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Viel Kritik an der "Klosterschenke"

Gäste, die im Gasthaus in Marienthal einkehren, sind zuletzt unzufrieden mit Essen, Personal und Wartezeiten gewesen. Die Äbtissin sieht darin eine Intrige.

Von Jan Lange
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Die Klosterschenke in Marienthal.
Die Klosterschenke in Marienthal. © Matthias Weber/photoweber.de

Frank Tzschoppe kommt viel herum und ist regelmäßig, zweimal im Jahr in Görlitz zu Gast. Dabei kehrt der aus Schwalmtal bei Mönchengladbach kommende Unternehmer in vielen Gaststätten ein. So wie vor Kurzem in der "Klosterschenke" in Marienthal. Mit dem Rad war er unterwegs, schaute sich im Kloster um und wollte danach zu Mittag essen. Die "Klosterschenke" war für den 68-Jährigen dabei der nächste Anlaufpunkt.

Das Gasthaus vor den Toren des Klosters kannte er von einem früheren Besuch und hatte es in guter Erinnerung. Die Speisekarte regte ihn an, einzukehren. Rindfleischsuppe und deftige Rindsroulade wurden unter anderem angeboten. Er bestellte kurzerhand beides.

Was folgte, gefiel Frank Tzschoppe gar nicht. "Die Suppe kam schnell, hatte aber nichts mit einer Suppe zu tun", kritisiert er. Sie sei sauer gewesen. Das sagte er der Bedienung und gab die Suppe zurück. Der Hauptgang war nicht besser. "Die Rouladen waren alles andere als Rouladen. Das Rotkraut kam ohne etwas aus dem Glas auf den Teller. Dazu gab's Schweinefleischsoße", bemängelt Tzschoppe. So wanderte auch das Hauptgericht zurück in die Küche. Das Essen sei "unterste Schublade" gewesen, findet er.

Der 68-Jährige will keine Begründungen, dass Corona der Gastronomie zugesetzt habe, gelten lassen. Er koche selbst und wisse, wie Essen zu schmecken habe, sagt Tzschoppe. Vor allem stört ihn auch, dass es keine Reaktion aus der Küche gab. "Wenn die Gäste alles zurückgeben, muss man ihnen doch entgegenkommen und etwas anderes anbieten", findet der Unternehmer.

Frank Tzschoppes Erlebnis scheint kein Einzelfall zu sein, dafür reicht ein Blick auf die Gästebewertungen der "Klosterschenke" bei Google. Etwa jede zweite Bewertung ist schlecht. Gerade bei den jüngeren Bewertungen finden sich viele negative Aussagen.

Die Gastwirte aus Marienthal scheinen - glaubt man den Google-Bewertungen, die von Google nicht überprüft werden - alles falsch zu machen, was in der Gastronomie falsch gemacht werden kann. Immer wieder wird das Personal kritisiert. Es sei unfreundlich, desorganisiert und überfordert. Gästen wird schon mal die Weiterfahrt empfohlen, wenn sie nur Getränke bestellen wollen, so wie es Klaus Müller erlebte.

Man müsse lange warten, um überhaupt seine Bestellung aufgeben zu können. Auch auf das Essen müssen die Gäste lange warten - oft eine Stunde und länger.

Essen ist "mittelmäßig" und "lieblos angerichtet"

Die Wartezeit könnte man verschmerzen, wenn das Essen lecker wäre. Aber auch hier hagelt es Kritik. Gäste beschreiben das Essen als "mittelmäßig", "lieblos angerichtet" oder kalt serviert. Dafür seien die Preise heftig und überteuert, meinen viele. Mehrfach kritisiert werden die Außensitze. Die Tische seien morsch, die Bänke kaputt. Immer wieder ist zu lesen, dass Gäste früher gute Erfahrungen mit der "Klosterschenke" hatten, diesmal aber total enttäuscht waren.

Das Kloster erklärte, dass Corona dem Wirtschaftsbetrieb - zu dem die Klosterschenke gehört - stark zugesetzt hat. "Wir haben zu keinem Zeitpunkt verheimlicht, dass wir seit der Pandemie große personelle Probleme im Gastronomiebereich haben. Dennoch bemühen wir uns mit allen Kräften, die eben nicht immer ausreichen, den Betrieb aufrechtzuerhalten", so Äbtissin Elisabeth Vaterodt, die auch Geschäftsführerin der Kloster St. Marienthal Wirtschaftsverwaltungsgesellschaft ist. "Nicht einmal übers Arbeitsamt ist es uns gelungen, den Mitarbeiterbedarf abzudecken! Aber andere wissen ja alles besser und erwarten zu viel."

Im Jahr 2020 machte die Wirtschaftsverwaltungsgesellschaft laut dem Kloster Verluste in Höhe von 353.000 Euro. Für 2021 wurden bisher keine Zahlen veröffentlicht.

Die GmbH hat auch eine neue Betriebsführung. Die Äbtissin vermutet den Versuch, die neue Leiterin zu kompromittieren und ins schlechte Licht zu rücken. Kritik an der Leiterin ist auch von Klosterkennern zu hören, so über ihren Umgang mit den Schwestern.

Die Fragen zu den Kritiken der "Klosterschenken"-Gäste beantwortet die Äbtissin nicht detailliert. Zur Außenbestuhlung erklärt sie, dass diese bereits unter dem ehemaligen Leiter der Klosterschenke ein großes Problem gewesen sei. Aus diesem Grund habe man neue Tische und Stühle angeschafft beziehungsweise geschenkt bekommen.

"Wenn Gäste nicht sofort bedient werden können oder aufgrund von Stress-Situationen mancher nicht immer freundlich drauf ist, dann gab es das früher schon", verteidigt sie das Personal der "Klosterschenke". Überzeugen kann sie die Kritiker damit wohl nicht.