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Zukunftspreis geht an drei Betriebe, die alle schon 1990 gegründet wurden

Drei Handwerksbetriebe bekommen den Zukunftspreis der Handwerkskammer Dresden. Alle wurden im Jahr 1990 gegründet, und das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit.

Von Georg Moeritz
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Der Kfz-Meister Martin Tömel (links) hat vor drei Jahren Gustavs Autohof von seinem Vater Bernhard Pochert übernommen. Jetzt erreicht er Platz 2 beim Zukunftspreis.
Der Kfz-Meister Martin Tömel (links) hat vor drei Jahren Gustavs Autohof von seinem Vater Bernhard Pochert übernommen. Jetzt erreicht er Platz 2 beim Zukunftspreis. © Handwerkskammer Dresden/André Wirsig

Dresden. Dieses Handwerk hat Zukunft: Rohrreinigung, Kanalinspektion und Kanalsanierung. Wenn der Betrieb dann auch noch Roboter nutzt und gleich sieben Lehrlinge ausbildet, bekommt er den Zukunftspreis der Handwerkskammer Dresden. Präsident Jörg Dittrich zeichnete die Brüder Michael und Martin Berndt am Freitag beim Sommerfest der Kammer aus. Zwei weitere Preise gingen an eine Autowerkstatt und ein Landtechnik-Unternehmen.

Die drei zukunftsträchtigen Betriebe haben zwei Gemeinsamkeiten, die in der Vergangenheit liegen: Zum einen wurden sie alle im Jahr 1990 gegründet, dem Nachwendejahr, in dem viele Handwerker mit der D-Mark neu anfingen. Alle drei Betriebe sind aber inzwischen vom Gründer an die zweite Generation übergeben worden. Die Berndt Rohr- und Kanalservice GmbH in Kesselsdorf ist seit 2017 in den Händen der beiden Söhne des Gründers Dietmar Berndt.

Kammerpräsident Dittrich sagte, der Kanalservice aus Kesselsdorf zeige nicht nur große Leidenschaft fürs Handwerk, sondern auch für moderne Technik und Ausbildung. Der mittelständische Familienbetrieb setzt im Untergrund auf Hochtechnologie. Roboter, Kameras und 3D-Technologien gehen dort technische Schwierigkeiten an. Im Unternehmen unterstützen digitale Dokumentenmanagement-Systeme.

Roboter und Kameras wecken Interesse bei Schülern

Die Unternehmensgruppe Berndt hat außer dem Stammsitz in Kesselsdorf auch Standorte in Löbau und Chemnitz. Sie arbeitet nicht nur für Privat- und Industriekunden, sondern wird auch von Großkunden angefordert: Deutsche Bahn, Autobahn GmbH und Abwasserzweckverbände. Etwa 90 Menschen arbeiten für die Gruppe, davon rund 60 für die Berndt Rohr- und Kanalservice GmbH.

Platz 1 beim Zukunftspreis: Die Brüder Michael und Mathias Berndt führen einen Rohr- und Kanalservice in Kesselsdorf mit Filialen in Löbau und Chemnitz.
Platz 1 beim Zukunftspreis: Die Brüder Michael und Mathias Berndt führen einen Rohr- und Kanalservice in Kesselsdorf mit Filialen in Löbau und Chemnitz. © Handwerkskammer Dresden/André Wirsig

Moderne Technik hilft dem Handwerksbetrieb auch beim Werben um Nachwuchs und Fachkräfte. Die Berndt-Gruppe stellt auf Messen aus, kooperiert mit Schulen und bietet laut Handwerkskammer auch "Schnuppertage" in Kanalumgebung an. Die Roboter und Kameras sorgen für Aufmerksamkeit bei den Schülern. Sieben Auszubildende lernen bei Berndt den Beruf, der im neuen Lehrjahr ab August umbenannt wird: Umwelttechnologe für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen. Der bisherige Name war Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Wer zukunftsfähig sein will, muss auch auf Namen und Außendarstellung achten.

Gustavs Autohof jetzt auch mit Sattlerei und E-Bike-Service

Die Handwerkskammer Dresden vergibt ihre Zukunftspreise seit 2012, mit dem Zusatz "Handwerksbetrieb des Jahres". In diesem Jahr haben sich 14 Betriebe aus Ostsachsen beworben. Als Schirmherr kam Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zur Preisvergabe aufs Sommerfest. 3.000 Euro gab es für den Preisträger, 1.000 und 500 Euro für die folgenden Plätze. Die Kammer legte vor allem Wert auf intelligente Konzepte bei der Nachwuchssicherung, der Bindung von Fachkräften und beim innovativen Einsatz neuer Technologien.

Gustavs Autohof in Kreischa-Wittgensdorf kam auf Platz 2 beim Zukunftspreis. Laut Handwerkskammer ist das "mehr als eine klassische Autowerkstatt". Seit zwei Jahren gehört eine Sattlerei zum Unternehmen. Im ehemaligen Ersatzteillager auf dem Dachboden werden Sitzbezüge und Polster erneuert sowie Abdeckplanen angefertigt. Zum Unternehmen mit 20 Mitarbeitern gehört seit einem halben Jahr auch ein E-Bike-Reparaturservice in Kreischa.

Der 31-jährige Kfz-Meister Martin Tömel hat Gustavs Autohof vor drei Jahren von seinem Vater übernommen. Der heißt auch nicht Gustav, sondern Bernhard Pochert. Der familiengeführte Autohof geht laut Handwerkskammer auch bei der Suche nach Fachkräften und deren Entwicklung neue Wege. Drei Auszubildende gehören zum Team, auch Mitarbeiter mit Handicap, darunter eine schwer hörgeschädigte Frau im Sekretariat. Das Unternehmen sei damit auch ein Vorreiter bei Inklusion.

Agrartechnik Sachsen mit acht Standorten

Auf allen Feldern zu Hause - so lautet der Firmenslogan des dritten Preisträgers. Die Agrartechnik Sachsen ist laut Kammer eines der bedeutendsten Handels- und Dienstleistungsunternehmen in dieser Region. 160 Mitarbeiter sind an acht Standorten in Sachsen und Südbrandenburg für die Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH tätig. Noch eine Niederlassung südlich von Dresden ist im Bau.

Ralph und Marcus Bertelsmeier führen die Agrartechnik Sachsen mit acht Standorten, eine Niederlassung ist noch im Bau.
Ralph und Marcus Bertelsmeier führen die Agrartechnik Sachsen mit acht Standorten, eine Niederlassung ist noch im Bau. © Handwerkskammer Dresden/André Wirsig

Vom Stammsitz in Ebersbach bei Großenhain bieten die Landmaschinenfachleute Dienstleistungen an, ob Reparatur oder Nachrüstung, Vermietung oder Schulung. Marcus und Ralph Bertelsmeier haben die Agrartechnik Sachsen 2014 von Bernhard Bertelsmeier übernommen. Wie bei den beiden anderen ausgezeichneten Betriebe steht auch in dieser Firma 1990 als Gründungsjahr.

Voriges Jahr hatte der Metallbaubetrieb Lucas GmbH in Königsbrück im Kreis Bautzen den ersten Platz bei der Prämierung als Handwerker des Jahres erreicht. Damals gab es 19 Bewerbungen um die drei Plätze, also ein paar mehr als in diesem Jahr.