Euro geringfügig günstiger als in Tschechien (1,50 Euro).

Die Zeiten, als die Preisunterschiede zwischen Deutschland und Polen bei 50 Cent oder mehr lagen, sind aber schon länger her: Den im Zuge der Inflationsbekämpfung verringerten Mehrwertsteuersatz auf Kraftstoffe hat die Regierung in Warschau am 1. Januar 2023 abgeschafft. Seitdem gelten anstelle des ermäßigten Satzes von acht Prozent wieder die gewohnten 23 Prozent. Ob sich die Fahrt über die Grenze lohnt, müsse jeder für sich selbst entscheiden, sagt Andreas Hölzel.

Ist Kraftstoff in den Nachbarländern genau so gut wie bei uns?

Für die Qualität von Kraftstoffen gilt die europäische Norm EN 228. Mit ihr sei „ein Standard etabliert, der überall eingehalten werden muss“, erklärt der Automobilclub von Deutschland (AvD). Was nicht heißt, dass es nicht doch hin und wieder Fälle von verunreinigtem Sprit gibt. So geschehen im Sommer: Damals beklagten mehrere Autofahrer aus dem Vogtland Motorschäden, nachdem sie im böhmischen Vojtanov Diesel getankt hatten. Die Defekte seien womöglich durch Mikroorganismen im Sprit verursacht worden, hieß es später.

Doch es gibt einen weiteren Grund, der dazu führen könnte, dass künftig weniger Tanktouristen von Sachsen nach Tschechien fahren: Natural 95, das Pendant zum hiesigen Benzin mit fünfprozentigem Bioethanol-Anteil (Super E5), wird zunehmend durch Super E10 ersetzt. Laut einem Bericht des Portals autosalon.tv haben Orlen und Čepro bereits über den Umstieg an ihren Euro-Oil-Tankstellen informiert. Auch OMV und ONO-Tank werden bald kein Natural 95 mehr anbieten.

Mit der Erhöhung des Bioanteils erfüllt die Mineralölbranche EU-Vorgaben. Ziel ist es, Emissionen durch fossile Kraftstoffe zu reduzieren. Andere Länder sind auf diesem Weg schon ein Stück weiter: In Ungarn und der Slowakei wird seit 2019 E10 verkauft, Österreich hat den Sprit im Frühjahr 2023 zum Standardbenzin gemacht. Polen dagegen geht den gleichen Weg wie Tschechien und hat den „Roll-out“ von E10 am 1. Januar begonnen, teilt der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBE) mit.

Wie lässt sich beim Tanken in Deutschland sparen?

Zum Beispiel durch die Wahl des Kraftstoffs. E10 ist hierzulande durchschnittlich sechs Cent günstiger als Super E5. Dieses Sparpotenzial nutzt nur eine Minderheit: „Ende 2022 lag der Marktanteil von E10 bei knapp 24 Prozent“, sagt BDBE-Sprecherin Christine Kroke. Immerhin verzeichnet der Verband eine steigende Tendenz. Trotzdem ist die Quote noch bemerkenswert niedrig, wenn man bedenkt, dass der ethanolhaltigere Sprit bereits seit Anfang 2011 auf dem Markt ist. Es kursierten immer noch diverse falsche Gerüchte und Mythen zu E10, sagt ADAC-Sprecher Hölzel. „Es gibt keinen Grund, E10 nicht zu tanken, wenn das Auto es verträgt.“

Wer wie die Mehrheit beim Super E5 bleiben will, kann zumindest durch Preisvergleiche und gutes Timing an der Zapfsäule ein paar Cent sparen. Datenauswertungen des ADAC haben ergeben, dass Benzin und Diesel abends zwischen 20 und 22 Uhr am günstigsten sind. Vergleichsweise gute Konditionen gibt es auch zwischen 18 und 19 Uhr. Die Schwankungsbreite über den Tag hinweg liegt bei bis zu neun Cent. Das ergäbe pro 50-Liter-Tankfüllung eine Ersparnis von 4,50 Euro. Als günstigster Wochentag gilt der Donnerstag.