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Der schwierige Weg zum Balkonkraftwerk

Bevor der Solarstrom die heimischen Stromkosten senkt, sind einige bürokratischen Hürden zu überwinden. Deshalb sind sie notwendig.

Von Cathrin Reichelt
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Steffen Matthes von EP: Schmalfuß in Döbeln hilft nicht nur über die bürokratischen Hürden auf dem Weg zum Balkonkraftwerk.
Steffen Matthes von EP: Schmalfuß in Döbeln hilft nicht nur über die bürokratischen Hürden auf dem Weg zum Balkonkraftwerk. © Foto: Lutz Weidler

Region Döbeln. Aufstellen, Stecker in die Dose und von der Sonnenenergie profitieren. So einfach ist es mit dem Balkonkraftwerk dann doch nicht. Im Gegenteil. Der Aufwand, bevor der erste Solarstrom für den eigenen Haushalt fließt, ist sogar erheblich. Diese Erfahrung machte Andreas Müller aus Hartha.

Einen Monat lang hat sich der 66-Jährige mit dem Thema beschäftigt – und dann aufgegeben. Dabei war er ursprünglich fest entschlossen, seine Stromkosten mit einem Balkonkraftwerk zu minimieren. „Mein Vermieter war auch einverstanden, unter der Bedingung, dass ich es wieder abbaue, wenn ich einmal ausziehen sollte“, so Müller.

Das Balkonkraftwerk sollte auf dem Dach der Gartenlaube installiert werden, die sich nur wenige Meter von seiner Wohnung entfernt befindet. Etwa 500 Kilowattstunden würde das Modul im Jahr erzeugen, hatte Andreas Müller ausgerechnet. „Der erzeugte Strom würde etwa die Grundlast für alle Geräte decken, die im Standby laufen“, meint er.

Den falschen Weg gewählt

Müller hatte ein Gerät zum Preis von 500 Euro ins Auge gefasst. Doch bevor er sich endgültig entscheidet, wollte er sicher sein, dass er dafür eine Genehmigung, und vielleicht auch eine Förderung vom Freistaat Sachsen erhält.

Die können Privatpersonen seit August vergangenen Jahres bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) beantragen, wenn sie eine steckerfertige Fotovoltaikanlage mit einer Mindestleistung von 300 Watt Peak (Wp) installiert haben.

Deshalb hat sich Müller als Erstes beim Marktstammdatenregister in Bonn registrieren lassen. Das war zwar kostenlos, aber der falsche Weg. „Zwei Wochen später kam schon eine E-Mail mit der Aufforderung, dass ich das Balkonkraftwerk anmelden soll“, erzählt der Harthaer.

Er hätte sich also zuerst ein Balkonkraftwerk anschaffen und danach die bürokratischen Formalitäten erledigen müssen. Dazu gehören auch ein dreiseitiges Formular der Stadtwerke Döbeln und für die Förderung in Höhe von 300 Euro ein Antrag bei der SAB, der ausschließlich digital gestellt werden kann. Das sei vor allem für ältere Menschen schwierig.

Auf der Gartenlaube in der Nähe seiner Wohnung in Hartha wollte Andreas Müller (kl. Foto) ein Balkonkraftwerk installieren. Inzwischen hat er das Vorhaben aufgegeben.
Auf der Gartenlaube in der Nähe seiner Wohnung in Hartha wollte Andreas Müller (kl. Foto) ein Balkonkraftwerk installieren. Inzwischen hat er das Vorhaben aufgegeben. © SZ/DIetmar Thomas

Andreas Müller bezeichnet das Verfahren als „Bürokratie pur“ und spricht von versteckten Kosten, die infolge der Installation des Moduls und einer speziellen Steckdose durch einen Fachmann zusätzlich anfallen. „Will die Regierung überhaupt, dass sich jemand ein Balkonkraftwerk anschafft?“, fragt er.

Der Geschäftsführer der Döbelner Stadtwerke Gunnar Fehnle versteht den Frust des Harthaers, verweist aber gleichzeitig auf die technischen Anschlussbedingungen, die für ein Balkonkraftwerk erfüllt sein müssen, „damit das Stromnetz stabil und sicher bleibt.“ Das sei bei so manchem Modul aus Fernost nicht der Fall. Auch die Gerätesicherheit und der Brandschutz spielen eine große Rolle.

Allumfassendes Sicherheitspaket

„Die Installation der Anlage, zum Beispiel am Balkon, muss ebenfalls Sicherheitskriterien entsprechen“, ergänzt Steffen Matthes von EP: Schmalfuß in Döbeln. Er weiß um die vielen Wege, die für ein Balkonkraftwerk nötig sind, damit letztendlich für den Kunden und den Stromanbieter die Sicherheit einer korrekten Installation besteht.

Zwar könnten versierte Handwerker einige Arbeiten auch selbst erledigen beziehungsweise Material kaufen. „Aber es gibt viele Anbieter, die fehlerhafte Wechselrichter anbieten“, meint er.

Deshalb habe die Firma ein Sicherheitspaket entwickelt. „Wir schauen uns vorher an, wo das Modul installiert werden soll und was wir dazu brauchen, übernehmen die komplette Montage, Abnahme und Dokumentation“, so Matthes. Bei der Elektroinstallation arbeitet die Firma mit CL Elektronik aus Döbeln zusammen.

„Wir unterstützen die Kunden auch bei der Anmeldung im Marktstammdatenregister und bei den Stadtwerken oder einem anderen Stromversorger sowie der Beantragung des Fördergeldes“, so Matthes. Letzteres gibt es nur noch für Mieter. Der Fördertopf für Eigentümer war bereits im November 2023 ausgeschöpft.

Etwas aufwendiger sei die Identifizierung des Kunden über den Signaturdienstleister Verimi, die die SAB fordert. „Aber mit ein wenig Hilfe haben das alle Kunden hinbekommen“, so Matthes.

Pauschal werden für all das knapp 350 Euro fällig. Hinzu kommt der Preis für das Balkonkraftwerk. Ein solches können sich Interessierte auf dem Dach des Hauses ansehen, in dem sich die Firma EP: Schmalfuß befindet.