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Sachsenstraße in Zittau: Wieder liefert ein Investor nur heiße Luft

Im Häuserensemble an der Sachsenstraße in Zittau grassiert seit Jahren Leerstand. Der neue Eigentümer hatte eine schnelle Sanierung angekündigt. Passiert ist bisher nichts.

Von Markus van Appeldorn
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Ingrid Lattig und ihr Mann sind die beinahe letzten verbliebenen Mieter an der Sachsenstraße. Sie glaubt keinen Versprechungen von Investoren mehr.
Foto: Markus van Appeldorn
Ingrid Lattig und ihr Mann sind die beinahe letzten verbliebenen Mieter an der Sachsenstraße. Sie glaubt keinen Versprechungen von Investoren mehr. Foto: Markus van Appeldorn © Markus van Appeldorn

Das historische Häuserensemble an der Zittauer Sachsenstraße scheint ein Trauerspiel ohne Ende zu bleiben. An dem Straßenzug mit den bröckelnden und sepiafarbenen Fassaden wohnen ohnehin kaum noch Menschen. Ein neuer Investor hatte im vorigen Jahr versprochen, alsbald mit einer umfassenden Sanierung zu beginnen und wieder Leben ins Quartier zu bringen. Was sich seitdem getan hat, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: nichts.

Ingrid Lattig (84) und ihr Mann Ehrfried (88) vom Haus Nummer 23 gehören zu den letzten Mohikanern im Quartier. Rundum Leerstand - und das seit Jahren. Das einzige, was an ihrem Haus fortschreitet, ist das Wachstum des Grases im Garten - teilweise schon über den Lattenzaun. "Früher kam hier alle zwei Monate jemand, der gemäht hat. Aber auf eigene Kosten mache ich das nicht", sagt sie. Was hat sie nicht alles schon für Versprechungen von Investoren gehört? Als ein erster Investor den Straßenzug 2015 von der städtischen Wohnbaugesellschaft Zittau erwarb, kündigte der eine Sanierung an. Doch außer dem Aufstellen eines Bauschildes, das mit einem schönen Bild von dessen Plänen kündete, tat sich so gut wie nichts. Schon nach dem ersten zaghaften Sanierungsstart an zwei Häusern geriet das Projekt finanziell in Schieflage, wurde unter Zwangsverwaltung gestellt.

Das leere Versprechen vom familienfreundlichen Quartier

Im Herbst 2022 kaufte dann eine in Berlin ansässige Immobilienfirma das Ensemble. Deren Projektbeauftragter Rolf Hartmann versprach für alle 110 Wohnungen "einen ordentlichen, zeitgemäßen Wohnstandard zu schaffen". Dazu würden in sämtlichen Häusern die Wasser- und Elektroleitungen getauscht. Alle Wohnungen sollten neue geflieste Bäder, neue Fenster und neue Böden erhalten. Teilweise wolle man die Häuser dann wieder verkaufen, teilweise behalten. Jedenfalls solle die Sachsenstraße wieder ein blühendes und besonders familienfreundliches Wohnquartier werden.

Und: Starten sollte die schrittweise Sanierung im Januar 2023. Der Januar kam und ging. Und es passierte: nichts. Eigentlich noch weniger als das. "Ich habe nicht einmal eine Abrechnung für die Heizkosten erhalten", sagt Ingrid Lattig. Für die Verwaltung hatte die Berliner Gesellschaft wieder den ursprünglichen Eigentümer ins Boot geholt, die Wohnbaugesellschaft Zittau. Deren Geschäftsführerin Uta-Sylke-Standke sagte damals gegenüber SZ: "Mein Bauchgefühl sagt mir: Das ist ein Investor, der hier wirklich auch etwas investieren will. Die Talos Wohnpark GmbH geht die Sache realistischer an als der Voreigentümer." Was ihre Meinung heute dazu ist, dazu war sie bislang nicht für SZ erreichbar - genauso wenig wie der Projekt-Beauftragte Rolf Hartmann. Der hatte SZ gegenüber zuletzt angegeben, dass bei der Talos nun eine eigene Projektgruppe für die Sachsenstraße zuständig sei. Seit dieser Erklärung sind auch wieder Monate ins Land gegangen.