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Clever einkaufen beim Fondsdiscounter

Viele Anleger lassen sich von Rabatten locken. Doch nicht jeder Anbieter ist so billig, wie es der Name verheißt.

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Das Internet steckt voller Möglichkeiten - auch zur Geldanlage. Bei Fondsvermittlern bekommen Anleger aber keine Beratung.
Das Internet steckt voller Möglichkeiten - auch zur Geldanlage. Bei Fondsvermittlern bekommen Anleger aber keine Beratung. © dpa/Christin Klose

Geldanlage kostet Geld. Besonders bei aktiven Investmentfonds kann einiges zusammenkommen: Ausgabeaufschlag, Verwaltungskosten und unter Umständen Depotgebühren. Aber es geht auch billiger. Fondsvermittler wie Fondsvermittlung24, Rentablo, Best in Fonds, Direktfonds24 oder Fonds Clever bieten Kunden in der Regel gemanagte Fonds ohne Ausgabeaufschläge an, erklärt die Stiftung Warentest. Der Haken: Beratung bekommen Anleger oft nicht.

Und: Fondsdiscounter ist nicht gleich Fondsdiscounter. Zwischen den Anbietern gibt es durchaus Unterschiede, etwa beim Produktangebot. Einige Anbieter haben nicht nur aktive Fonds im Programm, sondern auch Sachwertanlagen oder geschlossene Fonds. Deshalb gilt: Kunden sollten genau hinschauen, bevor sie sich für einen Fondsdiscounter entscheiden.

Wichtig bei der Auswahl eines Fondsdiscounters: „Sich dessen Internetseite genau anschauen“, rät Simeon Gentscheff von der Stiftung Warentest. Sind die möglichen Depot-Varianten übersichtlich und verständlich dargestellt? Sind die einzelnen Fonds aufgelistet? „Schwerpunkt sollten in jedem Fall ETFs und aktiv gemanagte Investmentfonds sein“, sagt Gentscheff.

Geschlossene Fonds seien mit zu vielen Risiken behaftet bis hin zum Risiko, das gesamte investierte Geld zu verlieren. Sein Tipp: „Wer als Anleger vorrangig auf ETFs setzt, ist bei einer günstigen Direktbank oder einem Neobroker besser aufgehoben als bei einem Fondsdiscounter.“

Provision muss transparent sein

Ohnehin sind laut Gentscheff ETFs für Fondsdiscounter oft nur ein Nebengeschäft. Weil die Vermittler für börsengehandelte Fonds meist keine Provision erhalten. Eine Bestandsprovision erhalten sie indes in der Regel von Fondsgesellschaften für die aktiv gemanagten Fondsanteile in Anlegerdepots.

Die Konditionen sollten Anleger sich genau anschauen. Viele Anbieter werben mit einem Rabatt von 100 Prozent auf den Ausgabeaufschlag. Allerdings: „Es wird nur dann zu 100 Prozent rabattiert, wenn das die Fondsplattform beziehungsweise der Investmentpool, bei dem diese Fondsdiscounter angedockt sind, auch wirklich weitergibt“, sagt Ali Masarwah, der frühere Fondsanalyst und heutige Chefredakteur bei der Fondsplattform Envestor.

Auch Werbung mit null Euro Depotgebühren ist oft missverständlich. Denn häufig arbeiten die Fondsvermittler mit Depotbanken zusammen, die für die Depots der Kunden im Zweifel durchaus Gebühren erheben. „Die arbeiten ja nicht umsonst“, sagt Masarwah. Sein Rat: Werbebotschaften unbedingt hinterfragen und keinesfalls vorschnell klicken.

Manche Fondsvermittler zahlen Kunden auch einen Teil der Provisionen zurück. „Ein guter Fondsdiscounter ist daran zu erkennen, dass er diese Provision transparent gegenüber dem Kunden ausweist und als Cashback erstattet“, sagt André Rabenstein von der Fondsplattform Rentablo. Viele Anbieter behielten die Bestandsprovision komplett für sich.

Rentablo zum Beispiel begrenzt die Kosten der Kunden auf maximal 15 Euro im Monat. „Die Kunden bekommen Cashback, ohne, dass sie das beantragen müssen“, sagt Rabenstein. Zudem schicke Rentablo aus Transparenzgründen regelmäßig eine Abrechnung an die Kunden. Auch Envestor erstattet dem Kunden die Provisionen, die er für die Vermittlung erhält. Anleger zahlen aber pro Jahr eine Provision von maximal 0,19 Prozent des Fondsguthabens.

Generell gilt: „Ein Fondsdiscounter ist nur etwas für erfahrene Anleger, also solche, die wissen, was sie möchten und sich auskennen“, betont Rabenstein. Denn eine Beratung, welcher Fonds für die eigenen Anlageziele geeignet ist, gibt es nicht. Wer nur wenige Kenntnisse hat, sollte sich daher besser an einen Fondsberater wenden.

Und in einem Punkt sind sich die Experten einig: Bei der Geldanlage lohnt es sich in jedem Fall, kritisch zu sein und Vor- und Nachteile genau auszuloten. „Letztlich ist auch das Wort Fondsdiscounter nicht mehr als ein toller Marketingtrick“, sagt Masarwah. Der Begriff suggeriere, dass es etwas günstiger als anderswo gebe, und viele glaubten dies ungeprüft. Inzwischen sei aber auch etwa bei Banken der Ausgabeaufschlag oft Verhandlungssache, wenn man dort Fondsanteile kaufen möchte. (dpa)