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Der ideale Garten in Marokko

Auf halbem Wege zwischen Marrakesch und Hohem Atlas betritt man eine unwirkliche Welt. Anima ist die Inszenierung eines bekannten Künstlers.

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Das Boot „Hoffnung“ (Espoir), eine moderne Arche, ist eines der Kunstwerke von André Heller im Anima-Garten.
Das Boot „Hoffnung“ (Espoir), eine moderne Arche, ist eines der Kunstwerke von André Heller im Anima-Garten. © Thomas Schade

Von Thomas Schade

Die Zeit, als hier Rosen wuchsen, ist lange vorbei. Der Universalkünstler André Heller kaufte 2008 die ehemalige Farm im Ourika-Tal im Südosten von Marrakesch. Von dem überdüngten, toten Stück Land ließ er die rote Erde abtragen und neuen Boden auffüllen.

Bis zu 300 Gärtner und Bauleute sollen über sechs Jahre lang unter Hellers Regie gewerkelt haben. 25 Meter hohe Palmen wurden auf Tiefladern quer durchs Land gekarrt – vieles mehr von dem, was die Flora Nordafrikas zu bieten hat. 2016 öffnete Anima.

Hansdampf in allen Gassen

Man betritt das opulente Paradies aus üppigem Grün und Kunst durch ein orientalisches Tor und wandelt auf schattigen Pfaden unter der inzwischen hochgewachsenen subtropischen Pflanzenwelt. Vor einem kleinen Tor ist Schluss. Dahinter beginnt Hellers ganz privater Garten Eden. Er bleibt Besuchern versperrt.

„Marokko ist die große Liebesgeschichte meines Lebens“, gestand Heller einmal dem Wiener Standard. Der Österreicher ist ein Hansdampf in allen Gassen: Aktionskünstler und Kulturmanager, Autor und Lyriker, Chansonnier und Schauspieler. Der heute 76-Jährige soll mehrmals im Jahr an diesen Ort kommen. Aber er habe nie die Augen davor verschlossen, dass er viel Geld in einem vom islamistischen Terror umzingelten Land investiert hat, heißt es.

Ein Denkmal für den Esel – er ist Marokkos wichtigstes Lastentier.
Ein Denkmal für den Esel – er ist Marokkos wichtigstes Lastentier. © Thomas Schade

Anima zeigt auf einer Fläche von drei Hektar Hellers Traum vom idealen Garten. Hinter Sträuchern und Bäumen tauchen unvermittelt Büsten, Stelen, Wächter oder Fabelwesen auf. Sie sind aus Blech und Stahl, Holz oder Keramik gefertigt. Es sind Skulpturen lokaler und internationaler Künstler, darunter auch Pablo Picasso und Keith Haring. Mit vielen soll Heller befreundet sein.

Schönster Blick der Welt

Rodins „Der Denker“ setzte er in einen von Rosmarin umsäumten Rosengarten. Gleich dahinter steht ein rostiges Boot, auf dem allerlei Getier Zuflucht findet. Der Eindruck einer modernen Arche Noah drängt sich sofort auf.

„Der Denker“, eine Kopie von Rodins Meisterwerk, ist von hohen Rosmarinbüschen umgeben.
„Der Denker“, eine Kopie von Rodins Meisterwerk, ist von hohen Rosmarinbüschen umgeben. © Thomas Schade

Höhepunkt ist sicher der von Heller geschaffene „Vater aller afrikanischen Köpfe“, ein überdimensionales, Dampf speiendes Mosaik, das Wahrzeichen von Anima. Wer sich von der Fülle der Eindrücke erschlagen fühlt, findet Platz in kleinen Pavillons, auf schattigen Bänken und steinernen Ruhepunkten.

Mit einem Glas Tee oder Kaffee in der Hand kann der Besucher auch auf die Dachterrasse steigen, die sich über der kleinen Kunstgalerie befindet. Hier genießt man, was André Heller so faszinierte, als er 1972 zum ersten Mal hier war: den „schönsten Blick der Welt auf das Atlasgebirge“.

Hellers Nebel spuckender Erdkopf ist das größte Mosaik in der Anima-Schau.
Hellers Nebel spuckender Erdkopf ist das größte Mosaik in der Anima-Schau. © Thomas Schade

Der 4.167 Meter hohe Jebel Toubkal trägt viele Monate im Jahr eine Schneedecke. Die ist real – ganz anders als der Garten Anima. Der Name geht übrigens auf die Analytische Psychologie von Carl Gustav Jung zurück. Sie bezeichnet die weibliche Erscheinung und den weiblichen Funktionsbereich in der Seele des Mannes. Der männliche Archetyp heißt Animus.

  • Anima ist täglich von 9 bis 18 Uhr (im Winter bis 17 Uhr) geöffnet.
  • Der Eintritt kostet 13 Euro.
  • Ein kostenloser Shuttle bringt Besucher von September bis Juni von Marrakesch zum Garten (Online-Reservierung nötig).
  • Die Recherche wurde unterstützt von Gebeco.