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Löbaus Händler sauer: Kein Wechselgeld bei der Sparkasse

Seit November kann man in Löbaus Sparkasse Bargeld nur noch an Automaten ein- und auszahlen. Händler sind sauer, weil sie nicht mehr spontan Wechselgeld holen können.

Von Anja Beutler
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Bargeld nimmt und gibt in der Löbauer Sparkassenfiliale nur noch der Automat.
Bargeld nimmt und gibt in der Löbauer Sparkassenfiliale nur noch der Automat. ©  Matthias Weber (Archiv)

Löbaus Mode- und Schuhhändlerin Ines Hanke hofft jeden Tag, dass sie eine solche Bredouille nicht trifft: "Was mache ich, wenn mehrere Kunden nacheinander mit großen Scheinen kommen und ich nicht mehr wechseln kann?", fragt sie. Vor wenigen Wochen noch wäre sie mit dem Geld zur Sparkasse gegangen und hätte es sich am Schalter "kleinmachen" lassen. Doch das ist jetzt nicht mehr spontan möglich: "Der Wechselautomat ist leider schon seit Jahren kaputt und am Schalter geht das nun auch nicht mehr", skizziert sie. Seit November ist die Löbauer Sparkassenfiliale nämlich "bargeldfrei" - zumindest was das Kassenpersonal betrifft. Genauso ist es nun auch in Niesky und Ebersbach-Neugersdorf.

Ein- und Auszahlungen sind seither nur noch an Automaten möglich - für Privat- und Firmenkunden. Am Schalter selbst gibt es höchstens einen hilfsbereiten Mitarbeiter, der beim Bedienen der Technik hilft, wenn es da klemmen sollte. Bargeld aber haben die Sparkassenangestellten nicht mehr zur Verfügung. Und das sollen sie auch nicht, betont Sprecherin Bettina Richter-Kästner: "Aus Sicherheitsgründen soll so wenig wie möglich direkt mit Bargeld gearbeitet werden. Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber in den letzten Jahren zunehmend die Bestimmungen für die Betreibung einer mitarbeiterbesetzten Kasse verschärft hat", erklärt sie. Heißt: Man müsste sicherheitstechnisch aufrüsten, um das Angebot zu erhalten.

Die Sparkasse hat sich anders entschieden und investiert "in zeitgemäße Selbstbedienungstechnik, bargeldlose Bezahllösungen und in unsere Onlinedienste", erklärt die Sprecherin. Das passe zum Trend, denn laut Richter-Kästner "nutzen mehr als die Hälfte unserer Kunden bereits Onlinebanking. Auch das bargeldlose Bezahlen stieg in den vergangenen Jahren signifikant an" - nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie. Am Schalter gebe es demnach auch weniger Andrang.

Händler weiter mit viel Bargeld-Verkehr

Den Löbauer Händlern hilft das nicht - sie beobachten diesen Trend bei Weitem nicht so stark und so generell bei ihren Kunden. Und so bleibt der zusätzliche Aufwand bei ihnen hängen: Karin Neumann vom Nikol-Treff verkauft mit ihren Kollegen ihre Mittagsmahlzeiten nur gegen Bares. Auch Gemüse-Händlerin Kerstin Kretschmer, Chefin der Gärtnerei Fröhlich, hat in ihrem Löbauer Geschäft vor allem Kunden, die mit Bargeld zahlen. Vielen anderen geht es ebenso, da besonders Ältere lieber bar bezahlen und weniger selbstverständlich mit Giro- oder Kreditkarte umgehen.

Genau deshalb hatte auch Ingo Seiler von der Wendler-Drogerie im Vorfeld noch versucht, die Entscheidung der Sparkasse abzumildern. Seiler, der zugleich für die Bürgerliste im Löbauer Stadtrat sitzt, bedauert sehr, dass dieser Service eingestellt wurde: "Das ist ein blödes Signal zu einem blöden Zeitpunkt - ich finde das für die Bürger richtig ärgerlich", fasst er zusammen. Als Gewerbetreibender muss er jetzt - für Bargeldgeschäfte - nach Görlitz, Zittau oder Weißwasser fahren. Dort kann er auch Münzgeld einzahlen. Für den alltäglichen Bedarf sei das keine Alternative.

Und wie sieht es bei der "Konkurrenz" aus - zum Beispiel bei der Volksbank Löbau-Zittau? Nach Angaben des zuständigen Bereichsleiters Udo Bayer sei das für Firmenkunden wichtige Wechseln von Bargeld an den Standorten Neugersdorf, Löbau und Zittau zu den jeweiligen Kassenöffnungszeiten möglich. Auch über sogenannte Diskretkassen verfüge die Bank nach wie vor - Kassen zum Einzahlen von Bargeld. Sie werden auch hauptsächlich von Firmenkunden oder für das Edelmetallgeschäft genutzt. Ein großer Teil der Gewerbetreibenden nutzt aber auch bei der Volksbank schon seit Jahren die Automaten zum Einzahlen ihrer Einnahmen.

Sparkasse: Individuelle Lösungen anbieten

Dass sie ihre Geschäftseinnahmen jetzt zwingend am Automaten einzahlen müssen, ist dabei für die meisten Löbauer Unternehmer gar nicht das Problem - viele tun das seit Längerem schon, bestätigen mehrere Innenstadthändler auf SZ-Nachfrage. Viele suchen sich Zeiten für ihre Geldgeschäfte aus, die abseits des großen Kundenverkehrs liegen, sodass sie mit größeren Beträgen nicht anstehen müssen. "Man fühlt sich schon ein bisschen ungemütlich, wenn man da so in der Reihe steht", erzählt eine Händlerin der SZ. Sie meide daher die Tage am Monatsende und Monatsanfang, weil da durch die Überweisung von Renten und Sozialleistungen besonders viel los ist.

Was die Wechselgeld-Problematik betrifft, so betont die Sparkasse auf Nachfrage, dass auch sie ihren gewerblichen Kunden durchaus andere Möglichkeiten anbiete. Sprecherin Bettina Richter-Kästner erklärt aber auch auf Nachfrage nicht konkret, wie das aussehe. Die Unternehmer sollen sich mit der Sparkasse in Verbindung setzen, teilt sie mir. Ob damit das Angebot gemeint ist, Bargeld gegen Anmeldung am Vortag zu erhalten, erklärt sie nicht im Detail. Ein neuer Wechselautomat komme jedenfalls nicht in die Filiale. Die Technik sei zu störanfällig.

Einen Trick gäbe es übrigens über die Automaten der Sparkasse: Wenn man große Scheine einzahle und die gleiche Summe in selbst gewählten kleinen Scheinen wieder abhebe, kann man sein Geld doch rasch wechseln, oder? "Das geht schon", sagt eine Löbauer Händlerin. Aber je nach Modell des Firmenkontos zahlt man dann im schlechtesten Fall für jede Transaktion Gebühren.