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Wie Airlines bei der Verpflegung Abfälle vermeiden wollen

Mit Blick auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit wollen die Airlines Lebensmittelabfälle vermeiden. Einige Neuerungen werden schon umgesetzt.

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Essen an Bord gehört noch immer bei vielen Flügen zum Service dazu.
Essen an Bord gehört noch immer bei vielen Flügen zum Service dazu. © Christoph Soeder/dpa/dpa-tmn

Die Fluggesellschaft Japan Airlines bietet Fluggästen seit einigen Monaten die Möglichkeit, freiwillig aufs Essen an Bord zu verzichten. Statt des Menüs auf dem Flug gibt es von der Airline eine Spende an ein Projekt zur Hungerbekämpfung in Entwicklungsländern.

Dadurch sollen auch Lebensmittelabfälle vermieden werden. Denn die Menüs werden vorm Flug vorbereitet. Was an Bord nicht gegessen wird, landet im Müll.

Das Interesse ist bisher überschaubar: Zwei bis drei von 100 Passagieren würden von der Möglichkeit des Menüverzichts Gebrauch machen, so Japan Airlines. Aber man erwarte mit der Zeit „signifikante“ Einsparungen.

Die Airline ist nicht allein mit ihrem Ansatz. Die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines hat im Herbst 2022 für bestimmte Businessclass-Flüge eine ähnliche Option eingeführt, die bisher aber auch nur ein Bruchteil der Passagiere nutzt. Laut einem CNN-Bericht wurde bislang im Schnitt auf 1.000 bis 1.500 Mahlzeiten pro Monat verzichtet.

Vorbestellung erwünscht

Und hierzulande? Bei den Airlines der Lufthansa Group (u. a. Swiss, Austrian Airlines) gibt es teilweise Optionen zur Vorbestellung („Preorder“). Bei Lufthansa beispielsweise könnten Passagiere auf der Kurz- und Mittelstrecke bis 36 Stunden vor Abflug frische Produkte online vorbestellen, so ein Sprecher.

Das Ziel sei, den Bedarf möglichst genau zu planen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Dabei setze man auch auf künstliche Intelligenz. Mittels Waagen, Kameras und algorithmischer Erkennung würden Speisereste auf den zurückgegebenen Tablets analysiert. So sollen die Speisen den Schilderungen zufolge noch passgenauer hergestellt werden.

Beim Ferienflieger Tuifly können warme Speisen vorbestellt werden, um sie nach Bedarf vorzukochen. An Bord der Flieger und bei den Lieferketten arbeite man daran, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, so ein Sprecher. Wo es möglich und sicher sei, spende man etwa Lebensmittel kurz vor Ablauf des Verfallsdatums.

Die Lufthansa Group hat noch einen anderen Ansatz, um unverbrauchte Lebensmittel eines Flugs weiter zu verwerten. Und damit auch noch etwas Geld einzunehmen. Man verfolgt mit den Airlines Initiativen, bei denen man den Fluggästen auf den letzten Kurzstreckenflügen eines Tages übrig gebliebene Frischeprodukte zum reduzierten Preis anbietet, so der Sprecher der Lufthansa Group. Gut 80.000 Produkte seien so im Jahr 2022 verkauft statt entsorgt worden.

6,1 Mio. Tonnen Kabinenmüll

Ein Beispiel liefert die zum Konzern gehörende Austrian Airlines. Auf Europaflügen nach Wien können Fluggäste kurz vor Landung in der österreichischen Hauptstadt nicht konsumierte frische Lebensmittel für 3,50 Euro kaufen. Die Airline nennt das „Austrian Melangerie to go“. Demnach wurden in einem Jahr mehr als zwei Tonnen Lebensmittel auf diesem Weg verkauft und landeten nicht im Müll, so die Airline.

Offenbar ein Modell, das Schule machen soll: Die Einführung eines solchen Verkaufsangebots auch bei Lufthansa sei noch in diesem Jahr geplant, so der Sprecher der Lufthansa Group.

Zur Einordnung: 2018 haben die Airlines 6,1 Millionen Tonnen Kabinenmüll verursacht, schätzte der internationale Airline-Verband IATA. Davon seien mindestens 20 Prozent weggeworfene Speisen und Getränke gewesen. Das wären mehr als 1,2 Millionen Tonnen. (dpa)