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Talente für Wirtshaus und Hotel gesucht

Sachsen fehlen Facharbeiter für Tourismus und Gastronomie. Eine Kampagne soll Nachwuchs anlocken. Doch an den Problemen der Branche ändert die wenig.

Von Angelina Sortino
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Die sächsische Tourismusbranche sucht händeringend nach Personal und legt deshalb eine neue Kampagne auf.
Die sächsische Tourismusbranche sucht händeringend nach Personal und legt deshalb eine neue Kampagne auf. © Jürgen Lösel

Nico Armster und Lisa Limprich lieben ihre Ausbildungsberufe. Das wird im Gespräch mit Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) schnell deutlich. Jeden Tag geben der Kochlehrling und die Restaurantfachfrau-Auszubildende ihr bestes - arbeiten so hart wie die ausgelernten Kollegen, machen Überstunden, übernehmen Verantwortung. Am Ende verdienen sie maximal 4,50 die Stunde. Das führt zu Frust, von dem sie Klepsch bei einer Gesprächsrunde im beruflichen Schulzentrum "Ernst Lößnitzer" berichten.

Klepsch ist aber nicht nur gekommen, um sich die Probleme der Schüler anzuhören, sondern auch, um eine neue Kampagne vorzustellen, die junge Menschen für eine Ausbildung im Tourismus begeistern soll. Sie heißt "Tourismustalente für Sachsen". In fünf sogenannten Azubi-Dinnern möchte die Ministerin sachsenweit und persönlich für Gastro-Berufe Werbung machen. Außerdem sollen Vertreter der Branche interessierten Schülern und Eltern ihre Fragen zum Berufsalltag beantworten.

Eine multimediale Kampagne soll zusätzlich für Berufe im Tourismus werben. Ansprechen will man Absolventen der Oberschulen und des Gymnasiums sowie die Ausbildungsbetriebe als Botschafter für die Branche.

Barbara Klepsch (CDU, Bildmitte), Ministerin für Kultur und Tourismus in Sachsen, in der Lehrküche im Beruflichen Schulzentrum für Gastgewerbe Dresden.
Barbara Klepsch (CDU, Bildmitte), Ministerin für Kultur und Tourismus in Sachsen, in der Lehrküche im Beruflichen Schulzentrum für Gastgewerbe Dresden. © dpa

Der Landestourismusverband Sachsen (LTV) übernimmt die Projektkoordinierung der Kampagne. Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen (Dehoga) realisiert die Azubi-Dinner. Vom Sächsische Staatsministerium für Kultur und Tourismus wird die Kampagne mit rund 280.000 Euro finanziert.

Nachwuchs wird in der Branche dringend gebraucht. Denn in Sachsens Hotels und Gaststätten fehlt es an Personal. Ein Problem, das schon länger besteht, sich durch den langen Lockdown jedoch potenziert hat. Im Gastronomiegewerbe in Sachsen ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Dezember 2019 bis Dezember 2020 um 5,8 Prozent beziehungsweise 3.198 Personen gesunken. Außerdem hat sich im Berufsfeld Hotel und Gastronomie die Anzahl an neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen in Sachsen im Zeitraum 2015 bis 2021 halbiert.

Überstunden, Stress und wenig Geld

Zu spüren bekommen das auch die Dresdner Berufsschüler. Kochlehrling Nico Armster berichtet: "In unseren Betrieben gibt es zu wenige Leute. Wir werden deshalb als Facharbeiter eingesetzt und arbeiten teilweise zehn Stunden am Tag." Der 20-Jährige fügt hinzu: "Ich höre von vielen Mitschülern, dass ihre Kollegen kurz vorm Burnout stehen."

Lisa Limprich macht ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau Spaß. Doch auch sie klagt über die harten Arbeitsbedingungen. Außerdem weist sie die Ministerin sowie die Branchenvertreter von der Dehoga darauf hin, dass die Ausbildungsvergütung sehr niedrig ist. "Viele von uns haben Familien, die einen nicht finanziell unterstützen können oder wollen." Es falle ihr schwer, mit dem Geld, das sie verdient, auf Dauer zurechtzukommen.

Barbara Klepsch sieht die Verantwortung dafür, die Tourismusbranche wieder attraktiver zu machen, vor allem bei den Kommunen und den Betrieben selbst. "Wir können mit unserer Kampagne die schönen Seiten des Berufes wie die Arbeit mit den Gästen zeigen." Damit Fachkräfte in der Branche blieben, sei es aber auch wichtig, dass die Vergütung stimme. "Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein großes Thema. Hier sind die Unternehmen und Kommunen mit gefragt", so Klepsch. Man habe aber in der Vergangenheit vonseiten des Tourismusministeriums den Fehler gemacht, immer die schlechten Seiten der Berufe hervorzuheben und sich zu wenig auf die schönen Aspekte konzentriert. Das wolle man nun mit der Kampagne ändern.