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Analyse: Sachsen haben den geringsten Stromverbrauch

Die Deutschen verbrauchten 2022 rund acht Prozent weniger Strom. Auffällig sind im Stromspiegel 2023 die Ost-West-Unterschiede. Das hat Gründe.

Von Nora Miethke
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Blick auf Strommasten und Windräder bei Burkau: Sachsen hat den niedrigsten Stromverbrauch von allen Bundesländern.
Blick auf Strommasten und Windräder bei Burkau: Sachsen hat den niedrigsten Stromverbrauch von allen Bundesländern. © Steffen Unger

Die Deutschen bemühen sich, wegen der Energiekrise infolge des Kriegs in der Ukraine Energie zu sparen. Der Stromverbrauch in Privathaushalten ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Jede Person verbrauchte im Schnitt über das ganze Jahr rund 1.174 Kilowattstunden Strom, wie aus einer Analyse der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online hervorgeht. Das waren rund 8,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In den Jahren 2020 und 2021 war der Verbrauch dagegen um insgesamt sechs Prozent gestiegen. Für die Analyse wurden die Stromverbrauchsdaten von 2.914 Haushalten für die Jahre 2019 bis 2022 herangezogen.

Sachsen ist das Bundesland mit dem geringsten Stromverbrauch der privaten Haushalte. Nach dem aktuellen Stromspiegel 2023 beträgt der durchschnittliche Pro-Kopf-Stromverbrauch im Freistaat 1.135 Kilowattstunden. Das sind fast 200 Kilowattstunden unter dem Bundesdurchschnitt von 1.320 Kilowattstunden. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch hat das Saarland.

Die unterschiedlichen Verbrauchsdaten für Deutschland sind nach Angaben von co2online auf verschiedene Datensätze zurückzuführen. Für die Entwicklung des Stromverbrauchs über die letzten drei Jahre wurden Daten aus dem Energiesparkonto von rund 3.000 Haushalten herangezogen. Für den Bundesländer-Vergleich im Stromspiegel 2023 wurden dagegen über 360.000 Daten ausgewertet.

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Innerhalb Sachsens ist Dresden Spitzenreiter mit dem niedrigsten Stromverbrauch, er liegt bei 990 Kilowattstunden pro Kopf. Der höchste Verbrauch wird in Görlitz registriert. Dementsprechend fallen die Stromkosten aus, die das Vergleichsportal Verivox auf der Grundlage der Stromspiegel-Daten berechnet hat. In Dresden müssen die Einwohner durchschnittlich pro Kopf 390 Euro im Jahr für Strom zahlen, in Görlitz sind es 500 Euro. Die höchsten Kosten zahlen die Haushalte im Landkreis Nordsachsen.

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Der Stromversorger SachsenEnergie bestätigt die Angaben von co2online als korrekt. Als Hauptgrund für den verhältnismäßig geringen Stromverbrauch im Freistaat nennt eine Unternehmenssprecherin die Geräteausstattung. In Ostdeutschland gibt es in den Haushalten tendenziell weniger energieintensive Geräte wie Trockner, Geschirrwärmer, Saunen, Swimmingpools oder Solarien. Die Kaufkraft ist geringer als in Westdeutschland, deshalb wird vermehrt auf Effizienz geachtet und die Kunden kaufen kleinere Geräte.

In Westdeutschland hingegen werden öfter auch für kleinere Wohneinheiten Geschirrspüler angeschafft. Außerdem sind die Wohnungen häufig größer und es gibt mehr Wohnraum pro Person.

"Interessant ist der Fakt, dass der Verkauf von Kühltruhen in Ostdeutschland rückgängig ist – die Menschen kaufen bevorzugt die Lebensmittel dann, wenn sie sie auch unmittelbar benötigen", so die SachsenEnergie-Sprecherin.

Weitere Gründe für die Differenz zwischen Ost und West sind die Demografie und die Zahl der Wochenendpendler. In Ostdeutschland ist die Bevölkerung im Schnitt älter als in Westdeutschland. Viele ältere Menschen kochen weniger und nutzen vermehrt Lieferservices. Hinzu kommen die relativ vielen Wochenendpendler, die unter der Woche nicht an ihrem Hauptwohnsitz sind und dort entsprechend keinen Strom verbrauchen.

Die „Spitzenreiterposition“ der Landeshauptstadt lässt sich so erklären: In Dresden gibt es mehr Single-Haushalte und Wohnungen, im ländlichen Raum überwiegen die Ein- und Zweifamilienhäuser überwiegen. Kleine Wohneinheiten und Single-Haushalte besitzen in der Regel eine geringere Geräteausstattung.