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Diese Dinge stehlen Einbrecher in der Energiekrise besonders gern

Einbrecher entdecken die Energiekrise. Sie lassen jetzt gern Holz, Benzin, Teile von Solaranlagen mitgehen. Besitzer können sich aber schützen.

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Plünderten Diebe bisher vor allem Solarmodule von Dächern größerer Hallen oder Lager, oder auf Solarparks und Solarfeldern, interessieren sie sich neuerdings auch öfter für die auf Garagen und privaten Grundstücken.
Plünderten Diebe bisher vor allem Solarmodule von Dächern größerer Hallen oder Lager, oder auf Solarparks und Solarfeldern, interessieren sie sich neuerdings auch öfter für die auf Garagen und privaten Grundstücken. © dpa/Jan Woitas

Von Hanna Gersmann

Die Diebe hebeln die Eingangstür einer Gartenhütte auf und klauen dann das technische Herzstück, den Wechselrichter einer Solaranlage, Wert: 200 Euro. Der weiße Transporter kommt an der Tankstelle an, ein Mensch steigt aus, tankt für 123 Euro, steigt wieder ein, fährt los, zahlen tut er nicht. Auf der Großbaustelle fehlen plötzlich 81 Heizkörper im Wert von 17.000 Euro, Unbekannte haben sie abtransportiert.

Kommt mit der Energiekrise eine neue Diebstahlserie, verschiebt sich da was? In der Tendenz: ja, auch wenn das nicht in allen Teilen Deutschlands gleich ist. Das zeigt eine Umfrage bei den Landeskriminalämtern.

„Mit dem Fernseher schleppt sich keiner mehr ab“, sagt zum Beispiel Patrick Martin von der Landespolizeidirektion Thüringen. Begehrt stattdessen: Fotovoltaikanlagen. Teils räumten die Kriminellen, so Martin, große Fotovoltaik-Felder komplett leer. Sie nehmen die Module, die Kabel, alles mit.

Martin wundert das nicht wegen der, wie er sagt, „Rohstoffmangel-Lage“. Es sind angespannte Zeiten, Materialien sind knapp, Lieferungen bleiben aus. Die Energiekrise lässt Öl-, Gas, auch Strompreise steigen. Hausbesitzer bauen um, wollen sich eine moderne Heizung oder Fotovoltaikanlagen anschaffen. Das hat alles seinen Preis – und lockt Diebe.

Solarpaneele sind bei Dieben so beliebt wie nie

Solarpaneele waren zwar auch schon zuvor gefragt. Doch schlagen die Kriminellen mancherorts häufiger zu, zumindest nach den vorliegenden Daten. Zum Beispiel in Sachsen. Dort registrierte die Polizei allein in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres 34 Fälle, in denen Diebe es auf Fotovoltaik-Anlagen und Solartechnik abgesehen hatten. 28-mal davon waren sie erfolgreich und verursachten so einen Schaden von insgesamt knapp 253.000 Euro. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2021 lag der Schaden durch ähnliche Delikte bei knapp 90.000 Euro.

Und: Plünderten die Täter zunächst vor allem Solarmodule von Dächern größerer Hallen oder Lager, oder auf Solarparks und Solarfeldern, interessieren sie sich neuerdings auch öfter für die auf Garagen und privaten Grundstücken. In kurzer Zeit, vermutlich nachts, kämen die oft sehr gut organisierten Täter und karrten das Diebesgut mit kleinen Transportern oder Lkws weg. Anders gesagt: Es sind Profis.

Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt macht aber nicht nur bei Fotovoltaik-Anlagen einen „aktuellen Anstieg der Fallzahlen“ aus, sondern auch bei Kraftstoffen. Seit Benzin und Diesel teurer geworden sind, kommen die Tankbetrüger häufiger. Sprit zapfen und weg. Dass diese Masche zunimmt, bestätigt zum Beispiel auch das Landeskriminalamt in Brandenburg. Die Kennzeichen der Autos sind oft gefälscht.

Polizei rechnet mit Anstieg Anstieg der Kriminalität rund um die Energieversorgung

Spritbetrug, Solar-Klau — dabei bleibt es allerdings nicht. Carola Jeschke, Sprecherin des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein rechnet „generell mit einem Anstieg der Kriminalität“ rund um die Energieversorgung, auch wenn in Schleswig-Holstein „insgesamt (noch) keine signifikante Steigerung festgestellt“ worden sei. Bei Brennholz sei das schon heute anders. Da gebe es „eine leicht ansteigende Tendenz“, erklärt Jeschke.

Wer einen Kamin hat, will sich derzeit mit Brennholz gegen die hohen Energiepreise wappnen. So manchem gilt es darum schon als das neue Klopapier. Egal, ob es sich um abgebrochene Äste, geschnittene Holzscheite, umgeknickte Bäume und nur kleine Mengen handelt – im Wald darf sich jedoch niemand so einfach bedienen. „Jeder Wald gehört jemandem. Meistens ist er in Privatbesitz oder Eigentum der Gemeinden, Bund oder Länder“, sagt Michael Rempel, Jurist bei der R+V Versicherung.

Das Sammeln von Holz für den heimischen Kamin ist daher nur gestattet, wenn eine Erlaubnis der Gemeinde dazu vorliegt. Rempel rät, sich beim zuständigen Forstamt oder der Gemeindeverwaltung zu erkundigen.

Der Hamburger Polizeisprecher Sören Zimbal gibt eine Faustregel mit: „Je mehr Aufwand der Diebstahl erfordert, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter von seinem Handeln absieht.“ Wer eine Solaranlage auf dem Dach habe, solle zum Beispiel Mülltonnen, Gartenmöbel, Leitern wegschließen, um es den Dieben nicht zu leicht zu machen hochzuklettern. Oder: Holz und Holzpellets sollten möglichst „in umfriedetem Besitztum“ gelagert werden, sagt Zimbal. Und: Alle, denen etwas verdächtig vorkommt, sollten die Nachbarn und die Polizei informieren.