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Wo der Biber Burgen baut

Ein Radebeuler Wanderfreund sucht neue Wanderziele. Jetzt hat er den Heiligen Grund in Zschauitz entdeckt.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Klaus-Dieter Brühl

Zschauitz. Eigentlich sollte das Ziel möglichst ein Berg sein. Denn Henry Lehmanns Wandergruppe gehört zum SBB, dem Sächsischen Bergsteigerbund. Es sind zum großen Teil ehemalige Bergsteiger, die aus gesundheitlichen Gründen die Kletterei an den Nagel hängen mussten. Und die haben das Wandern als Alternative entdeckt und lieben es, wenn sie zumindest auf diese Weise einen Gipfel erreichen.

Unermüdlich ist Henry Lehmann deshalb unterwegs, um neue Routen zu planen. Die Touren müssen natürlich vorher alle abgelaufen werden. „Denn auf traditionellen, mit Wegweisern ausgeschilderten Wanderwegen bewegen wir uns eher selten“, sagt der Radebeuler und achtet darauf, dass nicht irgendwelche privaten Grundstücke durchwandert werden müssen. Schließlich ist es nicht schön, wenn man plötzlich vor einem Weidezaun oder einem verschlossenen Gatter steht. Über 100 solcher Wanderungen hat Lehmann in den vergangenen zehn Jahren schon erkundet, immer in der Region rund um Dresden, schätzungsweise in einem Radius von 50 Kilometern um die Landeshauptstadt herum. „Unsere Touren belaufen sich auf rund 100 Kilometer, das geht schon in Richtung Extremwandern“, erklärt der 65-Jährige. „Davon werden etwa drei Viertel in der Nacht gelaufen. Das ist dann reines Kilometerschrubben. Die restlichen 25 Kilometer werden am Tag gewandert, dann kommen auch die „normalen“ Wanderer dazu. Und vor allem für die werden immer schöne Ziele gesucht“.

Henry Lehmann ist Hydrauliker und arbeitete bis zum Ruhestand in einer Instandhaltungsfirma, die regelmäßig bei Kronospan im Einsatz war. Daher kennt er auch die Gegend recht gut. So kam er auf die Großenhainer Pflege – den zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Röder, Pulsnitz und Moritzburger Teichgebiet gelegenen Landstrich – als Wandergebiet. Berge gibt es hier eher nicht, das flache Land wird durch viele Seen und Teiche geprägt und – der Ausdruck „Pflege“ deutet schon darauf hin – intensiv landwirtschaftlich genutzt. Dafür bietet die Natur andere Sehenswürdigkeiten.

Vor den Toren Großenhains am Südrand der Stadtgrenze liegt Zschauitz. Dort erstreckt sich entlang dem Hopfenbach das Flächennaturdenkmal Heiliger Grund. Und hier findet der Biber ideale Lebensbedingungen. Deutlich zu sehen sind hin und wieder Nagespuren an den den Bach begleitenden Gehölzen, und mit etwas Glück findet man auch frische Biberspuren. Geht man den Weg weiter am Bach entlang, dann entdeckt man rund 500 Meter vom Ort entfernt eine Biberburg. Die Biber selbst wird man zumindest am Tage kaum zu Gesicht bekommen, denn die streng geschützten Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv.

Für die Wandergruppe soll aber die Zschauitzer Biberburg nur Zwischenstation sein. Weiter geht es in Richtung Medessen. Und dort gibt es nahe der Bahnlinie ein paar Hügelchen, die sich tatsächlich – man glaubt es kaum – die „Alpen“ nennen. So bekommen die Wanderfreunde dann also als krönenden Abschluss doch noch ihren Berg. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit, die jetzt vorbereitete Wanderung wird erst im Februar nächsten Jahres stattfinden. Also eine Winterwanderung. Und eins steht für Henry Lehmann fest: Gewandert wird auch bei Schnee.