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Mit Wasserstoff nach Decin

Sachsen treibt den Ausbau der grünen Energieform mit europäischen Partnerländern voran. Tschechien hat dafür schon konkrete Ideen.

Von Sven Heitkamp
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Der Dresdner Elektrolyse-Vorreiter Sunfire ist begehrter Partner für internationale Firmen.
Der Dresdner Elektrolyse-Vorreiter Sunfire ist begehrter Partner für internationale Firmen. © dpa

Sachsen will den Ausbau der grünen Wasserstoffindustrie mit europäischen Partnern vorantreiben. Auf einer ersten internationalen Konferenz mit mehr als 400 Teilnehmenden aus Europa, Asien und Afrika am Mittwoch in Leipzig betonten Vertreter aus dem belgischen Flandern, dem niederländischen Nordbrabant und Tschechien eine engere Kooperation mit sächsischen Partnern bei konkreten Projekten. Dazu gehört das Dresdner Unternehmen Sunfire.

Anne-Marie Spierings, Energieministerin von Nordbrabant, berichtete, ihre Provinz verfüge über so große Offshore-Windparks, dass sie an manchen Tagen nicht wüssten, wohin mit dem Strom. Damit könne man künftig grünen Wasserstoff produzieren. Die Region könne allerdings keine Elektrolyseure selbst bauen. Daher biete sich eine Kooperation mit dem Dresdner Elektrolyse-Vorreiter an. Im Gegenzug könne man Maschinenteile an Sunfire liefern, so Spierings. Außerdem verfüge Nordbrabant über große Häfen wie Rotterdam, die einen strategischen Vorteil auch beim Wasserstoff bieten. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft seien immense Investitionen in neue Technologien nötig, die Europas Regionen nicht allein stemmen könnten, betonte die Ministerin.

Tschechien bietet sich dagegen für einen mitteleuropäischen Ost-West-Wasserstoffkorridor an, betonte Petr Mervart, Bevollmächtigter des tschechischen Industrieministers. Im Gespräch sei zudem der Start eines Wasserstoffzuges zwischen Bad Schandau und Decin. „Wir brauchen symbolische Leuchtturmprojekte, die zeigen, dass die Wasserstofftechnik funktioniert“, so Mervart. Die Region Flandern verfüge indes über das zweitgrößte Petrochemie-Cluster der Welt und biete sich als Produktionsstandort an, erklärte deren Ministerpräsident, Jan Jambon. Zudem baut der international bekannte flämische Busbauer Van Hool künftig nur noch Busse, die mit Strom oder Wasserstoff-Brennstoffzelle fahren, und gilt als Pionier auf dem Gebiet.

„Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass wir schneller werden müssen und es nur gemeinsam geht“, betonte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Die europäischen Regionen, die an den gleichen Fragen forschten, wollten sich daher klug ergänzen und neue gemeinsame Projekte ausloten. „Es muss nicht jeder das Rad neu erfinden.“ Sachsen biete außer Sunfire auch das Projekt einer 616 Kilometer langen Wasserstoff-Pipeline des Netzbetreibers Ontras an, die künftig die Wirtschaftszentren in Mitteldeutschland sowie die Regionen Berlin, Rostock und Eisenhüttenstadt verbinden soll. Das Projekt könne künftig Richtung Niederlande und Belgien erweitert werden, deutete Dulig an. Zudem wurde voriges Jahr in Leipzig eine erste internationale Wasserstoff-Handelsplattform begründet.

„Uns erwarten beim grünen Wasserstoff viele Herausforderungen von der Produktion über den Transport und den Handel bis zur Nutzung.“ Entscheidend sei, Sachsen und seine Partner in diesem neuen Zukunftsfeld international an vorderste Stelle zu bringen.

Der Freistaat wolle eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen, so der Minister. Zudem gehe es darum, die Unabhängigkeit Europas von jenen Energieländern zu erhöhen, „die unsere Werte nicht teilen“, betonte Ministerpräsident Jambon. Die Leipziger Konferenz sollte daher internationale Experten zusammenbringen und Kooperationen von Vorreitern ausbauen.