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Pirnaer Autozulieferer mit 300 Leuten zum zweiten Mal insolvent

Vor drei Jahren rettete die Bad Uracher Eissmann-Gruppe die KTSN. Am Donnerstag hat der Konzern die Insolvenz beantragt.

Von Ulrich Wolf & Heike Sabel
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Vor drei Jahren schon einmal gerettet und nun wieder in Sorge: der Pirnaer Standort der Eissmann-Gruppe.
Vor drei Jahren schon einmal gerettet und nun wieder in Sorge: der Pirnaer Standort der Eissmann-Gruppe. © Daniel Schäfer

Pirna/Tübingen. Der Automobilzulieferer Eissmann Automotive Deutschland GmbH hat beim zuständigen Amtsgericht in Tübingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Davon sind auch die rund 300 Mitarbeiter im Werk Pirna betroffen. Der Geschäftsbetrieb soll trotzdem so reibungslos wie möglich fortgeführt werden, hießt es. Die Mitarbeiter wurden auf einer Belegschaftsversammlung informiert.

Außer dem Konzern sowie dem Tochterunternehmen in Pirna stellte auch eine dritte Firma der Gruppe mit Sitz in Gera einen Insolvenzantrag. In Konzernkreisen hieß es, die Sanierungsversuche der vergangenen Monate und Jahre hätten die durch Energie- und Materialkosten sowie die Zinsentwicklung entstandenen Probleme nicht länger kompensieren könne. Eine Entspannung der Lage sei nicht in Sicht.

Das Heft des Handelns hat nun bis auf Weiteres der vorläufige Insolvenzverwalter in der Hand, der Rechtsanwalt und Restrukturierungsspezialist Holger Leichtle von der Stuttgarter Wirtschaftskanzlei Görg. 2014 etwa führte er den heutigen Fußballdrittligisten SSV Ulm durch die Insolvenz.

Bereits 2022 hieß es im Konzernjahresabschluss, man habe "mit Beraterunterstützung Maßnahmen eingeleitet, um den flächendeckenden Kostensteigerungen infolge des Ukraine-Kriegs entgegenzuwirken". Seinerzeit belief sich der Umsatz auf rund 460 Millionen Euro, der Jahresfehlbetrag auf gut 3,8 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten bei den Banken gab das Management mit 93,4 Millionen Euro an.

Zweite Insolvenz nach 2020

Die KTSN war bereits 2020 schon einmal in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Die Krise der Automobilbranche - gepaart mit der Corona-Pandemie - verursachte dann den Einbruch. Der damalige Insolvenzverwalter Rainer Bähr fand mit der Eissmann-Gruppe im Frühjahr 2021 einen neuen Investor. Sie übernahm am 1. April den Geschäftsbetrieb vom vormaligen indischen Gesellschafter. Der Eissmann-Konzern hat insgesamt rund 5.000 Beschäftigte und Standorte in Münsingen, Nürnberg, China, Großbritannien, Mexiko, Polen, der Slowakei, Tschechien, Ungarn sowie den USA.

Der Pirnaer Betrieb ist nach Druckguss Dohna der zweite Betrieb, der bereits zum zweiten Mal insolvent ist. Druckguss hat es beim zweiten Mal nicht geschafft. Ende 2023 war endgültig Schluss. Ein weiterer großer Betrieb, die Fluorchemie Dohna, wurde im vergangenen Herbst aus der Insolvenz heraus an einen Investor aus Kasachstan verkauft.