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Wie Busse in Sachsen fahrerlos werden

Der Landkreis Nordsachsen entwickelt seinen automatisierten ÖPNV weiter. 2026 sollen digital gekoppelte Busse zum Flughafen Leipzig-Halle fahren.

Von Andreas Rentsch
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Dieses fahrerlose automatisierte Shuttle ist bereits seit Mitte 2022 im Landkreis Nordsachen unterwegs. Jetzt geht das Projekt in die nächste Phase.
Dieses fahrerlose automatisierte Shuttle ist bereits seit Mitte 2022 im Landkreis Nordsachen unterwegs. Jetzt geht das Projekt in die nächste Phase. © PR/Nordsachsen mobil

Nördlich von Leipzig wird in den nächsten Jahren weiter am fahrerlosen Busverkehr geforscht. Dafür erhält ein Vorhaben des Landkreises Nordsachsen vier Millionen Euro Fördergeld. Mit diesen Mitteln solle ein Projekt zum sogenannten Platooning realisiert werden, erklärt das sächsische Ministerium für Regionalentwicklung. Platoons sind digital miteinander gekoppelte Busse, die in engem Abstand hintereinander fahren. Die gebildeten Kolonnen können je nach Bedarf verlängert oder verkürzt werden, um auf schwankende Fahrgastzahlen zu reagieren.

Platooning baue auf Erkenntnissen eines Vorgängerprojekts namens „Flash“ auf, so das Ministerium. „Flash“ steht für „fahrerloses, automatisiertes Shuttle“. Ein solcher Kleinbus ist seit 2021 zwischen dem S-Bahnhof Rackwitz und dem Naherholungsgebiet am Schladitzer See unterwegs. Der reguläre Betrieb im Linienverkehr hat 2023 begonnen. Aus rechtlichen Gründen ist allerdings nach wie vor ein Sicherheitsfahrer an Bord.

Nun soll die automatische Bildung und Auflösung von Platoons getestet werden, um auf Ereignisse wie den Schichtwechsel in großen Betrieben oder Stoßzeiten bei der Schülerbeförderung reagieren zu können. Der Erprobungsbetrieb mit zwei gekoppelten Bussen starte voraussichtlich Mitte 2025, sagt Christian Hoyas vom Landratsamt Nordsachsen. Fahrgäste sind in dieser Phase noch nicht dabei.

2026 beginnt der öffentliche Linienbetrieb. Haltepunkte soll es unter anderem am Bahnhof Schkeuditz und am Flughafen Halle-Leipzig geben. Beide Busse werden rein elektrisch angetrieben sein und können „sowohl einzeln, als auch gemeinsam hochautomatisiert und perspektivisch vollständig fahrerlos fahren“, so Hoyas. Für die Überwachung des Abstands und der Räume zwischen den Bussen werden Laserscanner (Lidar), Radar und Kameras verwendet.

Vorgesehen ist außerdem, dass der „Flash“-Bus auf der neuen Strecke der Platooning-Fahrzeuge fahren kann und dies Platoons auf der Route Rackwitz-Schladitzer See. Schließlich sollen noch beide Strecken miteinander vernetzt werden.

Auch anderswo in Deutschland fahren Platooning-Prototypen. Etwa in München, bisher allerdings nur auf einem Betriebsgelände. Als Kooperationspartner haben sich die städtische Verkehrsgesellschaft, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der niederländische Bushersteller Ebusco zusammengetan. „Für 2025 ist ein Probeverkehr in urbanem Umfeld geplant“, sagt KIT-Professor Eric Sax. Ob im Probebetrieb der zwei batterieelektrischen Stadtbusse Passanten mitfahren dürfen, müsse noch geklärt werden. Dazu laufen Gespräche mit dem Kraftfahrt-Bundesamt.

Wer die Zukunft des Busverkehrs in Sachsen selbst erleben möchte, kann nach wie vor mit dem „Flash“-Bus zum Schladitzer See fahren. Derzeit verkehre der VW Crafter nur auf Anforderung, sagt Christian Hoyas. Ende Mai soll der Linienbetrieb starten. Der Kleinbus bietet Platz für rund zwanzig Passagiere.

Für die gilt der reguläre Tarif des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV). Wer also mit der S-Bahn in Rackwitz ankommt und ein MDV-Ticket besitzt, muss nichts extra bezahlen. Ansonsten ist entweder ein Kurzstreckenticket ein Ein-Zonen-Einzelticket zu lösen.