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Energiesparen in Nossen um jeden Preis?

Im ländlichen Gebiet von Nossen sollten nach Vorschlag der Stadtverwaltung nachts die Lampen ausgeschaltet werden. Das hat für große Diskussion gesorgt.

Von Uta Büttner
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In Nossen wurde geplant, die Lampen im ländlichen Gebiet nachts abzuschalten.
In Nossen wurde geplant, die Lampen im ländlichen Gebiet nachts abzuschalten. © Claudia Hübschmann (Symbolfoto)

Nossen. Energiesparen ist derzeit das große Thema. Einen Beitrag dazu leisten wollte die Stadtverwaltung Nossen. „Das Bauamt hat sich Gedanken gemacht, wie eingespart werden kann“, sagte Bürgermeister Christian Bartusch (SPD) in der November-Stadtratssitzung. So sollten die Räte unter anderem beschließen, dass die Straßenbeleuchtung zwischen 23 und vier Uhr im ländlichen Gebiet abgeschaltet wird.

Im städtischen Bereich sollte in der gleichen Zeit jede zweite Straßenlampe ausgehen. Letztere Lösung ist aufgrund der ohnehin weiter auseinanderstehenden Lampen auf dem Land aus technischen Gründen nicht möglich. „Es wäre ein kleiner Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Energieeinsparung“, appellierte Bartusch. Die Idee der Verwaltung kam bei den meisten Stadträten nicht gut an, aus verschiedenen Gründen.

So wand Angela Haas von der Unabhängige Bürgerliste Nossen (UBL) ein, „für mich ist es ein Problem der Gleichbehandlung aller Ortsteile.“ Warum im ländlichen Bereich abschalten und im städtischen nicht. Sie mahnte, mit einer kompletten Abschaltung sei die Sicherheit gefährdet. Rico Weser (UBL) schloss sich dieser Meinung an. „Wir haben auf dem Land eine immer noch schlechtere Beleuchtung, selbst wenn in der Stadt jede zweite Lampe abgeschaltet ist. In den Dörfern ist es stockdunkel. Ich halte ein Abschalten nicht für gut.“ Auch wurde die Frage aufgeworfen, welche Ortsteile denn zum ländlichen Bereich gehören.

Tobias Nowack von der Unabhängigen Bürgervertretung Nossen (UBN) brachte den Vorschlag, die Nachtabschaltung noch zu verlängern, von 22 bis fünf Uhr. Aufgrund der Diskussion um die Gleichbehandlung schlug er das komplette Ausschalten aller Lampen auch im Stadtbereich vor, „außer an der Hauptstraße, was wir wahrscheinlich nicht dürfen.“ Aber selbst dies sei möglich, wie Bauamtsleiter Claudius Wetzig erklärte. Würde in ganz Nossen nachts das Licht ausgehen, wäre das laut Bartusch eine Kosteneinsparung von 140.000 Euro. Auch Alexander Vilcsko (UBL) verwies auf den Sicherheitsaspekt und sprach dabei eine mögliche erhöhte Einbruchrate an.

Mehrere Stadträte meldeten sich noch zu Wort, es schien ein mehrheitlicher Konsens zu bestehen, dass die Abschaltung jeder zweiten Lampe in der Stadt tragbar ist, aber eine Komplettabschaltung in den Dörfern nicht. Rico Schindler (UBN) warf die Frage auf, warum die Stadt denn sparen müsse. „Weil wir es nicht bezahlen können oder weil der Strom knapp wird, was wir als Kommune nicht zu verantworten haben?“

Die Stadt muss sparen, zuletzt war es schwierig, einen genehmigungsfähigen Haushaltsplan auf die Beine zu stellen. Noch sind nicht alle Leuchtmittel auf LED umgestellt. Deshalb sind auch jedes Jahr Gelder zum Wechsel eingeplant. Doch für das Umsetzen der teilweisen und kompletten Abschaltung müsste zusätzliche Technik angeschafft und installiert werden. Die Investition würde sich laut Bartusch nach dreieinhalb Jahren amortisieren.

Haas warnte, „wenn wir dann nach einem halben Jahr feststellen, dass wir es rückgängig machen müssen, verbrennen wir Geld.“ Gerald Rabe (CDU-Liste) schlug vor, mit den geplanten, investiven Ausgaben lieber alte Leuchten durch neue zu ersetzen. „Damit erzeugen wir auch Spareffekte.“

Am Ende der langen Diskussion beschloss der Stadtrat, im städtischen Bereich jede zweite Lampe in der Zeit zwischen 22 und fünf Uhr abzuschalten. Auf dem Land bleibt das Licht an.