Die schlechte Neuigkeit kommt per Mail: Wegen der „allgemeinen Kostenentwicklung“ müsse man die Preise anpassen, schreibt Vodafone an immer mehr Kunden. Daher steige die monatliche Gebühr demnächst um fünf Euro. Viele, die dem Anbieter über Jahre treu geblieben sind, ärgern sich über diesen Schritt. Ein Anbieterwechsel sei aber nicht zwangsläufig der beste Ausweg aus dem Dilemma, sagt Thorsten Neuhetzki vom Online-Fachmagazin Inside Digital.
Herr Neuhetzki, über Preiserhöhung bei Vodafone reden viele. Wie sieht es bei anderen Anbietern für stationäres Internet aus?
Der rabiate Preiskampf ist schon länger vorbei, die Anbieter haben gemerkt, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Nun ist es aber nicht so, dass alle durch die Bank ihre Preise erhöhen. Bemerkenswert finde ich jedoch, dass einige Anbieter die Preise für ihre Bestandskunden erhöhen.
Wer hat denn neben Vodafone diesen Schritt noch getan?
1&1, zumindest für einen Teil der Kundschaft. Auch wenn das Unternehmen gegenüber der Presse etwas anderes behauptet. Weitere Fälle sind mir nicht bekannt. Hier und da gab es dann noch leichte Preiserhöhungen, zum Beispiel bei O2 oder der Telekom. Bei der Telekom gibt es deshalb jetzt „krumme Preise“ wie 43 oder 48 Euro. Das betraf aber nur Neukunden.
Preiserhöhungen für Bestandskunden sind bisher die Ausnahme?
Ja. Weil sich die Firmen damit noch mehr Kündigungen einhandeln. Vodafone hat ja auch Preise für Kunden erhöht, die sich noch innerhalb einer Mindestvertragslaufzeit befanden. Dann ist diese Laufzeit hinfällig, und es greift ein Sonderkündigungsrecht. Ich erlebe das im privaten Umfeld: Vodafone hat mit seiner Fünf-Euro-Tariferhöhung viele aufgeschreckt, die schon bei Kabel Deutschland waren (dieser Anbieter ist 2013 von Vodafone übernommen worden, Anm. d. Red.). Die kommen jetzt zu mir und fragen: „Du, Thorsten, gibt’s da nicht was anderes?“
Lohnt es sich, an der von den Verbraucherzentralen erwogenen Klage teilzunehmen?
Gute Frage. Ich selbst werde mich nicht daran beteiligen, obwohl ich Vodafone-Kunde und von der Preiserhöhung betroffen bin.
Warum nicht?
Ich habe bei Vodafone einen Vertrag für einen Gigabit-Anschluss, für den ich neuerdings 45 Euro im Monat zahle. Etwas Billigeres gibt es für mich nicht am Markt. Außerdem bin ich schon lange außerhalb meiner Mindestvertragslaufzeit.
Riskiert man die Kündigung seitens Vodafone, wenn man sich an der Klage beteiligt?
Das Risiko sehe ich, ja. Jeder Telekommunikationsanbieter hat auch ein ordentliches Kündigungsrecht, wenn ein Kunde einer Preiserhöhung widerspricht. Das wollte ich nicht riskieren. Ich bin auf meinen Anschluss beruflich angewiesen.
Was bezahlt der Durchschnittsdeutsche für seinen Vertrag?
So eine Zahl kenne ich nicht. Und wenn ich sie wüsste, wäre es ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Da haben wir auf der einen Seite Tante Erna, die vor 15 Jahren bei der Telekom ihren 16-Mbit-Anschluss gebucht hat, und auf der anderen Seite die WG mit einem Gigabit-Aktionstarif. Wie wollen Sie das ins Verhältnis zueinander stellen?
Dann sagen Sie zumindest, wie schnell ein Anschluss im Schnitt ist.
Laut einer Marktstudie des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten gab es zuletzt bundesweit mehr als 2,2 Millionen Anschlüsse mit Datenraten über einem Gigabit pro Sekunde. 4,5 Millionen Anschlüsse kommen demnach auf Werte zwischen 250 bis 1.000 Mbit. Recht aktuell ist auch eine Auswertung des Speedtest-Anbieters Ookla. Diejenigen, die diesen Test im Juni bei sich gemacht haben, kamen im Schnitt auf 84 Mbit im Downstream und rund 29,75 Mbit im Upstream. Im weltweiten Vergleich ist das Platz 53. Wobei man hier immer noch berücksichtigen muss, dass manche Nutzer vielleicht in einem schlechten WLAN gemessen haben.
Was können Kunden heutzutage für eine Monatsgebühr von 30 bis 40 Euro von ihrem Anschluss erwarten?
Die Telekom verlangt für einen VDSL-Anschluss mit gängigen 50 Mbit 43 Euro. Ein 100er-Anschluss kostet 48 Euro. Im Prinzip sind alle anderen Anbieter ein wenig günstiger als die Telekom. Insofern bleibt man da in der von Ihnen genannten Spanne. Ganz wichtig: Niemand sollte bei einem Neuanschluss auf die Neukundenpreise für die ersten Monate reinfallen. Achten Sie unbedingt auf den regulären Preis!
Und wo liegen die Preisbrecher, wenn es um 50 Mbit geht?
Die billigsten Discounter liegen derzeit bei 27 Euro im Monat.
Für wen reichen 50 Mbit, für wen wird es bei diesem Tempo knapp?
Fangen wir andersherum an – und fragen, für wen eine langsamere Leitung reicht: für alle, die kein Streaming machen. Wer dagegen Netflix und Co. nutzt, sollte 50 Mbit und mehr buchen. Gleiches gilt für Haushalte mit zwei oder mehr Mitgliedern, die sich eine Leitung teilen. Für einen Single ohne Streaming-Abo, der hauptsächlich Mails abruft, reicht natürlich weiterhin ein DSL-Anschluss. Da ist aber eher die Frage, ob es dann überhaupt noch den Festnetzanschluss braucht oder ob nicht ein übers Handy aktivierter Hotspot ausreicht.