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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Rekordhoch an unbesetzten Stellen +++ Neue Corona-Regeln +++ Neues Corona-Hilfsprogramm +++ Folgen der Pandemie für die Wirtschaft

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Sachsens Firmen suchen nach Fachkräften. Es kommen zu wenige junge Leute nach, heißt es. Deswegen will die Wirtschaft die Zuwanderung forciert sehen.
Sachsens Firmen suchen nach Fachkräften. Es kommen zu wenige junge Leute nach, heißt es. Deswegen will die Wirtschaft die Zuwanderung forciert sehen. © Daniel Förster

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Guten Morgen,

der Rücktritt von Andreas Nahles vor zweieinhalb Jahren als SPD-Chefin war radikal. Sie zog sich komplett aus der Politik zurück. Jetzt kehrt sie zurück. Nahles soll ab Sommer die neue Chefin der Bundesagentur für Arbeit werden. Damit wäre sie nicht nur die erste Frau an der SPD-Spitze, sondern auch an der Spitze der Bundesarbeitsagentur, Deutschlands größter Behörde. Sachsen war da schon Vorreiter mit Jutta Cordt, die vier Jahre lang die Landesarbeitsagentur leitete.

Dem Vernehmen nach wehrte sich wohl vor allem die Arbeitgeberseite gegen die Berufung von Nahles, leitete sie doch als SPD-Chefin den Abschied Hartz IV ein und setzte in der Großen Koalition den gesetzlichen Mindestlohn und die Rente mit 63 durch.

In ihrem neuen Amt warten schwierige Aufgaben auf sie. Neben den Folgen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt braucht es richtige Strategien gegen den Fachkräftemangel. Und der wird in Sachsen immer größer. Die sächsischen Wirtschaftskammern melden ein Rekordhoch an unbesetzten Stellen. Mein Kollege Georg Moeritz hat sich den aktuellen Fachkräftemonitor näher angeschaut.

Von Deutschlands oberster Jobvermittlerin erwarten viele Frauen aber auch, dass sie die weibliche Perspektive der Arbeitswelt stärker ins Bewusstsein rückt. Mit einer weiblichen Arbeitswelt, die der Vergangenheit angehört - der Welt der "Schleckerfrauen" - hat sich Michael Rothe beschäftigt. Vor zehn Jahren stellte die Drogeriekette den Insolvenzantrag. Wie dieser Niedergang Betroffene in Sachsen immer noch beschäftigt, beschreibt er in seinem Artikel "Der Stolz einer Schleckerfrau". Nehmen Sie sich die Zeit, ihn zu lesen.

Eine gute Woche wünscht,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de


Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Rekordhoch an unbesetzten Stellen +++

Sachsens Betrieben geht der Nachwuchs aus. Mehr als jede zweite ausgeschriebene Stelle bleibt länger als ein halbes Jahr unbesetzt. Das geht aus dem 9. Fachkräftemonitoring der sächsischen Kammern hervor, wofür 1.161 sächsische Unternehmen befragt wurden. Der Hauptgrund für die Suche nach Personal ist laut Umfrage, dass Mitarbeiter in Rente gehen oder zu anderen Betrieben wechseln und der Nachwuchs nicht ausreicht. Wie der Präsident der Handwerkskammer Leipzig, Matthias Forßbohm am Mittwoch sagte, sei qualifizierte Zuwanderung nötig. Die Landesregierung müsse zielgerichtetes Standortmarketing im Ausland betreiben und Sachsen "als Zuwanderungsland positionieren".

Zu den Firmen, die dringend Fachkräfte suchen, gehört das Bautzener Traditionsunternehmen Hermann Eule Orgelbau, das am Mittwoch 150. Jubiläum feierte. Die zweitgrößte Orgelbaufirma Deutschlands sucht inzwischen europaweit nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der MDR berichtet.

+++ Leichte Lockerungen & Corona-Hilfe +++

Sachsens Landesregierung will am kommenden Dienstag eine neue Corona-Verordnung beschließen, die bis zum 6. März gelten soll. Sächsische.de fasst die Änderungspläne zusammen. Das sind die wichtigsten Punkte:

- Die Hotspot-Regelung die ab einer Inzidenz von 1.500 gilt, wird gestrichen. Trotzdem behält sich die Regierung vor, im Falle stärkerer Krankenhaus-Belegung die Regeln wieder zu verschärfen.
- Auch Messen sollen wieder stattfinden - ähnlich dem Einzelhandel mit einer Quadratmeter-Regel. Die Leipziger Buchmesse soll stattfinden.
- Hochzeiten sollen mit 20 Personen mit 3G erlaubt sein.
- Dienstleistungen wie Reisebüros sind jetzt mit 2G und nicht mehr wie zuvor mit 2G-plus möglich.
- Bei Freizeit-, Kultur- und Sportveranstaltungen wird an einer maximalen Zuschauerzahl von 1.000 festgehalten. Am 9. Februar soll es bundeseinheitliche Regeln für Großveranstaltungen geben - an diese wird sich Sachsen dann anpassen.
- Bereits am Montag sind in Sachsen neue Quarantäne-Regeln in Kraft getreten. Sächsische.de fasst die neuen Regeln zusammen (hier geht es zum entsprechenden Infoblatt des Freistaats).

Außerdem hat die Landesregierung am Dienstag neue Wirtschaftshilfen auf den Weg gebracht - das Programm "Corona-Zuschuss Sachsen Plus". Es richtet sich an Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern, Selbstständige und Angehörige der freien Berufe. Der Freistaat Sachsen wird die Überbrückungshilfe auf jeweils mindestens 1.500 Euro aufstocken. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Chemnitz begrüßte das Programm. Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Wunderlich sagte am Dienstag, dass damit Teile der Lebenshaltungskosten für Unternehmer abgedeckt werden könnten. "Denn die Überbrückungshilfen decken leider weder einen Unternehmerlohn noch alle betrieblich anfallenden Kosten ab."

+++ Experte: Pandemie sorgt für "Deglobalisierung" +++

Sachsens Unternehmen schauen mit Sorgen auf pandemiebedingte Lieferengpässe, reagieren aber auch mit Pragmatismus. "Unser Lager ist angewachsen. Wenn ein Teil gerade verfügbar ist, legen wir einen Vorrat an. Ein bisschen wie zu DDR-Zeiten", sagt Alexander Jakschik, Vorstand des Lufttechnik-Produzenten ULT aus Löbau, gegenüber saechsische.de. Gunther Schnabl, Leiter des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig, rechnet mit einem Prozess der Deglobalisierung. Das bedeutet, dass die nach Ostasien ausgelagerte Produktion zurück nach Europa geholt werden könnte. Leiden würde dann insbesondere der Dienstleistungssektor, sagt Schnabl. Vor allem um die mittelständischen Dienstleister, die überproportional im Osten Deutschlands vertreten und politisch nicht einflussreich seien, sorgt er sich.

Derweil scheint die Omikron-Welle der sächsischen Wirtschaft weniger Angst zu machen. Die Logistik-Branche rechnet damit, dass mengenmäßig ähnlich viel Personal wie zu Ferien- oder Urlaubszeiten ausfallen könnte. Ein "stemmbares Szenario", wie Andreas Hanitzsch, Chef von rund 170 Berufskraftfahrern, im Podcast-Gespräch mit saechsische.de sagt. Allerdings seien die Unsicherheiten bei der Personalplanung ein Problem. Um bei temporären Ausfällen reagieren und Lieferketten aufrecht erhalten zu können, regt Hanitzsch die Einrichtung einer übergeordneten Koordinationsstelle an.

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