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Kläranlage Döbeln Teil von bundesweitem Epidemieprojekt

Mit regelmäßigen Tests sollen gefährliche Krankheiten zeitig erkannt und die Ausbreitung von Infektionen vermieden werden.

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Die Kläranlage Döbeln sowie drei weitere Standorte der Veolia sind Teil eines bundesweiten Abwassermonitorings für die epidemiologische Lagebewertung.
Die Kläranlage Döbeln sowie drei weitere Standorte der Veolia sind Teil eines bundesweiten Abwassermonitorings für die epidemiologische Lagebewertung. © Veolia

Döbeln. Bereits vor zwei Jahren hat der Umweltdienstleister Veolia im Abwassernetz des AZV Döbeln-Jahnatal begonnen, ein Messsystem zur Überwachung des Abwassers aufzubauen. Jetzt sind die Kläranlagen Döbeln und Grimma sowie zwei weitere Standorte Teil eines bundesweiten Projektes mit dem Namen Amelag.

Die Abkürzung steht für Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) initiiert. Ziel ist die dauerhafte Überwachung der Sars-CoV-2-Viruslast im Abwasser.

Das Amelag-Projekt wird vom Robert Koch-Institut (RKI) und vom Umweltbundesamt (UBA) in Zusammenarbeit mit 16 Bundesländern und mehreren Universitäten durchgeführt und betrachtet Abwasseranalysen aus bis zu 175 Kläranlagen bundesweit. Finanziert wird das Projekt nach BMG-Angaben mit mehr als 30 Millionen Euro in Zusammenarbeit mit dem BMUV.

Projekt läuft bis Ende 2024

Abwasserdaten haben sich als zuverlässige Indikatoren für den Gesundheitszustand der Bevölkerung erwiesen, da sie bereits vor dem Auftreten von Krankheitssymptomen Informationen liefern können.

„Wir freuen uns, dass die Abwasserdaten einen stetigen Platz im Pandemie-Radar erhalten, denn sie vermitteln ein ziemlich genaues Bild des Infektionsgeschehens im Einzugsgebiet einer Kläranlage und fungieren als Frühwarnsystem für neuartige Viren und die Dynamik einer Pandemie“, sagt Dr. Matthias Staub, Experte auf dem Gebiet Abwassermonitoring und Leiter Geschäftsentwicklung im Geschäftsbereich Wasser bei Veolia. Mit Spannung würden die Analysedaten des Herbstes erwartet.

Im Rahmen von Amelag wird Veolia zunächst bis Ende kommenden Jahres wöchentlich Abwasserproben vom Döbelner und den anderen drei Kläranlagen nehmen, analysieren und auswerten.

Im Verbandsgebiet des AZV Döbeln-Jahnatal sind moderne Sensoren im Abwassernetz verbaut. Um die Daten auszulesen, muss aber niemand von Ort zu Ort fahren, sie werden per Fernübertragung an die Rechner bei der Veolia gesendet.

Sensoren wurden an den Abflüssen von größeren Kläranlagen unter anderem in Döbeln, Ostrau und Westewitz, aber auch kleineren wie in Choren, Maltitz und Mockritz installiert. Sie messen die Trübung des ablaufenden Abwassers. Bilden sich zunehmend Schlammflocken, deute das auf ein Problem in der Anlage hin.

Labor untersucht auf Sars-CoV-2

An einigen Punkten im Abwassernetz sind zudem Messwarten eingebaut worden. Zu den Sensoren werden Abwasserproben gepumpt. Automatisch ermittelt und weitergeleitet werden Temperatur und pH-Wert des Abwassers, dazu die Leitfähigkeit, die einen Hinweis auf das Einleiten von Salzen gibt. Außerdem das sogenannte Redoxpotenzial, das zeigt, ob sich reaktive und sauerstoffzehrende Stoffe im Wasser befinden.

Die Veolia nimmt seit April 2021 nicht nur regelmäßig Abwasserproben aus der Döbelner Kläranlage, sondern aus verschiedenen Kläranlagen im Bundesgebiet und untersucht diese mittels PCR-Analytik von Analytik Jena im Labor auch auf Sars-CoV-2 und seine Mutanten.

„Die gewonnenen Erkenntnisse tragen dazu bei, frühzeitig gefährliche Krankheiten zu erkennen, Infektionscluster zu vermeiden und die öffentliche Gesundheit vor allem während einer Pandemie zu schützen“, so Matthias Staub.