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Warnstreik bei Lufthansa: Erneut Ausfälle an Flughäfen in Sachsen

Drei Wochen vor Ostern liegen große Teile des deutschen Flugverkehrs lahm. Dies hat auch Auswirkungen auf Dresden und Leipzig. Am Samstagmorgen soll der Flugplan langsam wieder anlaufen.

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Die Warnstreiks des Bodenpersonals haben auch am Freitag für zahlreiche Flugausfälle bei der Lufthansa gesorgt.
Die Warnstreiks des Bodenpersonals haben auch am Freitag für zahlreiche Flugausfälle bei der Lufthansa gesorgt. © dpa

Frankfurt/Main. Die fortgesetzten Warnstreiks des Bodenpersonals haben auch am Freitag für zahlreiche Flugausfälle bei der Lufthansa gesorgt. Erneut sollen nur 10 bis 20 Prozent der ursprünglich geplanten Flüge stattfinden, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Damit fallen erneut rund 1.000 Flüge vor allem an den Drehkreuzen München und Frankfurt aus.

In Frankfurt und Hamburg konnten die Passagiere am Freitag wieder zusteigen, nachdem am Vortag die Kontrollstellen für den Sicherheitsbereich wegen eines zusätzlichen Streiks des Sicherheitspersonals geschlossen geblieben waren. Verdi will den Ausstand noch bis Samstagmorgen fortsetzen. Lufthansa rechnet daher für Samstag noch mit anfänglichen Verspätungen und einigen Ausfällen. Der Flugverkehr solle sich dann im Laufe des Vormittags normalisieren.

Umsteigen auf Züge ist für die Passagiere nur in Grenzen möglich: Bei der Deutschen Bahn streiken seit Donnerstagfrüh für 35 Stunden die Lokführer im Personenverkehr.

Flugausfälle in Leipzig/Halle und Dresden am Freitag

Die Warnstreiks bremsten auch am Freitag Fluggästen an den Airports in Leipzig/Halle und Dresden aus. In Dresden fallen 14 Flüge aus, wie ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG am Freitagmorgen sagte. Betroffen seien Verbindungen von und nach München sowie Frankfurt. In Leipzig/Halle sind demnach 14 Flüge betroffen, einer davon von und nach Wien.

Die Gewerkschaft Verdi hatte das gesamte Bodenpersonal der Lufthansa für Donnerstag und Freitag dieser Woche zu einem Ausstand aufgerufen. Er soll in den passagiernahen Bereichen am Donnerstag um 4.00 Uhr beginnen und am Samstag um 7.10 Uhr enden. "Der reguläre Fahrplan muss sich dann erst einpendeln", betonte der Sprecher der Flughafen AG. Reisende sollten sich vor dem geplanten Abflug direkt bei der Fluggesellschaft informieren.

Hunderte bei Streikversammlung

Am Frankfurter Flughafen hatten sich am Donnerstagmorgen mehrere Hundert Streikende auf einem Parkplatz zu einer Kundgebung versammelt. "Auch unsere Löhne sollen abheben", stand auf einem an der Bühne angebrachten Plakat. "Wir sind es wert", hieß es auf einem Banner am Gebäude schräg gegenüber. "Der 'brave Boden' ist ein für allemal Geschichte", rief eine Rednerin begeistert. Nach der Kundgebung war eine Demonstration am Lufthansa-Gebäude geplant, wo die Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens stattfand.

In der sehr ruhigen Ankunftshalle des Frankfurter Terminal 1 mussten sich die gestrandeten Passagiere selbst helfen. Das Ehepaar Susana und Alexander Gerlach aus Düsseldorf saß nach der Ankunft aus Brasilien erstmal am Flughafen fest. "Wir haben vorgestern von der Lufthansa die Info bekommen, dass unser Anschlussflug gestrichen wurde", erzählte Susana Gerlach. Ein Zug nach Düsseldorf fahre wegen des Lokführer-Streiks nicht, die Mietwagen seien alle ausgebucht, nun würden sie von einer Bekannten mit dem Auto abgeholt. "Sie hat schon angerufen und gesagt, dass sie im Stau steht", ergänzte ihr Mann.

Bereits am Mittwochabend waren die technischen Abteilungen der Lufthansa in die inzwischen fünfte Warnstreikwelle gegangen, die am Morgen auf die passagiernahen Bereiche im Terminal ausgeweitet wurde. Verdi will auf diese Weise höhere Zugeständnisse des Managements bei den laufenden Tarifverhandlungen für rund 25.000 Beschäftigte des Bodenpersonals erzwingen. Auch bei den Verhandlungen mit den privaten Luftsicherheitsunternehmen geht es um rund 25.000 Leute.

Weitere Streiks möglich - auch bei den Flugbegleitern

Im laufenden Tarifkonflikt bei der Lufthansa fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro geben. Lufthansa verweist auf zurückliegende Lohnsteigerungen und hat für einen Zeitraum von 28 Monaten bislang 10 Prozent mehr Gehalt sowie die Inflationsausgleichsprämie angeboten. Die nächsten Verhandlungen sind für den 13. und 14. März angesetzt.

Die Passagiere der Lufthansa müssen in naher Zukunft auch mit Streiks einer weiteren Berufsgruppe rechnen. Wenige Wochen vor Beginn der Osterferien haben am Mittwoch die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen der Lufthansa und ihrer Regionaltochter Lufthansa Cityline bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Ufo für Streiks gestimmt. Wann mit Ausständen zu rechnen ist, blieb vorerst unklar.

Schäden für Lufthansa und Wirtschaft insgesamt

Die fortgesetzten Warnstreiks bei Lufthansa haben das Unternehmen nach seinen Angaben im laufenden Jahr bislang rund 100 Millionen Euro gekostet. Darüber hinaus hielten sich zahlreiche Kunden mit Buchungen zurück, sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.

Auch die angeschlagene deutsche Wirtschaft leidet nach Darstellung des Wirtschaftsforschers Clemens Fuest unter den wiederholten Streiks im Luftverkehr und bei der Bahn. "Das ist eine zusätzliche Belastung, die wir eigentlich nicht gebrauchen können", sagte der Leiter des Münchner Ifo-Instituts im ZDF-Morgenmagazin. "Die Wirtschaft schrumpft, und wenn so etwas noch dazu kommt, dann fehlen ja plötzlich Teile in der Produktion, die nicht geliefert werden können, oder es können Menschen nicht zu Meetings kommen, vielleicht auch nicht zur Arbeit."

Fuest fügte hinzu: "Man muss aber sagen, dass in Deutschland die Gewerkschaften insgesamt sehr vernünftig sind." In den zurückliegenden zehn Jahren habe es in Frankreich vier- bis fünfmal so viele Streiktage gegeben wie in Deutschland. (dpa)