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Unruhe in Bärenstein wegen möglicher Lithiumaufbereitung

Die Umweltprüfung des Bergwerks und der Erzaufbereitung von Zinnwald Lithium startet im August. In Bärenstein hat sich dafür eine Bürgerinitiative gegründet.

Von Franz Herz
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Jitka Pollakis (v.l.), Bernd Seifert und Anika Wilke stehen auf den Wiesen bei Bärenstein, die als mögliche Ablageflächen für Bergbau vorgeschlagen sind.
Jitka Pollakis (v.l.), Bernd Seifert und Anika Wilke stehen auf den Wiesen bei Bärenstein, die als mögliche Ablageflächen für Bergbau vorgeschlagen sind. © Egbert Kamprath

Zinnwald Lithium bereitet die Prüfung der Umweltverträglichkeit ihres Projekts im Osterzgebirge vor. Dieses Verfahren verursacht in Bärenstein einige Unruhe. Insgesamt 15 Einwohner haben sich deswegen zusammengeschlossen.

Bei der Prüfung der Umweltverträglichkeit betrachten Fachleute Pflanzen, Tiere sowie andere Umweltaspekte, wie sie von den Auswirkungen des Bergbaus und der Erzaufbereitung betroffen wären. Das Oberbergamt hat in den vergangenen Wochen die Unterlagen dafür an die Behörden und Naturschutzverbände verschickt, die vom Gesetz als Träger öffentlicher Belange vorgesehen sind. Um genau festzulegen, welche Flächen betrachtet werden, welche Untersuchungen erforderlich sind, startet das Oberbergamt im August einen sogenannten Scoping-Termin. Der Begriff kommt vom englischen Wort scope, das bedeutet Handlungsrahmen oder Gültigkeitsbereich.

Bergbauhalden auf Bio-Wiesen?

Offiziell war es gar nicht vorgesehen, aber dennoch machen nun Informationen die Runde, die einige Betroffene beunruhigt haben. Bernd Seifert ist einer von ihnen. Er hat 2011 den Hof seiner Familie in Bärenstein wieder eingerichtet als Biobetrieb und vermietet seit einigen Jahren auch Ferienwohnungen. „Ich halte auch eine Rinderrasse, die vom Aussterben bedroht ist, das Harzer rote Höhenrind“, berichtet er. Jetzt hat er in den Unterlagen Karten gesehen, nach denen Flächen, auf denen er wirtschaftet, für eine Bergbauhalde vorgesehen sind.

Wenn eine Variante umgesetzt wird, die er in den Vorlagen vom Oberbergamt gesehen hat, dann bricht seine Existenzgrundlage weg. Ihm gingen die notwendigen Flächen für die Landwirtschaft verloren und ob er noch Biofleisch produzieren kann, wenn direkt daneben eine Bergbauhalde entsteht, bezweifelt Seifert ernsthaft.

Auch andere Biobetriebe betroffen

Er ist auch nicht der einzige Biobetrieb in Bärenstein. Fünf andere arbeiten hier. Anika Wilkes Lebensgefährte ist Imker und produziert Bio-Honig. Eigens dafür ist das Paar vor Jahren aus Berlin ins Osterzgebirge gezogen. „Wenn da jetzt auf den Höhenrücken beim Ort eine Halde entsteht, funktioniert das nicht mehr“, sagt sie. „Wir sind aber keine prinzipiellen Gegner. Wenn vorhandene Industrieflächen dafür genutzt werden, ist das in Ordnung. Aber wenn schöne, geschützte Bergwiesen dafür weichen sollen, geht das nicht.“ Sie denkt dabei an den Steinbruch Bärenstein, wo die Aufbereitung auch Platz finden könne.

In Bärenstein hat sich deswegen am Wochenende eine Bürgerinitiative gegründet. Deren Ziel ist, das Lithiumprojekt zu begleiten. Es soll nicht verhindert werden, aber die Auswirkungen auf die Anwohner und die Natur sollen möglichst gering gehalten werden. Erstes Anliegen der Initiative ist jetzt die Information der Bürger.

Infoveranstaltung für Einwohner ohne Internet

Bisher sind sie mit der Information vom Oberbergamt nicht zufrieden. Dieses hat die gesetzlich vorgeschriebenen Stellen informiert, aber nicht die allgemeine Öffentlichkeit. So gibt es im Internet eine Informationsvorlage zu dem Projekt, deren Adresse aber weder auf der Seite des Oberbergamts noch bei Zinnwald Lithium zu finden ist. „Wir verteilen den Link jetzt im Ort, damit sich jeder informieren kann“, sagt Anika Wilke. Für die Einwohner, die keinen Internetzugang haben, organisiert die Bürgerinitiative am Freitag, dem 4. August, um 18 Uhr, im Bürgerhaus in der alten Turnhalle in Bärenstein eine Informationsveranstaltung. Wie es dann weitergeht, ist offen. Der Kontakt zur Initiative ist über die E-Mail [email protected] möglich.

Naturschützer und Ortsvorsteher bereiten sich vor

Der 4. August ist ohnehin ein wichtiger Termin. Bis dahin sollen alle Behörden und Verbände eine erste Stellungnahme ans Oberbergamt schicken. Die Naturschutzstation in Altenberg bereitet dafür Infos vor, die über den Landesverein Sächsischer Heimatschutz eingereicht werden, wie Jitka Pollakis von der Station informiert. Auch die betroffenen Ortsvorsteher in der Stadt Altenberg werden sich zusammensetzen, um ihre Anliegen zu formulieren, die über die Stadtverwaltung ans Bergamt gehen sollen, teilt Uwe Eberth, der Bärensteiner Ortsvorsteher mit.

Zur aktuellen Informationsvorlage informiert Torsten Bachmann, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH, derzeit nicht. Das Unternehmen war bisher als Deutsche Lithium GmbH bekannt, ist ein Freiberg ansässig und treibt vor Ort das Bergbauprojekt voran. Es ist eine Tochter der Zinnwald Lithium Plc, die in London an der Börse notiert ist.

Am 22. August sollen dann alle betroffenen Gemeinden, Institutionen und Naturschutzverbände sich in Altenberg treffen, um das Thema zu diskutieren. Diese Veranstaltung ist allerdings nur für eingeladene Gäste und nicht öffentlich, wie Martin Hermann, Abteilungsleiter im Oberbergamt, auf Anfrage von Sächsische.de informiert. Danach erst beginnt die eigentliche Prüfung der Umweltverträglichkeit, aber die ersten Pflöcke sind dann schon eingeschlagen.