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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Tausend neue Jobs in Leipzig + Wachstum trotz Krise + Inflation leicht gesunken + Tausende sächsische Firmenchefs gehen in Rente

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Beim Neubau des Online-Händlers Mytheresa wurde jetzt Richtfest gefeiert. Mitte 2023 sollen an dem Logistikzentrum in der Nähe von Leipzig die ersten rund 500 Beschäftigten ihre Arbeit aufnehmen.
Beim Neubau des Online-Händlers Mytheresa wurde jetzt Richtfest gefeiert. Mitte 2023 sollen an dem Logistikzentrum in der Nähe von Leipzig die ersten rund 500 Beschäftigten ihre Arbeit aufnehmen. © dpa

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Guten Morgen,

Wirtschaftsforscher sind momentan wirklich nicht zu beneiden. Denn die Unsicherheitsfaktoren sind so stark, dass genaue Vorhersagen über die wirtschaftliche Entwicklung eigentlich nicht möglich sind. Das Dresdner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung wagte es dennoch und die Konjunkturprognose für Sachsen für 2023 fällt mit 3,3 Prozent Wirtschaftswachstum gar nicht so schlecht aus.

Allerdings basiert sie auf den Annahmen, dass der Gasfluss aus Russland nicht endgültig versiegt, dass es nicht zu weiteren monatelangen Lockdownphasen in China kommt, dass die Inflationserwartungen das Stillen des aufgestauten Konsumhungers nicht unterbrechen wird. Joachim Ragnitz, Vize-Chef vom Ifo Dresden, setzte selbst ein großes Fragezeichen hinter die Prognose. Denn die Annahmen sind vielleicht doch zu positiv.

Die Ifo-Konjunkturprognose zeigt aber auch einen anderen, beängstigenden Befund. Obwohl die Wirtschaftsleistung in Sachsen um mehr als drei Prozent im nächsten Jahr zulegen soll, wird sie nicht zu mehr Beschäftigung führen. Nicht, weil die Unternehmen kein neues Personal einstellen wollen, sondern weil sie keines finden.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist kein vorübergehendes Problem. Quer durch alle Branchen und Betriebe, durch Schulen und Verwaltungen nimmt der Fachkräftebedarf zu. Noch so erfolgreiche Rückkehrer- und Zuwanderungskampagnen werden ihn nicht decken können. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass uns bald immer häufiger in Restaurants fahrbare Roboter die Teller bringen werden und nicht nur dort. Den Urlaub in diesem Sommer sollen uns aber erst einmal türkische Gastarbeiter retten, die nun kurzfristig an deutschen Flughäfen eingeflogen werden, um das Chaos bei der Abfertigung zu beenden.

Eine Lösung findet sich offenbar immer, bleiben Sie also zuversichtlich trotz der Unsicherheiten.

Herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

+++ Tausend neue Jobs am Flughafen +++

Der Logistikstandort am Flughafen Leipzig/Halle wächst. Das Münchner Unternehmen Mytheresa, eine Online-Plattform für Luxusmode, errichtet in Schkeuditz direkt am Airport einen etwa 55.000 Quadratmeter großen Logistikneubau, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Mitte 2023 sollen an dem Logistikzentrum die ersten rund 500 Beschäftigten ihre Arbeit aufnehmen. Insgesamt sollen am Standort bis zum Jahr 2030 rund 1.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

+++ Ostdeutsche Wirtschaft wächst trotz Krisen +++

Die ostdeutsche Wirtschaft wird nach einer Prognose des Dresdner Ifo-Instituts trotz aller Turbulenzen in diesem und im kommenden Jahr wachsen. Für das laufende Jahr nehmen die Wissenschaftler in ihrer Analyse eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes im Osten um 2,9 Prozent an (Deutschland: 2,5 Prozent) - es gibt allerdings Unwägbarkeiten. Eine weitere gute Nachricht: Die Inflation in Sachsen ist im Juni leicht gesunken.

Zugleich kritisiert der Dresdner Vize-Ifo-Chef Joachim Ragnitz aber die bisherigen Hilfen der Bundesregierung. Er hält mit Blick auf steigende Lebenshaltungskosten nichts von Entlastungen der Verbraucher nach dem Gießkannenprinzip. Sie müssten vielmehr vor allem jenen zugute kommen, die höhere Kosten nicht mehr ohne Hilfe stemmen könnten. Die Maßnahmen müssten zu einer Umverteilung hin zu denen führen, die am meisten unter den Kostensteigerungen zu leiden hätten. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnte am Mittwoch in Leipzig, die Transformation im Osten angesichts der Krisen zu vernachlässigen.

+++ 25 Prozent mehr Jobs in Hightech-Branche +++

Sachsens Hochtechnologiebranche macht auf einen strukturellen Fachkräftemangel aufmerksam - und versucht diesem auch, mit stärkerer Automatisierung zu begegnen. Pro Jahr absolvierten 900 Informatiker die hiesigen Hochschulen, aber 1.500 würden benötigt, hieß es am Dienstag beim Silicon Saxony Day am Dresdner Flughafen. Mehr als 73.000 Sachsen arbeiten in den Firmen um Halbleiterproduktion, Information und Telekommunikation. Bis 2030 soll die Gesamtzahl auf 100.000 steigen.

+++ 7.600 Firmenchefs gehen in Rente +++

Viele Unternehmenschefs in Sachsen brauchen bald Nachfolger. Mehr als 7.600 sächsische Unternehmer stehen bis 2026 vor der Übergabe. Laut Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ist es "eine Illusion", dass alle Betriebe übernommen werden. Sachsen habe die höchste Handwerkerdichte. Ein Banker, ein Handwerkersohn und ein Tischlermeister berichten, wie sie sich zum Chef gemacht haben.


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