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Vom Klischee zum Problemlöser

Wer in der IT arbeitet, sieht sich oft mit Vorurteilen konfrontiert. Was ist dran am Nerd, der sein ganzes Leben hinter Monitoren verbringt? Ein Profi erzählt.

Von Annett Kschieschan
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Die Reise zur Auszeichnung bei der Software-Firma Checkpoint in Tel Aviv war ein Höhepunkt im Berufsleben von Wolfgang Becher (2.v.r.). Der IT-Sicherheitsspezialist der SHD System-Haus-Dresden GmbH ist einer der Besten seines Fachs.
Die Reise zur Auszeichnung bei der Software-Firma Checkpoint in Tel Aviv war ein Höhepunkt im Berufsleben von Wolfgang Becher (2.v.r.). Der IT-Sicherheitsspezialist der SHD System-Haus-Dresden GmbH ist einer der Besten seines Fachs. © privat

Blasse junge Männer mit Head-Set, mindestens zwei extra-großen Monitoren, auf denen wahlweise Zahlenreihen oder martialische Online-Spiele zu sehen sind. Das Ganze umrahmt von stapelweise leeren Pizzakartons und jeder Menge Energy-Drink-Dosen. Hand aufs Herz, wer dieses oder ein ähnliches Bild vor Augen hat, wenn es um IT-ler geht, die schnell ihren Namen weghaben: IT-Nerds. Wolfgang Becher jedenfalls kennt das Bild. Der Leipziger ist IT-ler. Bei der Firma SHD System-Haus-Dresden GmbH arbeitet er als Senior Systems Engineer. Sein Schwerpunkt: die IT-Sicherheit der Firmenkunden. Schon seit über 20 Jahren ist er im Unternehmen. Ein klassischer IT-ler – und auch ein Nerd? Wolfgang Becher schüttelt den Kopf und schmunzelt. „Mit Online-Spielen kenne ich mich überhaupt nicht aus“, sagt er. Und auch nächtelange PC-Sessions gehören nicht zu seinem Alltag. Zumindest heute nicht mehr. „Bevor ich eine eigene Familie hatte, ist sowas dann doch schon mal vorgekommen“, erzählt der Vater zweier Töchter. Denn ein Klischee über IT-ler stimmt dann doch. Die meisten von ihnen verbeißen sich ganz gerne in ein Problem, das sie dann auch unbedingt lösen möchten. Wolfgang Becher ist gut im Lösen von Problemen.

Das hat ihm Anfang letzten Jahres eine ganz besondere Auszeichnung eingebracht. Als einer von acht IT-Fachleuten aus der ganzen Welt wurde er von der Check Point Software Technologies Ltd., einem der führenden Anbieter von Cybersicherheitslösungen für Regierungen und Unternehmen, zum Firmensitz nach Israel eingeladen. Eine unabhängige Jury hatte entschieden, dass der Leipziger zu den Besten seines Spezialgebietes gehört. „Das war natürlich eine tolle Überraschung und eine spannende Erfahrung“ sagt Wolfgang Becher. Vor Ort bei einem der Global Player seines Metiers mit Kollegen und Führungskräften ins Gespräch zu kommen – eine solche Möglichkeit gibt es nicht oft. Und trotzdem hätte Wolfgang Becher fast noch einmal die Gelegenheit bekommen. Bei der jüngsten Checkpoint-Auszeichnung gehörte er wieder zu den Nominierten.

Das Gefühl, Teil eines Netzwerkes zu sein, das grenzen- und branchenübergreifend relevante IT-Probleme unserer Zeit lösen will, ist vielleicht eine der wichtigsten Motivationen für den Dresdner Experten. In Foren und Communitys tauscht man sich aus, gibt und bekommt Tipps, wie sich so manche Hürde leichter nehmen lässt. Denn klar ist auch: Wer in der IT arbeitet, muss immer up to date sein. In kaum einem anderen Bereich schreitet die Entwicklung so rasch voran wie in der Informationstechnologie. Was vor wenigen Jahren noch mutig und innovativ war, gilt heute als überholt. Und auch die Bedrohungen der Cyber-Sicherheit stoppen nicht. Immer wieder neue Angriffs-Strategien auf Firmen-Netzwerke erfordern entsprechend schnelle Entwicklungen bei den Sicherheitsexperten.

Zur Auszeichnung nach Tel Aviv

Regelmäßig erneuern Wolfgang Becher und seine Kollegen ihre Fachkenntnisse. Dazu sind immer wieder zusätzliche Weiterbildungen nötig, die auch entsprechend zertifiziert werden. Das ist teuer und erhöht damit auch den Marktwert der Fachleute. Auch das ist kein zu unterschätzender Aspekt. „Als IT-ler hat man eigentlich nie Probleme, einen Job zu finden. Wir werden gebraucht“, weiß Wolfgang Becher, der selbst über einen kleinen Umweg zu seiner Profession gekommen ist. Nach einer klassischen handwerklichen Ausbildung zum Werkzeugmacher entschied sich der Leipziger für ein Mathematik-Studium. Dort wurde sein Interesse für Computer und alles, was mit EDV zu tun hat, geweckt. Heute hätten viele junge Leute dagegen schon früh den Wunsch, im IT-Bereich zu arbeiten. Das wissen Wolfgang Becher und seine Kollegen auch durch die BA-Studenten, die regelmäßig bei SHD System-Haus-Dresden GmbH erste Praxiserfahrungen sammeln. Hier spielt dann durchaus schon einmal die Liebe zu Online-Spielen eine Rolle. Ein Nachteil ist das nicht. „Die junge Generation ist mit dem Internet aufgewachsen, sie hat oft einen anderen Blickwinkel, der aber genauso spannend sein kann“, weiß Wolfgang Becher.

So rasant die Entwicklung im Bereich IT auch vorangeht – ein weiteres Klischee passt immer noch. Die IT ist noch immer eine Männerdomäne. Unter den Studierenden, die sich bei SHD beworben haben, waren in den vergangenen 20 Jahren gerade mal drei junge Frauen. International – das weiß Wolfgang Becher nicht zuletzt durch seine Reise nach Israel – sei das ein wenig anders. Beim Branchenriesen Checkpoint etwa arbeiten auch viele Frauen. Hierzulande gibt es immer noch Berührungsängste mit der Branche.

Wie viele andere Unternehmen setzt SHD auf Initiativen, die Abhilfe schaffen sollen, etwa den Tech Talk, bei dem vor allem junge Frauen und Männer ganz zwanglos die Möglichkeiten der IT-Welt kennenlernen können. Denn auch die Job-Möglichkeiten in der Branche wachsen schnell. Ob Administration oder Datensicherung, Spieleentwicklung, Design oder die unendlich scheinenden Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz – wer in der IT arbeiten will, kann das auf vielfältige Art und Weise tun. Auch das ist ein großer Unterschied zu den Anfangsjahren der Branche.

Der IT-Nerd hat also alles andere als Grund, sich zu verstecken. Und überhaupt - der abfällige Grundtenor ist sowieso nicht angebracht. „Wenn jemand viel liest, nennt man ihn doch auch nicht Literatur-Nerd“, sagt Wolfgang Becher. Er selbst verbringt seine Freizeit übrigens am liebsten draußen, zum Beispiel beim Downhill-Fahren mit seinem Mountain-Bike – ganz ohne Headset, Bildschirm und Pizzakartons.

Wer sich für die Arbeit im IT-Bereich interessiert, kann beim Tech Talk der SHD System-Haus-Dresden GmbH alle Fragen rund um die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten stellen. Nächster Termin dafür ist der 26. Mai ab 17.30 Uhr.
Interessenten können sich hier anmelden.

In seiner Freizeit ist Wolfgang Becher am liebsten draußen - und gern mit dem Mountain-Bike auf Tour. Von den typischen Klischees der IT-ler, die ihr ganzes Leben vor dem Computerbildschirm verbringen, hält der Familienvater aus Leipzig wenig.
In seiner Freizeit ist Wolfgang Becher am liebsten draußen - und gern mit dem Mountain-Bike auf Tour. Von den typischen Klischees der IT-ler, die ihr ganzes Leben vor dem Computerbildschirm verbringen, hält der Familienvater aus Leipzig wenig. © privat