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Deutsche Wirtschaft schrumpft zum Jahresende 2021

Die Konjunkturerholung erhält Ende vergangenen Jahres einen deutlichen Dämpfer. In Ostdeutschland ist man jedoch optimistisch.

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Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten wie Halbleitern treffen die Industrie.
Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten wie Halbleitern treffen die Industrie. © Matthias Bein/dpa-Zentralbild/ZB

Die vierte Corona-Welle hat die deutsche Wirtschaft zum Ende des vergangenen Jahres ausgebremst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im vierten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019, dem Vierteljahr vor Beginn der Corona-Krise, lag das BIP um 1,5 Prozent niedriger.

Die Verschärfung der Einschränkungen gegen die sich wieder stärker ausbreitende Pandemie belastete insbesondere den Einzelhandel und das Gastgewerbe. Der private Konsum nahm im vierten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal ab.

Zugleich treffen Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten wie Halbleitern die Industrie. Die Auftragsbücher vieler Unternehmen sind zwar gut gefüllt, können wegen Materialmangels aber oft nicht in dem gewohnten Tempo abgearbeitet werden.

Abwärtstrend in Ostdeutschland scheint gestoppt

Die kommenden Monate dürften angesichts der um sich greifenden Omikron-Variante des Corona-Virus ebenfalls nicht einfach werden. Ökonomen gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung auch im ersten Quartal 2022 schrumpfen könnte und die Konjunktur erst im Frühjahr wieder richtig anspringen wird.

Die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen hellte sich zuletzt aber etwas auf. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, stieg im Januar überraschend. Die befragten Unternehmen bewerteten die aktuelle Lage zwar etwas schlechter als im Vormonat. Die Erwartungen für das kommende halbe Jahr stiegen jedoch deutlich.

Auch in weiten Teilen der ostdeutschen Wirtschaft hat sich die Stimmung zu Jahresbeginn etwas aufgehellt. "Der seit dem Sommer letzten Jahres anhaltende Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt", stellten die Experten des Ifo-Instituts in Dresden am Freitag fest.

Dabei verwiesen sie auf ihren aktuellen Index zum Geschäftsklima. Der sei im Januar auf 97,0 Punkte gestiegen, nach 96,1 im Vormonat. Zwar beurteilten viele Unternehmen ihre aktuelle Lage schlechter, doch der Ausblick auf die kommenden sechs Monate habe sich kräftig verbessert, hieß es. Der Trend werde vor allem von Industrie und Dienstleistern getragen.

Auch die Verbraucher zeigten sich nach Angaben des Konsumforschungsunternehmens GfK trotz steigender Inzidenzen und Inflation zu Jahresbeginn wieder etwas optimistischer. "Sollte sich das Infektionsgeschehen im Frühjahr beruhigen, sodass Beschränkungen aufgehoben werden können, wird auch die schon länger erhoffte Erholung der Binnenkonjunktur stattfinden", zeigte sich GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl optimistisch.

Wirtschaftliche "Aufholphase"

Im Gesamtjahr 2022 dürfte Europas größte Volkswirtschaft jüngsten Prognosen zufolge zwischen etwa 3 und 4 Prozent zulegen. Die Bundesregierung erwartet inzwischen ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,6 Prozent. Die Vorgängerregierung war im Herbst noch von 4,1 Prozent ausgegangen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach im Jahreswirtschaftsbericht von einer schwierigen wirtschaftlichen "Aufholphase". Im ersten Quartal 2022 werde die Wirtschaftsleistung voraussichtlich noch durch die Pandemie und die Beschränkungen vor allem in den Dienstleistungsbereichen beeinträchtigt, hieß es in dem Bericht. Belastend wirkten weiter auch Lieferengpässe.

Für das vergangene Jahr insgesamt errechnete das Bundesamt nach jüngsten Daten ein Wachstum von 2,8 Prozent. Im Krisenjahr 2020 war die Wirtschaftsleistung Deutschlands um 4,6 Prozent eingebrochen. (dpa)